zurück zur Startseite

Alois und Eva

Das „Tagebuch der Eva Braun“, 1948 als Sensationsfund publiziert, wurde bald als Schwindel entlarvt. Die Spuren zum Urheber der Fälschung führten nach Südtirol – zu Luis Trenker. Eine Bestandsaufnahme mit neuen Erkenntnissen von Roman Urbaner

Mit einem lauten Knall trat am 3. September 1948 das neue bayrische Blatt Wochenend in die Welt: Gleich in seiner ersten Nummer begann die „Bilderzeitung zur Erholung vom Alltag“ mit der Veröffentlichung des neu entdeckten „Tagebuchs der Eva Braun“. „Natürlich nicht um der Sensation willen“, wie die Herausgeber geflissentlich anmerkten.1 In einer Artikelserie wurden nun die privaten – und mitunter schreiend komischen – Aufzeichnungen der Lebens- und Todesgefährtin Adolf Hitlers aus dem Zeitraum 1937 bis 1944 abgedruckt, die alles auftischten, was eine schmuddelige Sex-and-Crime-Kolportage ausmacht. Bei den intimen Einblicken ins lächerliche Privatleben der NS-Artistokratie wurde jedoch so dick aufgetragen, dass es schwer fällt zu glauben, irgendjemand habe die Notizen für bare Münze genommen.

Schon nach der zweiten Nummer erwirkte der Anwalt der Familie Braun beim Landgericht München eine einstweilige Verfügung, die den weiteren Abdruck untersagte.2 Die Kläger, denen sich auch Leni Riefenstahl anschloss, hatten eine Reihe von Zeugen aufgeboten, die das Tagebuch rasch als Fälschung entlarvten: Traudl Junge3, die inzwischen zu Filmruhm gelangte Hitler-Sekretärin, die im Führerbunker mit Eva Braun zusammengelebt hatte, widersprach den Angaben, Hitler habe seine Geliebte gezwungen, rehlederne Unterwäsche zu tragen („Ihre Wäsche unterschied sich in nichts von den üblichen Stücken und war keinesfalls aus Leder!“). Die Behauptung, Hitler habe seine Körperhygiene auf Fußbäder beschränkt, widerlegte sein Chauffeur4, der angab, dass es „zu seiner ersten Pflicht gehört habe, überall zuerst ein heißes Bad zu richten“.5
Die Herausgeber hingegen hatten als „Original“ nur ein mit Schreibmaschine getipptes Manuskript vorzuweisen, das weder eine Unterschrift noch handschriftliche Vermerke aufwies.

Die Wochenzeitung konnte den Abdruck daraufhin nur noch unter dem geänderten Titel „Das geheimnisvolle Tagebuch – sensationelle Aufzeichnungen aus der Umgebung Hitlers“ zu Ende führen.6 Hohn und Spott ergossen sich in der Folge vor allem über Luis Trenker, der als Urheber der Fälschung zwar ins Visier der Presse geriet, aber von der deutschen Nachkriegsjustiz als Ausländer damals nicht strafrechtlich belangt werden konnte. Der Südtiroler Bergsteiger, Buchautor und Filmemacher hatte sich, wie die Wochenend-Herausgeber nicht müde wurden zu betonen, für die Echtheit des „Zeitdokuments“ verbürgt. Niemand anders als Eva Braun selbst habe ihm das Manuskript im Winter 1944 in Kitzbühel anvertraut – für den Fall, dass ihr etwas zustoßen würde. Erst Ende 1945 habe sich Trenker dann des verschnürten und versiegelten Pakets erinnert und es im Beisein des Bozner Notars Max Fioresi und des Italienvertreters der US-Agentur Cosmos-Aga geöffnet. Was zum Vorschein kam, war ein 89 Blatt umfassendes Bündel: das geheime Tagebuch der Eva Braun.7
Dass Trenker und Braun einander tatsächlich mehrmals begegneten, ist bekannt. Etwas abenteuerlicher wird es freilich, wenn es um die delikaten Umstände ihrer Treffen geht. Folgt man Trenkers Angaben,lernte er Braun erstmals 1937 bei einer Einladung in einer Münchner Villa kennen: „Sie hat sich beim Tanzen etwas angeschmiegt, das hat man ja ganz gern. Ich habe ihr ein bißchen auf den Hintern geklopft und sie ein wenig an mich gedrückt, wie man das halt so macht. Erst auf dem Nachhauseweg im Auto erfuhr ich von meinem Freund, dem Bildhauer Thorak, daß sie Eva Braun heiße und die Geliebte Adolf Hitlers sei. Thorak sagte: ‚Heut’ hast du dich aber sauber danebenbenommen – du hast der Geliebten des Führers auf den Hintern auffi klopft.‘“ Hitler habe seiner Eva daraufhin „eine fürchterliche Szene gemacht“.8

Trenker setzte alle Hebel in Bewegung, um das Tagebuch an die Öffentlichkeit zu bringen: „Sie werden verstehen, daß so wichtige Aufzeichnungen (…) von mir nicht versteckt oder verbrannt werden konnten.“9 Und seine Bemühungen hatten Erfolg: Im Juli 1948 gingen zunächst die italienische und die französische Ausgabe in Druck. Die französische erschien, mit einigen Fotografien versehen, in Paris in einer Auflage von 2.000 Stück.10 Die italienische Übersetzung, die Franz Glaentzer11 besorgte, brachte der Verlag Faro unter dem Titel „Il mio Diario“ in Rom heraus.12 Dem eigentlichen Tagebuch wurde nun in beiden Fällen ein Aufsatz über Hitlers Liebesleben vorangestellt, der offenbar eigens als Begleittext zur Edition verfasst worden war; als Autor zeichnet ein gewisser Douglas L[awrence] Hewlett, der als Deutschland-Vertreter des US-Medienkonzerns Hearst Press gearbeitet haben will, über den aber darüberhinaus nichts in Erfahrung gebracht werden konnte.13

Die englische Ausgabe gelangte erst ein Jahr später, nämlich 1949, in die Buchhandlungen.14 Nun enthält zwar auch dieser Band den einleitenden Aufsatz; allerdings fehlt plötzlich jeder Hinweis auf dessen angeblichen Autor Douglas Lawrence Hewlett, stattdessen nennt das Titelblatt jetzt Paul Tabori als Herausgeber.15 Dies legt zwar nahe, dass Tabori (übrigens der Bruder George Taboris) die Übersetzung vorgenommen hat, doch lässt sich daraus nicht ohne weiteres ableiten, dass Tabori auch bei der Herstellung des Manuskripts seine Finger mit im Spiel hatte. Ganz auszuschließen ist dies aber nicht; schließlich war Tabori dem Erotikgenre16 und publizistischen Schelmenstücken nie ganz abgeneigt, wie das Beispiel eines frei erfundenen Thomas-Mann-Interviews im Pester Lloyd beweist.17

Ein Vergleich der Editionen ist auch in anderer Hinsicht aufschlussreich: Während die französische Ausgabe – ebenso wie die englische – ausdrücklich Luis Trenker als Gewährsmann für die Echtheit anführt, bringt die italienische Ausgabe eine zweite Überlieferungsgeschichte ins Spiel. In der Einleitung zu „Il mio Diario“ erklärt Hewlett, dass dem Buch ein Typoskript zugrunde liege, das Angehörige der alliierten Militärpolizei im Sommer 1945 in einer Kiste mit Geheimunterlagen aus dem Reichssicherheitshauptamt entdeckt hätten. Die Erklärung, Braun selbst habe Trenker das Tagebuch zugesteckt, wird zwar auch hier – ohne Trenker namentlich zu erwähnen – vorgebracht, doch nur, um die exakte Übereinstimmung beider Kopien zu unterstreichen.18
In der gesamten italienischen Ausgabe sucht man, obwohl die englische Fassung wiederholt Luis Trenker als Quelle anführt, jede namentliche Erwähnung Trenkers vergebens. Statt Trenker zitiert das italienische Buch nur einen „österreichischen Filmkünstler“ mit den Initialen „B. C.“. Nimmt man nun auch die französische Ausgabe unter die Lupe, wird klar, dass sich hinter dem Pseudonym Hewlett kein anderer als Luis Trenker (bzw. sein Ghostwriter) verbirgt. Denn just bei jenen Abschnitten, in denen die englische Ausgabe ausführlich Luis Trenker zu Wort kommen lässt (und die den Lesern später auch in dessen Memoiren wieder begegnen werden), tritt in der französischen Version der Autor D. L. Hewlett als Ich-Erzähler auf. Wo Eva Braun in der englischen Fassung ihr Gegenüber einmal als „Dear Herr Trenker“ (S. 35) anspricht, tut sie dies in der Pariser Ausgabe mit „Cher monsieur Hewlett“ (S. 49).19

Nun ist erklärlich, dass sich der italienische Staatsbürger Luis Trenker 1948 in Italien nicht zu sehr exponieren wollte und es deshalb vorzog, alles zu vermeiden, was seine Nähe zu Hitlers Hofstaat in Erinnerung rufen könnte. Offen bleibt hingegen, warum man 1949 in London plötzlich meinte, auf die früheren Vorsichtsmaßnahmen (die Nennung Hewletts als Herausgeber und die Nicht-Nennung Trenkers als Quelle) verzichten zu können.
In ihrer englischen Fassung war zudem die Erörterung von Hitlers Liebesleben um einige boshafte Absätze über Leni Riefenstahl erweitert worden. Schon im Jahr zuvor, als die Presse genüsslich aus dem „Journal Intime“ zitiert und dabei auch nicht Lenis angebliche Nackttänze auf dem Obersalzberg zu erwähnen vergessen hatte, machte dies ihre Bemühungen, die Alliierten zur Freigabe ihres beschlagnahmten Vermögens zu bewegen, zunichte. Daraufhin hatte Riefenstahl beim Prozess energisch Partei für die Familie Braun ergriffen. Wenn das Buch nun wenig später plötzlich zu neuen Seitenhieben gegen Riefenstahl ausholt, kann man darin eine Retourkutsche gegen Trenkers ehemalige Film- und Bettgefährtin vermuten. Und Riefenstahl nahm die Angriffe durchaus persönlich: Nach so vielen Lügen seien „diese Diffamierungen (…) nun die böswilligsten (…), dümmsten.“20

Das unechte Tagebuch fand jedenfalls reißenden Absatz21. Nerin E. Gun, der eine Biografie über Eva Braun22 verfasste, hegte ebenfalls keine Zweifel an der Urheberschaft Trenkers und meinte noch 20 Jahre später, gegen das Zerrbild anschreiben zu müssen, das sich infolge des Tagebuchs festgesetzt habe. Dieses „führte nicht nur die Leser im In- und Ausland, sondern auch ernsthafte Historiker in die Irre. Obwohl das Buch aus den Katalogen aller seriösen Bibliotheken inzwischen gestrichen wurde, hat es in der Vorstellungswelt der breiten Öffentlichkeit eine Eva Braun geschaffen, die es nie gegeben hatte.“23

Jahrzehnte später hat sich dann ein englischer Verlag des Tagebuchs erinnert und es im Jahr 2000 neu aufgelegt. Davon, dass der Schwindel eigentlich schon 1948 aufgeflogen war, erfährt der Leser nichts.24 Dabei hatte sich schon im Münchner Prozess herausgestellt, dass es sich beim Tagebuch nicht nur um eine plumpe Fälschung handelte, sondern auch um ein Plagiat. Wer auch immer das Buch verfasst hatte, er hat auf jeden Fall kräftig bei den skandalträchtigen Memoiren der Gräfin Larisch (1858–1940), der Nichte von Kaiserin Elisabeth, abgekupfert. Larisch, der eine unselige Rolle bei der Tragödie von Mayerling nachgesagt wurde und die daraufhin bei Sissi in Ungnade fiel, hatte mit der Drohung, die k. u. k.-Schmutzwäsche öffentlich auszubreiten, jahrelang Unsummen erpresst.25 Als der Geldstrom aus der kaiserlichen Schatulle dann aber versiegte, brachte sie 1913 ein Erinnerungsbuch heraus, das den Mayerling-Skandal in neuem Licht erscheinen ließ.26

Es bedarf nun keiner ausgefeilten philologischen Expertise, um im angeblichen Braun-Manuskript das gräfliche Original wiederzuerkennen. „Baronesse Marie Vetsera wurde zu Eva Braun, Kronprinz Rudolf zu Hitler, das Jagdschloß Mayerling zum Berghof“, merkt der Historiker Leopold Steurer dazu an.27 So fanden die exzentrischen Vergnügungen von Erzherzog Otto fast wortwörtlich Eingang in das Tagebuch der Eva Braun (wobei es nun der fränkische Gauleiter und Stürmer-Herausgeber Julius Streicher war, der sich solcherart die Zeit vertrieb). Bei Larisch heißt es: „Eines Abends soupierte der Erzherzog mit einigen Damen bei Sacher (…). Plötzlich erschien er stockbetrunken auf der Treppe des Restaurants, nur mit Handschuhen, Mütze und Säbel bekleidet. (…) Eine Hauptbelustigung Ottos bestand darin, einen Ochsen tage- und nächtelang dürsten, ihn dann übermäßig trinken und qualvoll sterben zu lassen.“28 Im Braun’schen Tagebuch liest sich das dann so: „Streichers Lieblingsspiel ist es (…), einen großen Ochsen tagelang in der Hitze dürsten zu lassen und ihm dann so lange zu saufen zu geben, bis er platzt. (…) Abends gab es natürlich eine furchtbare Sauferei, die damit endete, daß Streicher um Mitternacht zur allgemeinen Erheiterung nur mit Gauleitermütze, Handschuhen, Stiefeln und einem umgeschnürten Säbel bekleidet auf der Treppe erschien.“29

An einer anderen Stelle widmet sich Gräfin Larisch den Marotten von König Ludwig II.: „In Neu-Schwanstein ließ sich der König bei Tische nicht bedienen. Wenn er auf eine Feder drückte, versank sein runder Eßtisch durch eine Öffnung im Fußboden, der nächste Gang wurde hingestellt, und der Tisch stieg wieder zum Eßzimmer empor. Etliche Flaschen Sekt standen in Eiskühlern neben dem König, und wenn der Tisch nicht schnell genug wiederkehrte, schleuderte er einige Flaschen durch das Loch hinunter.“30 Und auch diese Zeilen finden sich im Tagebuch wieder; nur dass sich der verwirrte Bayernkönig inzwischen in Joseph Goebbels verwandelt hat: „Wenn man mit Joseph zu zweit ißt, gibt es keine Bedienung. Das hat er sich für seine zahlreichen privaten Abenteuer ganz schlau ausgedacht. Er drückt nur auf einen Knopf und der runde Eßtisch verschwindet langsam in der Versenkung durch eine Oeffnung im Fußboden. Drunten wird der nächste Gang draufgestellt und dann erscheint der Tisch wieder oben. (…) Jemand hat mir erzählt, dass Joseph meistens den Wein neben sich stehen hat und in seiner Ungeduld gelegentlich eine Flasche in die Versenkung pfeffert, wenn das Servieren zu lange dauert.“31

Von solchen Beweisen wollte Trenker auch später nichts wissen. Er habe, gab er noch 1976 an, „nie im Leben etwas von einem Tagebuch der Gräfin Larisch gelesen oder gehört“, außerdem sei er überzeugt, dass „das angebliche Werk der Gräfin Larisch gar nicht existiert“.32
Dass die Spur der Fälschung nach Südtirol führt, ist freilich kein Zufall. Inmitten eines zerstörten Europas diente das „Niemandsland“ Südtirol, von dem noch niemand wusste, ob es bei Italien verbleiben würde, als Drehscheibe für allerlei obskure Aktivitäten, an denen auch Luis Trenker seinen Anteil hatte. Als er 1945 nach Südtirol zurückkehrte und vorerst vergeblich versuchte, seine Filmkarriere wieder in Schwung zu bringen, musste er zusehen, sich und seine Familie – alles in allem ein Neunpersonenhaushalt – finanziell über die Runden zu bringen.33 Er verkaufte Zitronen und Rucksäcke nach Österreich und schmuggelte im Gegenzug Salz nach Südtirol. „In unserem Hinterhof“, erinnerte sich sein Sohn später an den blühenden Schwarzhandel, „stapelten sich Lastautoladungen mit
Speisesalz aus Ebensee, außerdem Autoreifen und Schreibmaschinen; mit allem möglichen wurde gehandelt.“34 So auch mit Fälschungen mittelalterlicher Kunstwerke, die Trenker mit seinem Wagen in die Schweiz brachte. Nach der Herkunft der Stücke fragte damals wohlweislich niemand. „So stehen heute einige Dutzend solcher ‚alter Meister‘ in Schweizer Domizilen und erfreuen ihre ahnungslosen Besitzer.“35

Schon gegen Kriegsende hatten viele Nazigrößen ihre Familien nach Südtirol in Sicherheit gebracht, nun folgten ihnen tausende NS-Verbrecher, belastete Nationalsozialisten und Kollaborateure. Durch ihre Flucht nach Südtirol, wo sie von kirchlichen Stellen und Rotem Kreuz mit falschen Identitäten ausgestattet wurden, entzogen sie sich dem Zugriff der Alliierten und der Gerichte. Neue Aktenfunde legen nahe, dass auch das ehemalige NSDAP-Mitglied36 Trenker hierbei eine aktive Rolle gespielt haben könnte37 – was im Übrigen auch in seinen Memoiren recht offen zur Sprache kommt.38 Zudem erwies sich diese Halbwelt natürlich auch als fruchtbares Biotop der Geheimdienste.39 Gleichsam über Nacht war Südtirol zu einem Eldorado für Agenten und Nazis, für Fälscher, Schmuggler und Schieber geworden.40 Echte und falsche Kunstgegenstände, Schmuck und Schriftstücke aus NS-Besitz, vieles davon Raubgut, überschwemmten von Südtirol aus den internationalen Markt.41 Inmitten dieser Szenerie erblickte auch das Tagebuch der Eva Braun das Licht der Welt. Immer wieder wurde das Auftauchen des Manuskripts denn auch mit den geheimnisumwitterten Kisten des „Bormann-Trecks“ in Zusammenhang gebracht, die gegen Kriegsende, voll gepackt mit Schätzen und Schriftstücken aus dem innersten Zirkel der NS-Elite, nach Südtirol verfrachtet worden waren.42 Als sich Trenker nach der Tagebuch-Affäre im Dezember 1948 erstmals selbst zu Wort meldete, gab auch er die Version vom Fund in der Kiste des Reichssicherheitshauptamts zum Besten: Neben seinem in Kitzbühel von Eva Braun erhaltenen Manuskript, das er auch den US-Behörden zur Prüfung vorgelegt habe, habe demnach noch eine Kopie existiert, die im Umfeld des Bormann-Trecks nach Südtirol gekommen und nach Kriegsende in Gröden sichergestellt worden sei, was am 29. August 1945 vom Bozner Präfekten amtlich bestätigt worden sei. Bei Trenker waren es jetzt allerdings nicht mehr – wie in „Il mio Diario“ – Militärpolizisten, sondern Partisanen, die sich des Funds bemächtigt hätten.43 „Dieses zweite Exemplar des Tagebuchs war es, das, lange bevor das in meiner Verwahrung befindliche Paket überhaupt geöffnet wurde, den Weg zu einer amerikanischen Nachrichtenagentur und damit in die Weltöffentlichkeit fand.“44

Trenkers Braun-Tagebuch war also nur ein „Sensationsfund“ mehr, und dessen Spur scheint direkt ins zwielichtige Agentenmilieu zu führen: In seiner Studie über die aus italienischen Geheimtöpfen finanzierte Propagandazeitung Der Standpunkt verweist Philipp Trafojer jedenfalls auf eine Verbindungslinie zum 1945 in Südtirol gestrandeten Journalisten und Standpunkt-Gründer Louis Barcata.45 Barcata, der bis 1944 als Rom-Korrespondent für das NS-Blatt „Das Reich“ tätig war, habe bald nach Kriegsende „kurzzeitig als Ghostwriter für seinen Freund Luis Trenker“ gearbeitet und dürfte in dieser Zeit (Trafojer nennt Ende 1945, Anfang 1946) über Trenkers Vermittlung mit den geheimen Kontaktstellen der Bozner Präfektur in Verbindung getreten sein.46 Der spätere Standpunkt-Mitarbeiter Otto F. Beer gab in einem Zeitzeugengespräch mit Trafojer an, gehört zu haben, dass der Schwindel „hauptsächlich von Barcata ausgegangen sein soll“. Allerdings vermutet auch Beer nicht in Barcata die treibende Kraft, sondern in Luis Trenker, dem sein Redaktionskollege nur die Hilfsdienste seiner flinken Feder (und seiner pikanten Einfälle) geliehen habe: „Aber wie dann die ganze Geschichte ruchbar wurde und niemand die Finger daran rühren wollte, habe ich mir gedacht: Na, wahrscheinlich hat er das für den Trenker geschrieben. Und diese erotischen Phantasien, die waren ein bißchen nach Barcatas Geschmack.“47

Der Verdacht, Trenker und Barcata hätten beim Tagebuch-Schwindel unter einer Decke gesteckt, ist nicht neu.48 So sah sich Trenker etwa 1954 in einem Interview gezwungen, derartige Mutmaßungen als Unsinn abzutun.49 Auch die Tiroler Landesbehörden, die auf den Fälschungsskandal aufmerksam geworden waren, hatten Nachforschungen angestellt. Diese Unterlagen seien aber, wie die langjährige Leiterin des Südtirol-Referats der Tiroler Landesregierung, Viktoria Stadlmayer, beteuerte, „im Auftrage von Trenker oder Barcata gestohlen“ worden.50

Trenkers Langzeit-Ghostwriter Fritz Weber brachte im Zuge eines Gerichtsstreits, den er in den 50er Jahren mit seinem ehemaligen Freund um die Urheberschaft an Trenkers Romanen ausfocht (anscheinend auch, um gerichtlich klarzustellen, dass Trenkers Tagebuchfälschung nicht auf ihn zurückgeht) eine zweite Theorie ins Spiel: Demnach sollen die Autoren Hans Habe51 und Hans Tabarelli52, die mit Trenker in „vertrautem Umgang gestanden seien“, das Tagebuch verfasst haben. „Eine glatte Erfindung“, konterte Trenker, „denn ich habe mit beiden Herren in meinem Leben nie gesprochen, nie korrespondiert, nie irgendwelche Abkommen getroffen.“53 Hans Habe spielte allerdings im Vorfeld der Veröffentlichung tatsächlich eine etwas undurchsichtige Rolle: In der Schweizer Weltwoche bestätigte er – in Kenntnis einiger Originalbriefe – im Februar 1948 die Echtheit des Funds und empfahl die baldige Publikation.54 Im Wiener Samstag von 1954 trat Habe dann aber Webers Vorwürfen entgegen und behauptete, schon 1948 vor dieser Fälschung gewarnt zu haben. „Meine einzige Beziehung zu Herrn Trenker und seinen ‚Tagebüchern‘ besteht darin, daß ich zweimal – in meiner Expertise an den amerikanischen Verlag und in meinem Artikel in der ‚Weltwoche‘ – versuchte, seiner Fälschung in die Suppe zu spucken.“55

Nimmt man nun die Dokumente, die Trenker Ende 1948 als Entlastungsmaterial aus dem Hut zauberte und im Wochenend abdrucken ließ, genauer in Augenschein, stellt sich heraus, dass Louis Barcata tatsächlich schon von Anfang an als die zweite zentrale Figur des Schwindels in Erscheinung trat. Der Italienvertreter der US-Agentur Cosmos-Aga hatte schriftlich bestätigt, dass die Agentur im Besitz der Kopie aus der Grödner Kiste sei, diese habe er persönlich mit dem Manuskript aus Kitzbühel verglichen und so den Nachweis der Echtheit erbracht. Und dieser mysteriöse Agenturvertreter entpuppte sich nun als kein anderer als Trenkers Freund Barcata. Schon bei der notariellen Paketöffnung war Barcata als Zeuge zugegen.56 Dass Barcata und Trenker gemeinsame Sache machten, steht also fest. Welche konkrete Rolle sie dabei aber jeweils gespielt haben, bleibt ein Rätsel. Dass Trenker, wie er selbst, 1976 noch einmal zur Affäre befragt, betont, mit der Veröffentlichung nichts zu tun gehabt hätte, dass es sich vielmehr um „eine Unterschiebung einiger Presseleute“ gehandelt habe, „die die angeblichen Tagebuchnotizen gegen meinen Willen unter meinem Namen veröffentlicht haben, weil sie dieselben dann leichter verkauft haben“, ist jedenfalls falsch.57

Dass Trenker den eigentlichen Fälschern nur als prominenter Gewährsmann diente, lässt sich weitgehend ausschließen. Viel wahrscheinlicher ist nämlich, dass Trenker schon bei der Fabrikation der Fälschung federführend beteiligt war. Er selbst war es, der Informationen über Braun einholte: Leni Riefenstahl druckt in ihren Memoiren ein Schreiben ab, in dem Trenker den Bergfilmer Wolfgang Gorter von Bozen aus um einige Nachforschungen über Eva Braun ersuchte. Die Informationen seien für eine Artikelserie über prominente NS-Persönlichkeiten bestimmt, die ihm von einer italienischen Zeitung angetragen worden sei. „Besonders interessiert die Zeitung sich für die Kindheit von Eva Braun, wo sie dieselbe verbracht hat, über ihr Verhältnis zu den Schwestern und zu den Eltern, Lebensverhältnisse daheim, einiges über Mitschülerinnen, welche Schule sie besuchte, einzelne kleine Anekdoten, Bekanntschaften, Liebschaften (…). Diese Fragen müßten Sie mir in einer ziemlich ausführlichen Weise und verläßlich beantworten. Sie können mir die Briefe dann in getrennten Abschriften doppelt einmal nach Kitzbühel und einmal nach Bozen senden. Es müssen 15–20 Seiten sein. Schicken Sie nicht alles auf einmal, sondern immer 4–5 Seiten. Wenn Sie ein paar Bilder vom Wohnhaus oder von den Eltern beilegen können, wird es mir recht sein.“
„Aber Sie brauchen niemand davon etwas zu erzählen“, schärft er seinem Freund noch abschließend ein.58 Dazu passt auch, dass der Schauspieler Jan Boon später berichtete, er habe von Luis Trenker den Auftrag erhalten, ein geheimnisvolles „Paket über die Grenze nach Deutschland zu bringen“ das, wie ein heimlicher Blick in die Papiere ergab, obszöne Schilderungen aus dem „Liebesleben einer Dame im Zusammenhang mit Hitler“ enthalten habe.59

Alle Fäden scheinen also bei niemand anderem als bei Luis Trenker zusammenzulaufen. Aber hat er auch das Tagebuch verfasst? Bis irgendein glücklicher Zufall neue Quellen zutage befördert, bleibt man diesbezüglich auf Mutmaßungen angewiesen. Wer dem Ursprung der Fälschung auf den Grund gehen will, fischt bis dahin notgedrungen im Trüben, stolpert über Lücken und Ungereimtheiten.
Fest steht zumindest, dass sich Trenkers Rolle nicht nur auf die eines arglosen Strohmanns beschränkte, der mit den Verlagen ins Geschäft kommen sollte und am Ende selbst den Kopf hinhalten musste. Ebenso klar ist, dass neben Trenker auch sein Freund Louis Barcata schon von Anfang an die Fäden (und vielleicht auch die Feder) in der Hand hatte. Wer den beiden in der Südtiroler Fälscherwerkstatt aber sonst noch so alles zur Hand ging und wer vor allem die Tagebuchnotizen zu Papier brachte, bleibt bis auf weiteres verborgen hinter einem Schleier aus Gerüchten.

1   Wochenend, 03. 09. 1948, Nr. 1, S. 1; zit. in: Brigitte Sokop, Jene Gräfin Larisch. Marie Louise Gräfin Larisch-Wallersee, Vertraute der Kaiserin – Verfemte nach Mayerling, Wien u. a. 1985, S. 518.
2   Wochenend, 17. 09. 1948, Nr. 3, S. 5. Laut Auskunft des Bayerischen Staatsarchivs sind diesbezüglich keine Akten mehr erhalten.
3   Gertraud „Traudl“ Junge, 1920–2002.
4   Erich Kempka, 1910–1975.
5   Der Spiegel, 18. 09. 1948, Nr. 38, S. 5– 6.
6   Am 24. 09. 1948 endete das Verfahren mit einem Vergleich, der festhielt, „daß Eva Braun weder die unmittelbare noch die mittelbare Urheberin des Tagebuchs ist (…) und das Tagebuch eine völlig freie Darstellung hinsichtlich der Beziehungen zwischen Eva Braun und Adolf Hitler durch die Feder eines noch unbekannten Autors im Tagebuch-Ich-Stil enthält“. Wochenend, 01. 10. 1948, Nr. 5, S. 1.
7   Fioresi bestätigt nachträglich diese „vor einiger Zeit“ erfolgte Öffnung am 21. 12. 1945. Das Dokument ist abgedruckt in: Wochenend, 10. 02. 1948, Nr. 11, S. 5 u. 10. hier: S. 10.
8   Luis Trenker im Interview, in: Die Zeit, 30. 09. 1977, Nr. 41. Vgl. dazu auch ausführlich: Luis Trenker, Alles gut gegangen. Geschichten aus meinem Leben, 3. Aufl., München 1979, S. 349–352. Trenker kommt auch im Begleittext zum Tagebuch zu Wort: The Women in Hitler’s Life, in: Eva Braun, The Diary of Eva Braun. With a commentary by Alan Bartlett, Bristol 2000, S. 24–25.
9   Wochenend, 05. 11. 1948, Nr. 10, S. 1.
10   Eva Braun, Le Journal Intime d’Eva Braun – Hitler et les Femmes, par Douglas L[awrence] Hewlett, La Société Française des Editions du Cheval Ailé: Paris 1948. In der Pariser Zeitung France-Soir dürfte es zu einem Vorabdruck gekommen sein. Auch in deutschen Zeitungen könnten einzelne Auszüge noch vor dem Abdruck im Wochenend publiziert worden sein. Wochenend, 17. 09. 1948, Nr. 3, S. 5 bzw. 10. 12. 1948, Nr. 11, S. 10.
11   Glaentzer ist ansonsten als Übersetzer von Büchern über Dschingis Khan und marianische Theologie in Erscheinung getreten.
12   Eva Braun, Il mio Diario (= Collezione Storica „Echi del Tem-po“, 8), Editrice „Faro“: Roma 1948. Als Inhaber des Copyrights führt das Buch Cosmos-Aga an; der Druck erfolgte in Perugia.
13   Auch im Katalog der British Library ist kein Autor dieses Namens verzeichnet. Die italienische Ausgabe nennt versehentlich Douglas W. (sic) Hewlett; das Vorwort ist jedoch korrekt mit Douglas Lawrence Hewlett gezeichnet.
14   Paul Tabori (Hg.), The Private Life of Adolf Hitler. The Intimate Notes and Diary of Eva Braun, edited by Paul Tabori, Aldus Publications: London 1949.
15   Paul Tabori (1908–1974), Journalist und Autor, arbeitete für Presse, Radio, Film und Fernsehen; lebte seit Mitte der 1930er Jahre in London.
16   Das Buch, das Tabori parallel zum Braun-Tagebuch ebenfalls 1949 bei Aldus veröffentliche, trägt beispielsweise den bezeichnenden Titel „History of Adultery“.
17   Siehe dazu: George Tabori, Autodafé, Berlin 2002, S. 20.
18   Douglas Lawrence Hewlett, Prefazione, in: Eva Braun, Il mio Diario,
S. 5–6.
19   Auf Italienisch (S. 44) wendet sie sich an ihren („caro amico“).
20   Leni Riefenstahl, Memoiren. 1945–1987, Frankfurt / M. u. a. 1992,
S. 37– 40; Zitat: S. 37.
21   Das Tagebuch gilt als Pionierwerk „einer Literaturgeschichte der Eva Braun“. Marcel Atze, „Unser Hitler“. Der Hitler-Mythos im Spiegel der deutschsprachigen Literatur nach 1945, Göttingen 2003, S. 236.
22   Nerin E. Gun, Eva Braun-Hitler. Leben und Schicksal, o. O. 1968, S. 11.
23   Gun, Eva Braun-Hitler. S. 67/68.
24   Statt Tabori tritt jetzt Alan Bartlett als Herausgeber auf, der sich auf einen neuen Kronzeugen beruft: Ein Agent des Militärgeheimdiensts mit dem Decknamen „Mad Irishman“, der 1945 in den Führerbunker vorgedrungen sei, habe ihm die Echtheit bestätigt. Alan Bartlett, Preface, in: Eva Braun, The Diary of Eva Braun, Spectrum International: Bristol 2000, S. VII.
25   Sokop, Jene Gräfin Larisch, siehe insbes. S. 356–361.
26   Marie Louise von Wallersee-Larisch, Meine Vergangenheit, hrsg. v. Maria Freiin von Wallersee, Berlin 1913. Auch Larischs Bericht stammt nicht nur aus ihrer eigenen Feder, sondern entstand in Zusammenarbeit mit der englischen Autorin Maude Mary Chester Ffoulkes. (Sokop, Jene Gräfin Larisch, S. 357).
27   Leopold Steurer, Der „König der Berge“ als „Chamäleon politicon“ der Weltgeschichte, in: Köpf, Ezra & Luis, hrsg. v. Chr. Karafiat / F. Kametz, Innsbruck 1994, S. 137–153, hier: S. 150. Vgl. auch Gun, Eva Braun-Hitler,
S. 68.
28   Wallersee-Larisch, Meine Vergangenheit, S. 101.
29   Wochenend, 10. 09. 1948, Nr. 2, S. 5; vgl. The Diary of Eva Braun, S. 65f. Vgl. insbes.: Sokop, S. 518 f. In Riefenstahls Memoiren ist eine ähnliche, allerdings nicht gleichlautende Passage abgedruckt. Riefenstahl, S. 51.
30   Wallersee-Larisch, Meine Vergangenheit, S. 109.
31   The Diary of Eva Braun, S. 80.
32   Luis Trenker, zit. nach: Sokop, S. 520. Eine präzise Quellenangabe bei Sokop fehlt; es dürfte sich hierbei um eine Sokop erteilte schriftliche Auskunft handeln.
33   Florian Trenker, zit. in: Stefan König/Florian Trenker, Bera Luis. Das Phänomen Luis Trenker. Eine Biographie, München 2006, S. 227.
34   Ebenda, S. 227.
35   Ebenda, S. 230.
36   Trenker hatte im Juli 1940 die Parteimitgliedschaft beantragt und wurde im Oktober 1940 mit der Mitgliedsnummer 8.181.851 aufgenommen. Steurer, König der Berge, S. 146; vgl. Florian Leimgruber (Hg.), Luis Trenker. Regisseur und Schriftsteller.
Die Personalakte Trenker im Berlin Document Center, Bozen 1994.
37   Gerald Steinacher, Nazis auf der Flucht. Wie Kriegsverbrecher über Italien nach Übersee entkamen, Innsbruck u. a. 2008, S. 38.
38   Darin berichtet Trenker, dass er im Auftrag eines befreundeten SS-Mannes einen vom alliierten Militärgericht verurteilten Mann über den Brenner schmuggelte, mit neuen Papieren versah und ihm obendrein auch noch dessen geheime Goldvorräte hinterher lieferte. Trenker, Alles gut gegangen.
S. 455– 458.
39   Siehe dazu detailliert: Gerald Steinacher (Hg.), Im Schatten der Geheimdienste. Südtirol 1918 bis zur Gegenwart, hrsg. unter Mitarb. von Leopold Steurer, Innsbruck u. a. 2003; bzw. ders., Südtirol und die Geheimdienste 1943–1945, Innsbruck u. a. 2000.
40   Steinacher, Nazis auf der Flucht, S. 60.
41   Vgl. etwa: Tilmann Lahme/Holger R. Stunz, Wo sind Richard Wagners Noten?, in: FAZ, 28. 07. 2007, Nr. 173, S. Z1f.; hier: Z2.
42   Auf dunklen Kanälen gelangten auf diese Weise Dokumente wie Martin Bormanns Briefe oder Hitlers Tischgespräche in die Hände des Schweizer Verlegers und Hitler-Verehrers François Genoud (1915–1996). Vgl.: ebenda, Z1.
43   Das Protokoll 3321/11 nennt die Partisanen Giovanni Micheluzzi, Pietro Longhi und Giancarlo Vedovi. Darin ist jedoch nicht von einem „Tagebuch“ die Rede, sondern nur von einem „Bündel mit Akten, die mit der Schreibmaschine geschrieben waren (Aufzeichnungen einer Eva Braun)“. Das Dokument ist abgedruckt in: Wochenend, 10. 12. 1948, Nr. 11, S. 5.
44   Luis Trenker, Mein Herz schlug immer für Tirol, in: Münchner Illustrierte, Nr. 31– 42, Aug.– Okt. 1953; zit. nach: Curt Riess, Lügt Luis Trenker?, in: Der Stern, 06. 04. 1957; vgl. König/Trenker, Bera Luis, S. 231.
45   Philipp Trafojer, „Der Standpunkt“. Politisch-historische Analyse über Funktion, Form und Wirkungsweise eines Propagandamediums, Dipl.-Arbeit, Innsbruck 1999; bzw. ders., La Voce del Patrone. Der Standpunkt: Ein italienisches Propagandamedium in Südtirol 1947–1957, in: Steinacher, Im Schatten der Geheimdienste, S. 161–186.
46   Trafojer, Standpunkt, S. 31. Barcata war schon im Frühjahr 1945 in Meran an der Gründung eines dubiosen „Befreiungskomitees“ beteiligt, das für sich den Status eines österreichischen „Konsulats“ in Anspruch nahm. Steinacher, Südtirol und die Geheimdienste, S. 108/109; ders., Nazis auf der Flucht,
S. 58–60.
47   Zit. nach: Trafojer, Standpunkt, S. 40. Zum Umfeld von Barcatas neuer Zeitung gehörten auch die Autoren Percy Eckstein (1899–1962) und Karl Springenschmid (1897–1981), die beide als Ghostwriter bzw. Mitautoren Trenkers tätig waren.
48   Laut persönlicher Auskunft von Barbara Gabrielli, der Bearbeiterin von Trenkers Nachlass im Museum de Gherdeina in St. Ulrich, finden sich im Nachlass keinerlei Hinweise bezüglich der Tagebuchaffäre.
49   Salzburger Nachrichten, 11. 09. 1954, S. 12.
50   Trafojer, Standpunkt, S. 40.
51   Hans Habe, eigentl. János Békessy (1911–1977): geb. in Budapest; Journalist, Schriftsteller und Drehbuchautor jüdischer Herkunft.
52   Hans (von) Tabarelli (1898–1956): geboren in Innsbruck; Schriftsteller, Redakteur und Verlagslektor in Wien.
53   Salzburger Nachrichten, 11. 09. 1954, S. 12.
54   „Der halbgebildete, kleinbürgerlich geschraubte und verschrobene Stil der Briefe entsprach durchaus der Schreibart des Tagebuchs. Dazu kam noch ein bedeutendes Indiz: Nur ein intim eingeweihter Kenner Hitlers konnte um eine wenig publizierte Eigenschaft des ‚Führers‘ wissen, nämlich um seinen ‚petit bourgeoise‘-Geiz. (…) Dieses Detail schien mir eine Bestätigung der Echtheit.“ Die Weltwoche, 13. 02. 1948; abgedr. in: Der Spiegel, 27. 10. 1954, Nr. 44,
S. 35.
55   „Ich stellte Mr. Kerr (…) ein schriftliches Gutachten zur Verfügung, in dem ich ihm dringend von einer Publikation dieses (…) ‚Tagebuches‘ abriet. Der Vergleich dieser authentischen Briefe mit dem maschinegeschriebenen Manuskript bestärkte mich in der Annahme, dass es sich um eine Fälschung handle.“ Wiener Samstag, 11. 09. 1954, abgedr. in: Der Spiegel, 27. 10. 1954, Nr. 44, S. 35. Hier ist vom Verlag Farrar & Rinehart die Rede; im Abdruck in Wochenend, 10. 09. 1948, S. 5, jedoch von Reynal & Hitchcock.
56   Wochenend, 10. 12. 1948, Nr. 11, S. 5.
57   Luis Trenker, zit. nach: Sokop, S. 520.
58   Der Brief ist mit 19. 11. 1946 datiert. Rätsel gibt hierbei allerdings der Widerspruch zur angeblichen Datierung des Notariatsakts (Dezember 1945) auf. Der Brief ist ungekürzt abgedruckt in: Riefenstahl, Memoiren. S. 44/45. Die Tennismeisterin und Autorin Paula Stuck von Reznicek (1895–1976) warf Trenker 1948 vor, die auf Gorters Vermittlung hin von ihr verfassten Unterlagen verwendet zu haben. Vgl. Alto Adige, 18. 11. 1948, S. 2.
59   Boon glaubte sich aber zu erinnern, dass es sich vermutlich nicht um ein Tagebuch, sondern um die Beobachtungen eines Dritten gehandelt habe. Rudolf Nottebohm / Hans-Jürgen Panitz, Fast ein Jahrhundert – Luis Trenker, München, Berlin 1987, S. 135.

 

im Heft weiterblättern


Email

registrieren

Ihre Email-Adresse wurde bei uns registriert und zur Liste der Newsletter-Abonnenten hinzugefügt.
Sie erhalten in Kürze ein Bestätigung per Email.