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Siggi Hofer
Originalbeilage
Nr. 15


„Das Boot.
Das Boot dürfte leer sein, dies ist am geringen Tiefgang abzulesen. Es muss sich um eine verunglückte, nicht geglückte Reise bzw. Überfahrt handeln, also um den Versuch einer Überfahrt, aber doch eine Reise. Allerdings bleibt uns der Blick in das Innere des Bootes verwehrt. Der mögliche Inhalt , würde eventuelle Recherchen vorantreiben.
Aber was können wir mit Fug und Recht behaupten? Erstens, es handelt sich um ein Boot, es ist braun, also wahrscheinlich handelt es sich um ein hölzernes Boot. Es ist ein 2 bis 3 Mann/Frau Boot. Es hat keinen Antrieb. Das heißt es hat kein Segel, kein Ruder und auch keinen Motor.
Und viertens ,es hat auch keinen Namen.
Es treibt im Wasser . Ob das Wasser ein Meer oder ein See ist ,bleibt unklar. In der Vorstellung des Autors ist es ein Meer. Das Boot wird zufällig entdeckt, und das Rätselraten nimmt seinen Lauf.
In der Überlegung des Autors ist es die Summe komplizierter Gedankengänge, also für ihn so etwas wie der einzige mögliche Ausgang, eine gefundene, erarbeitete Lösung .
In gewisser Weise das Rätsel als Lösung oder Lösung und Rätsel zugleich.
Nun werden wir der Sache mal auf den Grund gehen......... wir nehmen dieses Ding vorsichtig heraus, vorsichtig falten wir es auf  und halten es jeweils mit Zeigefinger und Daumen an den Ecken fest,  eine Armlänge vom Körper weg gestreckt betrachtend.  Und wir denken . Und man kann es wenden und drehen wie man will, der Text bleibt und ist überflüssig. Und vor allem bleibt er holprig und unschlüssig, da der Sinn des Vorhabens in letzter Sekunde abhanden gekommen ist. Und es bleibt selbst ein Rätsel, ob der Text in eine Richtung lenkt, eine Fährte auslegt , ergänzt oder eben andere, interessante Zugänge auch ausschliesst.
Nun beginnt aber ohnehin der Part der Anderen. Der Part des Finders, Herausnehmers, Auffalters, Nachdenkers und Beurteilers. Der Part des Fragers, des um Antwort Ringers. Eine Beilage ist  kein Geschenk, eher  die Übertragung einer Beschäftigung und in weiterer Folge die Übertragung einer Verantwortung.  
Es gibt Sachen, Dinge, die ich in der Kunst nicht besonders schätze, die aber eine Lesbarkeit erleichtern würden, das sind in erster Linie  Raffinesse, Funktionalität ,Schönheit und Konsequenz.
Und im besten Fall kommt ein Künstler  nicht auf die Idee. Und herrlich funktionierende Künstler gibt es wie Sand am Meer.
Alles das erklärt warum das alles so ist ,wie es ist. Immer eine Abneigung und Abgrenzung beinhaltend, mit äusserster, qualvoller Zurückhaltung und dem unbedingten Willen nicht auf die Suche gehen zu wollen führten schlussendlich doch zu einem nicht angestrebten Ziel. Einem Ziel das man eigentlich nicht erreichen wollte und das sich Wehren dagegen  war von Beginn an zum Scheitern verurteilt .
Wer und was dieses Boot bringt und kann ,bestimmt nicht der Autor, und seine Fantasien sind die eines Betrachters.
Nach dem wir jetzt also alle Boote mit vereinten Kräften gezimmert  und sie ans Wasser gebracht haben, schicken wir sie jetzt hinaus ins offene Meer, unsere Bötchen der Begierde.  Ohne Botschaft oder Nachricht, ohne Inhalt ,ohne Antrieb lassen wir sie treiben …..zu neuen Ufern oder bis  sie untergehen. Wir warten bis und ob was passiert, und ob wir etwas von den möglichen,  wahrscheinlichen Ausgängen erfahren, und wir hoffen, dass die Reise nicht ohne Erbarmen, und ohne irgend einen Ton des Mitleids von irgend jemand gestoppt wird . So wie damals Alda Merinis grosser Albatros, dem man die Kehle durchschnitten hatte …...Ahoi, ahoi, ahoi“
Siggi Hofer

(Dieser Text ist Teil der Originalbeilage und wurde auf Wunsch des Künstlers unredigiert abgedruckt.)


Foto Originalbeilage: Markus Bstieler

 

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