zurück zur Startseite

Das Erbe der Einsamkeit

Im Südtiroler Vinschgau gibt es Dörfer, die sind das perfekte Labor für Genforscher: Bis vor 30, 40 Jahren hat hier niemand hinaus- oder hineingeheiratet. Von Alice Riegler

Stilfs, Martell, Langtaufers, das sind entlegene Bergdörfer im Vinschgau, auf steilen Hängen hingeklebt und schwer zu erreichen, bewohnt von Bergbauern, die der rauen Umwelt seit Jahrhunderten ihren Lebensunterhalt abtrotzen. Heimatfilmdörfer, bis vor wenige Jahrzehnte jedenfalls. Dann wurden Straßen gebaut, Strom- und Telefonleitungen verlegt, die Höfe angeschlossen an die Fernsehnetze. Die Bewohner, deren Vorfahren über Jahrhunderte hier aushielten, wurden mobil, gingen in die Städte, einige, nicht viele, kamen auch wieder zurück. Die Einsamkeit ging zu Ende. Ihr Erbe aber, das Erbgut der Nachkommen von Generationen von Bergbauern und -bäuerinnen, bildet nun einen vielversprechenden Gegenstand der Wissenschaft. Die Abschottung nämlich, der fehlende Austausch mit der Außenwelt hat eine hohe Homogenität der Gene bewirkt; die wiederum erleichtert die Arbeit der Genforscher erheblich. Dabei ist es die Abwesenheit von Vielfalt, die Ausschaltung von störender Varianz, die von Interesse ist, da sie eine Eingrenzung der Unterschiede auf relativ wenige Genregionen erleichtert. Deshalb wird nun bereits seit einigen Jahren das Erbe der Abgeschiedenheit, das „genetische Material“ der Stilfser, Marteller und Langtauferer Bevölkerung in einer Studie der Europäischen Akademie (Eurac) in Bozen untersucht.

Untersuchungen, die das Erbgut abgeschiedener oder isolierter Bevölkerungen erforschen, haben sich während der letzten Jahre und besonders seit der Entschlüsselung des menschlichen Genoms im Jahr 2000 rasch verbreitet. Den Anfang in Europa machte eine Untersuchung namens Finnish disease heritage, die zur Identifizierung fast 40 monogener Erkrankungen, die in der Bevölkerung Finnlands gehäuft auftreten, geführt hat. Diese Entdeckung verdankt sich den besonderen demographischen Eigenschaften der skandinavischen Bevölkerung: eine kleine Anzahl an Gründern, lang dauernde Isolation, rasches Wachstum und mehrere genetische Flaschenhälse, die sich auf das Erbgut der Finnen ausgewirkt haben. Aus ähnlichen Gründen zog kurz darauf Island die Aufmerksamkeit der Genforscher auf sich. Die genealogischen Daten aller Inselbewohner wurden von dem biopharmazeutischen Unternehmen deCode Genetics käuflich erworben, was zu Unbehagen und wütenden Protesten führte.
Nach einiger Zeit begann man auch in Italien mit dem genetischen Studium von Isolatbevölkerungen. Seit den 90er Jahren wird etwa in Sardinien das Erbgut der Bewohner der entlegenen Region Ogliastra untersucht. Einige süditalienischen Gebiete in Apulien und Kampanien und mehrere alpine Täler der Lombardei, des Veneto und Südtirols gehören zum 2004 gegründeten Consorzio isolati genetici italiani. Das in Bozen angesiedelte Forschungsprojekt ist seit 2006 auch Mitglied des European research network on special populations (Eurospan), in dessen Rahmen die geographischen Isolate der schottischen und kroatischen Inseln, die linguistische Minderheit der Saami in Skandinavien und einige religiöse Isolate Südhollands untersucht werden.

Abgeschiedenheit im Blickfeld

Überall auf der Welt wurden also in den letzten Jahren isolierte Bevölkerungen entdeckt, die das Studium der menschlichen Gene und der Ursachen von Krankheiten vereinfachen. Da sollte es nicht wundernehmen, dass auch die sprichwörtliche Abgeschiedenheit Südtiroler Bergbauerndörfer ins Blickfeld der Forscher gerückt ist.
Ausgangspunkt für die Erforschung genetisch bedingter Krankheiten in Südtirol war das 1996 durchgeführte Neuro Epidemiologic Project South Tyrol (NEPT). Eine Gruppe aus 15 Allgemeinmedizinern untersuchte die Häufigkeit und Verteilung des Parkinson-Syndroms in der Region und fand heraus, dass im Westen Südtirols eine besondere Form, die durch einen frühzeitigen Krankheitsbeginn gekennzeichnet ist, vorherrschend war. Diese Art von Parkinson, bei der genetische Ursachen relevant sind, trat außerdem in bestimmten Großfamilien, deren Genealogien sorgfältig rekonstruiert wurden, gehäuft auf. Als 1997 in Amerika das erste Parkinson-Gen ausfindig gemacht wurde, wurde sich der Neurologe Peter Paul Pramstaller, der das Projekt NEPT ins Leben gerufen hatte, des Forschungspotentials in Südtirol bewusst. Ähnlich wie Parkinson konnte man, wenn die Bevölkerung isoliert war, auch andere Erkrankungen erforschen.

Was aber sind die Kriterien, die eine „isolierte“ Bevölkerung ausmachen? Südtirol als deutschsprachige Region Italiens ist zunächst einmal ein linguistisches Isolat. Dass die Sprachgrenzen auch den Austausch von Genen verhindern, wurde durch mehrere Studien belegt, die im Falle Südtirols durch die verschiedene Zusammensetzung des Erbguts der Ladiner bestätigt werden. Die Mobilität – und infolgedessen der Gen­austausch – wurden hierzulande noch dazu durch die geographischen Gegebenheiten des Territoriums eingeschränkt. In zweifacher Hinsicht entsprachen die Südtiroler also den Voraussetzungen, um als Isolatbevölkerung in Frage zu kommen. In einem nächsten Schritt musste diese Hypothese allerdings in komplizierten genetischen Forschungen bestätigt werden. Die Untersuchung der genetischen Marker, die aus den DNA-Proben der Bewohner verschiedener Südtiroler Täler stammten, hat für alle Täler einen zumindest moderaten Grad an Isolierung bestätigt. Diese Isolierung erreicht allerdings in einigen entlegenen Seitentälern bedeutend höhere Werte: Durch historische und genealogische Forschungen konnten mehrere Bergsiedlungen identifiziert werden, die im Rahmen des mittelalterlichen Siedlungsausbaus und der Höhenkolonisation von wenigen Familien gegründet worden waren und deren Bevölkerungen keinen oder nur sehr geringen Genaustausch mit anderen Bevölkerungen gehabt hatten. Diese Eigenschaften machten zusammen mit dem langsamen Bevölkerungswachstum und dem hohen Grad an Blutsverwandtschaft diese kleinen Siedlungen zum idealen Forschungsgebiet. Dazu gehören die bisher untersuchten Dörfer Stilfs, Langtaufers und Martell, die sich alle im Vinschgau befinden.

Keine Vermischung

Über Jahrhunderte hinweg waren viele Einwohner dieser Siedlungen notgedrungen ausgewandert, aber nur wenige kamen in die Gemeinschaft neu dazu. Die letzte nennenswerte Einwanderungsbewegung hat sich z. B. in Martell während der kurzen Belebung des Bergbaus um 1700 zugetragen. Und sogar in diesem Fall vermischten sich sehr wenige der angereisten Nordtiroler Knappen mit der lokalen Bevölkerung. Eheschließungen waren nämlich fast immer endogam, blieben also innerhalb der Dorfgemeinschaft. Die Männer waren als Bauern ortsverbunden; sie mussten im Dorf bleiben und hatten wenig Gelegenheit, jemanden von außerhalb kennen zu lernen. Dazu kamen wirtschaftliche und soziale Überlegungen. Eine einheimische Frau zu ehelichen brachte in vielerlei Hinsicht Vorteile mit sich, auswärtige Frauen – selbst wenn sie aus dem Nachbarsdorf stammten – wurden innerhalb der Dorfgemeinschaft nur schwer akzeptiert. Sie wurden beschuldigt, die Hochzeits­chancen der ortsansässigen Frauen zu mindern. Derartige Ausfälle ereigneten sich laut Zeitzeugen bis in die Nachkriegszeit hinein. Besitzlose Taglöhner, die saisonelle Migrationen unternahmen, hatten noch am ehesten Aussichten auf eine exogame Ehe, aber auch in diesen Fällen blieben die Eheschließungen meistens innerhalb des Vinschgaus. Trotz der wirtschaftlichen Kontakte und der geographischen Nähe Martells zum angrenzenden italienischsprachigen Rabbi wurde z. B. keine einzige Eheverbindung zwischen den beiden Dörfern eingegangen.

In einem Dorf, in dem alle Einwohner in einem gro­ßen Verwandtschaftsnetz miteinander verbunden wa­ren, waren häufige Ehen zwischen Blutsverwandten die unvermeidbare Folge. So wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts in Stilfs ca. ein Viertel, in Martell sogar ein Drittel aller Ehen innerhalb der Großfamilie geschlossen. Nachdem in den Dörfern des Vinschgaus die sogenannte Realteilung praktiziert wird, war die Ehe zwischen Verwandten zudem eine wirksame Strategie, um die Zerstückelung des Familienbesitzes zu verhindern. Allerdings waren Ehen zwischen Verwandten nicht unbedenklich, weswegen sie der Genehmigung durch die Kirche oblagen. Um eine solche Genehmigung zu erlangen, musste ein gültiger Beweggrund angegeben werden. Am häufigsten wurde dabei in den Dispensansuchen die angustia loci, die Enge des Ortes, genannt, die es erschwerte, einen nicht verwandten Partner zu finden. Weiters wurde auch die aetas superadulta oratricis, das fortgeschrittene Alter der Antragstellerin, als Anlass akzeptiert: Eine Frau, die älter als 24 Jahre alt war und deshalb nur noch wenig Chancen hatte, einen Ehemann zu finden, musste sich mit einem Familienangehörigen zufrieden geben. Ehen zwischen Vettern und Cousinen ersten Grades stellten in den Vinschgauer Dörfern jedoch eine Ausnahme dar. Die Haltung der örtlichen Geistlichen war es auch, davon abzuraten. Nachdem jede Dispens bezahlt werden musste und der Preis mit dem Verwandtschaftsgrad anstieg, war es noch dazu wirtschaftlich günstiger, einen Cousin zweiten oder dritten Grades zu ehelichen. 1845 kos­tete innerhalb des Bistums Trient die Ehe mit einem Erstcousin mehr als ein zweijähriger Ochse in Stilfs!

Hintergrundgeräusche

Die Bozner Wissenschaftler sind nicht die ersten, die sich dieser demographischen Eigenschaften entlegener Bergdörfer bewusst sind. Anfang der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde vom Comitato italiano per lo studio dei problemi della popolazione eine umfangreiche Feldstudie zur Blutsverwandtschaft im Vinschgau und ihren Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung durchgeführt. Abgesehen von den ideologischen Obertönen der Forschungsarbeit – die Demographie und die Genetik als Wissenschaften wurden in Italien unter dem faschistischen Regime eingeführt – kann die damalige Untersuchung als fortschrittlich betrachtet werden: Bereits 1937 mahnten die Forscher zur Eile bei dieser Art von Studie, weil die Isolierung der Dörfer bald zu Ende gehe.
Natürlich hat sich mit dem Ende der reinen Agrarwirtschaft und der Verbesserung der Transportwege und -möglichkeiten in den untersuchten Dörfern einiges verändert. Die Isolierung der Vergangenheit, das Jahrhunderte lange Beharren auf die fast gleichen Lebensgewohnheiten und die gleiche Umwelt haben aber dazu geführt, dass die Gene der Dorfbewohner heute noch relativ homogen sind und so die Suche nach genetisch bedingten Krankheiten vereinfachen. Die Homogenität der Gene erlaubt es den Wissenschaftlern, ihren Gegenstand einzugrenzen und „Hintergrundgeräusche“ auszublenden.

Die Humangenetik hat es an sich, dass man den Forschungsgegenstand erst überzeugen muss, sich zur Untersuchung bereit zu stellen. Der „Dreh“ der Studien der Vinschger Gene liegt darin, dass individuelle Krankengeschichten, genetisches Material und rekonstruierte Stammbäume kombiniert werden, um Ursachen von wiederkehrenden Krankheiten zu erforschen.
Man musste also die Dorfbewohner selbst überzeugen. Das erste Dorf, das für die Untersuchung ausgewählt wurde, war Stilfs, ein Bergdorf wo „selbst die Hühner Steigeisen tragen“. Die Unterstützung der wichtigsten Dorfinstitutionen war dafür unentbehrlich und erfolgte prompt. Die für die Dörfer zuständigen Allgemeinmediziner hatten bereits vor Projektbeginn einer Mitarbeit zugestimmt. Der Stilfser Bürgermeister freute sich über die möglichen Schlagzeilen in den Medien, derjenige von Martell spekulierte über die potentielle Entdeckung eines Marteller Gens. Doch noch wichtiger war die Unterstützung durch die Kirche, die – für manche überraschend – den Forschungen ihren Segen gab. Es heißt, der Pfarrer von Stilfs habe selbst von der Kanzel aus zur Projektteilnahme aufgerufen. Das Einverständnis der Kurie war denn auch notwendig, um Einsicht in die Pfarrarchive und die genealogischen Daten aus den Kirchenmatrikeln zu bekommen.

Bei einer Informationsveranstaltung wurde der Bevölkerung daraufhin das Forschungsprojekt vorgestellt und mehr als die Hälfte der Dorfbewohner meldete sich zur freiwilligen Teilnahme. Dabei mag die Möglichkeit, vor Ort in den Genuss einer kostenlosen Gesundheitskontrolle samt EKG sowie Urin- und Bluttest zu kommen, in manchen Fällen den Ausschlag gegeben haben; in anderen die Unterstützung durch Pfarrer und Bürgermeister – oder der Umstand, dass die Leiter des Projekts selbst gebürtige Südtiroler sind. Parallel zur Blutabnahme, den ärztlichen Visiten und dem Sammeln von Informationen und Krankengeschichten, die durch Fragebögen erhoben wurden, wurde mit der genealogischen Rekonstruktion begonnen. Die Kirchenbücher sind vom Konzil von Trient (1545 – 1563) eingeführt worden, sie ermöglichen die Erstellung von Stammbäumen über rund 400 Jahre oder ca. zwölf Generationen hinweg. Die verschiedenen Familienstammbäume wurden schließlich in einem einzigen großen Dorfstammbaum miteinander verbunden. Diese meterlangen Genealogien umfassen ca. 13.500 Personen für Stilfs, 23.000 für die Gemeinde Graun (zu der Langtaufers gehört) und 11.000 für Martell – und bestätigten die Hypothese der Gründerpopulation: Fast alle Dorfbewohner konnten auf wenige Paare zurückgeführt werden, die bis zu 1200 Nachfahren zählen.

Unruhige Beine

In einem nächsten Schritt wurde untersucht, wie genetische Faktoren, Umwelt und Lebensgewohnheiten in Bezug auf komplexe Erkrankungen etwa des Herz-Kreislauf-Systems, des Magen-Darm-Traktes oder neuro­logische Krankheiten zusammenwirken. Den Ausgangspunkt der Forschung stellen die Genealogien dar. Durch eine systematische Analyse der Stamm­bäume und ihrer Verästelungen werden Familien ausgesucht, in denen bestimmte Erkrankungen gehäuft auftreten. Bisher konnten z. B. mehrere Großfamilien gefunden werden, deren Mitglieder vom Syndrom der unruhigen Beine (restless legs syndrom, RLS), einer ziemlich weit verbreiteten neurologischen Erkrankung, betroffen sind. Diese Krankheit, die bereits 1685 von einem englischen Arzt beschrieben wurde, äußert sich durch einen unbändigen Bewegungsdrang in den Beinen und kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Das Erbgut der ausgesuchten Familien wurde anschließend molekulargenetisch durch eine Kopplungs­analyse (linkage analysis) untersucht. Diese Tech­nik ermöglichte es, in Bozen die weltweit vierte und gleichzeitig kleinste Chromosomenregion, die für das RLS-Syndrom verantwortlich ist, ausfindig zu machen. Die Resultate der Untersuchung wurden vergangenen Oktober im American Journal of Human Genetics veröffentlicht und stellen den ersten konkreten Erfolg des Forschungsprojektes in Südtirol dar. Das Fortbestehen der Studie ist somit für die nächsten Jahre gesichert. Zugleich treten mit dem Fortschreiten der Untersuchung aber auch die damit verbundenen ethischen Probleme klarer zu Tage. Die Lokalisierung einer genetischen Region, die zu dem Syndrom unruhiger Beine beiträgt, mag unspektaktulär klingen. Sollten die Ergebnisse der Forschungen aber irgendwann dazu führen, dass ein Medikament zur Prävention oder Linderung des RLS entwickelt werden kann, wäre dies ein großer Schritt für die Medizin – und die Gewinnmöglichkeiten enorm. Dieses Gedankenspiel veranschaulicht denn auch die ethischen Implikationen eines Projekts wie jenem der Südtiroler Bergdörfer. Deshalb arbeitet seit 2005 in Bozen auch eine Bioethikerin, die sich neben der Überwachung des Datenschutzes vor allem mit der Frage beschäftigt, welchen Nutzen die teilnehmende Bevölkerung, deren Gene der Wissenschaft als Gegenstand dienen, aus den Ergebnissen der Forschung ziehen kann.

Der wirtschaftliche Aspekt der Forschung wurde bereits zu Projektbeginn durch eine Vereinbarung mit den finanzierenden Institutionen geklärt: Falls sich die Ergebnisse irgendwann vermarkten ließen, würden die Erträge ausschließlich dem lokalen Sanitätswesen zugutekommen. Eine solche Entwicklung würde allerdings noch jahrzehntelange Forschung vor­aussetzen. Als Beispiel hierzu bietet sich das am Gardasee gelegene Dorf Limone. Einige Bewohner dort verfügen nämlich über ein erstaunliches Apolipo-Protein, das eine rasche Beseitigung der Fette in den Arterien bewirkt und somit eine Verunreinigung der Blutgefäße verhindert. Dies verdankt sich einer genetischen Mutation, die auf einen Dorfbewohner aus dem 18. Jahrhundert zurückgeführt werden kann. Dieses Apolipo-Protein „A-1 Milano“ wurde durch Zufall Ende der 70er Jahre entdeckt und seitdem erforscht. Ein amerikanischer Pharmakonzern hat nun auf Basis der Untersuchungen ein Medikament entwickelt, das demnächst vermarktet werden soll.

Was gefunden?

Ein weiterer Nebeneffekt der Studienteilnahme ist ein erhöhtes Gesundheitsbewusstsein und die Möglichkeit zur Prävention und Früherkennung häufiger Erkrankungen. So wurde das RLS, das gemeinhin schwer erkannt wird, bei manchen Teilnehmern erst im Laufe der Studie diagnostiziert; die erste Südtiroler RLS-Selbsthilfegruppe wurde 2006 gegründet. Dazu hat das Bewusstsein, als Gemeinschaft zu wissenschaftlichem Fortschritt beizutragen, bei der hohen Teilnahme wahrscheinlich ebenfalls eine Rolle gespielt. Und es scheint, als seien die meisten Dorfbewohner mit ihrer Entscheidung bis jetzt zufrieden. Doch wird ihre Geduld auf die Probe gestellt, da derartige Forschung nicht zu unmittelbaren Ergebnissen führt. Die am häufigsten gestellt Frage an die Forscher ist denn auch: „Und, hobs schun epps gfunden?“. Schwer zu verstehen ist für die meisten Teilnehmer auch, warum sie die für sie hochinteressanten Familienstammbäume nicht einsehen dürfen: Das italienische Datenschutzgesetz, eines der strengsten in Europa, erlaubt dies nicht. Der Zugang zu Daten, die dritte Personen, selbst wenn sie  Familienangehörige sind, betreffen, ist nicht gestattet und der Wissbegier wird somit ein Riegel vorgeschoben.

Der Ausgang und weitere Ergebnisse der Forschungen sind noch nicht abzusehen, und weitere Studien befinden sich bereits im Planungszustand. Auch diese werden aber als Bedingung des Erfolgs die Teilnahmebereitschaft der Untersuchten gewinnen müssen. Und wer weiß, vielleicht steht am Ende ja doch noch die Entdeckung eines Vinschger Gens?

 

im Heft weiterblättern


Email

registrieren

Ihre Email-Adresse wurde bei uns registriert und zur Liste der Newsletter-Abonnenten hinzugefügt.
Sie erhalten in Kürze ein Bestätigung per Email.