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Ware, wahre

Der Wirtschaftskrise in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts trotzte die Stadt Wörgl im Tiroler Unterland, indem sie „Freigeld“ einführte. Ezra Pound setzte dem Experiment ein literarisches Denkmal: in seinen weltberühmten „Pisaner Gesängen“, die er 1945 im Militärlager in Pisa in der Todezelle niederschrieb. – Versuchsanordnung einer Collage (Poundage) oder „zum Schafe-Zählen auf Phönizisch“ (Canto LXXIX).
Von José F.A. Oliver

„Ich weiß nicht, ob der weitere – natürlich – unvermeidliche, kapitalistisch konsequente Schritt in die Tauschabstraktion, dieses verächtliche Abstreifen der Konkretionsreste im Geld es uns erleichtern wird, das zu durchschauen, was man als den Verblendungszusammenhang der Entfremdung zu bezeichnen pflegte (…) Aber das entschwindende kleine Geheimnis der Münze war von einer besonderen Paradoxie, welche eben durch das Ineinander von Sinnlichem und Abstraktem begründet wurde, vom Fortdauern kleiner, törichter wie magischer Einschlüsse von Sinnlichkeit im großen Abstraktionsstrom der Zirkulation. Werden wir an dieses verwirrende Sowohl-als-auch einmal zurückdenken als an eine verpasste Chance von Alltagsreflexion? Charon will als Lohn Münzen haben, mit denen man deshalb den Toten die Augen schließt.“


(Joachim Kalka)


„Er ist voll von Mittelalter“

(William Butler Yeats über Pound)


I.
Vorpoem

… sagt der Weise: „Der Bauer verkauft
die Milch auf dem Wochenmarkt. Er füttert zu / Milch-
kühe geben mehr. Es herrscht
Überschuss &
Mangel / sagt
ein Mädchen in L. (weiter nicht von Bedeutung
der Ort) „Ich lasse mir das nicht bieten,
nichts vorschreiben / Ich
tröste meine Mutter
täglich / mein Vater ist
in Afghanistan.
Salamis, usw.“

und Dolores sagte: „Come pan, niño,“
iß Brot, mein Jung (Canto LXXXI)

Lesezeichen 1
Eine große Wirkung hatte die Schlacht bei Salamis auch auf die Theten, die unterste Schicht der Bürger, denn nicht adlige Reiter oder die Phalanx der Bauern hatten den Sieg herbeigeführt, sondern sie. Die Schlacht wurde in der Folgezeit für das Selbstverständnis und die Selbstdarstellung der athenischen Demokratie wichtig und hat besonders durch die Tragödie des Aischylos „Die Perser“ eine bedeutende literarische Rezeption erfahren. (Wikipedia)

(θής‚ thēs: Lohnarbeiter, Tagelöhner)


II.
Zwischenpoem

& Churchill wurde / ist
eine Metapher / μεταφορά – Wo zum Teufel
ist der Russe, der Spanier, der Deutsche, „der Brite“? Vielleicht war sein Hirn (poundhirnHerz, sic!) so
angefüttert, auf-
gefüttert gewesen, dass
Pound, E. einen „Milchbruder“ wollte: Ben, © ay,
Benito! undsoweiter. Milch-
bruder. Der Komplexion, der Einfachheit
halber; und sie hängten ihn kopf-
über / unter neben Clara od. Clara
nebst ihm
: schau, die welt kopfüber / unter-
köpfig ist
fast

manchmal ist mir das essen zuwider
manchmal ist mir das essen zuwider
 manchmal ist mir das essen zuwider
    (Unbekannte Verszeilen eines Selbstmisanthropen)

und Dolores sagte: „Come pan, niño,“
    iß Brot, mein Jung (Canto LXXXI)

Pound verliert sich an sich selber wie ein In-sich-
    Eingesperrter. Irgendwann ist er d:
er Klischeeguru, d:
er Wortwucherer. Eigen-Usura, wächter-
eigen. Auch eine mögliche Form, ein Formverspren-
    gen. Dies:

Men’s fates are already set,
There is no need of asking diviners.

und „Lass dich beeinflussen, so viel du magst.“ (Pound)

Einschub 1
„Der Übel größtes aber war ihm Usura, der Wucher. Usura is das Prinzip des Bösen in den Cantos. Usura erstickt die Tat im Keim und zerstört die Liebe, sie ist die Tat im Keim in den Händen des Wucherers, die Plusmacherei, wie Marx es nannte, das wie eine Krebsgeschwulst wachsende Geldvolumen, das hemmungslose Konsumdenken.“ (Wieland Schmied)

Frage 1
Reichen 30 Tage aus? 30 Pisaner Stacheldraht-Tage,
    um Rilke zu verstehen?
Pound im eigenen Käfig. Verse
im eigenen Käfig – Pound der Versekönig?
hilft auch
nicht Odysseus &

ή Όδύσσεια im katastrophalen Sinne:

schrieb Pound herbei, fort und ins Scheitern sich; von Odysseus bis Stalin & die Nerven verlier’n & Napoleon streifend, nach Salamis usw.

Refrain
„For nowt so much as a just peace
That wd / obstruct future wars“

Einschub 2
„Es gibt Ermattung schwer bis ins Grab“
(Canto LXXXIII)

Lesezeichen 2
„Pound wollte konkret sein, die Dinge beim Namen nennen. So wurde er auf der Suche nach Einfachheit und Anschaulichkeit zum terrible simplificateur. So erfand er sich den Juden als Kunstfigur. Im ewigen Kampf von Gut und Böse – der sich auch durch die Cantos zieht – brauchte er die Besetzung der Rolle des Bösen.“ (Wieland Schmied)

Erste Denkbilanz
Die Lektüre der Pisaner Cantos könnte zur Belastung werden. Nicht, dass diese in dichterische Alpträume mündete. Auch nicht in nachpolitisch-essayistischer Draufsicht – von den Duce-Wallfahrten Pounds sei in dieser Wortnäherung nicht weiter die Sprache. Sie seien nur hin und wieder eingestreut. (Ein poundsches Verfahren. Alles andere wäre ein Bücher umfassendes Unterfangen niederdrückender Betrachtung und müsste zusätzlich einigen Quergedanken ihren lippenverblendeten Platz einräumen, um schließlich objektiverweise auch andere Geistesgrößen seiner Zeit in ähnlicher Spur aufzustöbern. Churchill, Cocteau, etc.) Nein, ich meine eine Belastung wie sie alltäglich auf einem Kontoauszug zu sehen wäre. Haben und Soll. Letzteres, um genau zu sein. Und dann wiederum doch kein exclusiv finanziell definiertes Soll, eher ein bildungssummarisch begründetes. Sprich die Menschheitsgeschichte aus der Feder Ezra Pounds in 1200 Versen – 112 Gesänge sollten es werden –, gespickt mit allerlei Namen, heute würde man auch sagen name dropping, ein einziger Zitate-Small-Talk, historische Ereignisse etc., etc. „Elpenor ist begraben, der irrfahrende Odysseus gerät als Niemand in den Hintergrund, (…) the great Ovid / bound in thick boards kann nicht aufgeschlagen werden, Dante wird durch das eigene Inferno übertroffen, Kunfucius hat staatstragend das Sagen.“ (Benedikt Ledebur). Wer mag diesen noch folgen ohne ein Lexikon der Er:läuterungen oder gleich eine ganze enzyklopädische Surfmeisterschaft im Internet hinter sich zu bringen, eine virtuelle Pound-Bibliothek anzulegen und Wissenswüsten um Eisberge zu durchschreiben? War es nicht Pound selber, der angetreten war, den Bildungsballast abzuwerfen? Nicht, dass ich vereinfachen wollte, aber die poetischen An- und Ausdeutungen, Vor- und Nachdeutungen scheinen mir bisweilen so abstrakt und sollfremd eigenbrötlerisch wie das wuchernde Fachjargon der Finanzwelten. In anderen Worten: „und so Diebstahl das Grundprinzip der Regierung“ (Pound). Chapeau! Auch wenn nicht alles, sprich jegliche Folgerung, so einfach unter einem Fingerhut Zweifel Platz hat. Allein schon s:einer Erkenntnis wegen: „und der Staat kann Geld verleihen (can lend) / wie bei Salamis erwiesen (…) Zinsen für alles, was sie aus dem Nichts schafft / hat die vermaledeite Bank; regelrechter Betrug / und die Münzeinheit zu ändern, die / Währungseinheit / METATHEMENON / dieses Kapitel ist noch nicht abgetan / Le paradis n’est pas artificiel“ (Canto LXXVII). Wie einfach hingegen liest sich die Absicht und Umsatzung aus Wörgl:

der Staat braucht nicht borgen
wie Wörgls Bürgermeister nachwies,
der Milch ausfuhr
und dessen Frau Hemden und Lederhosen verkaufte
und auf dessen Bücherbord Henry Fords Leben stand
und eine Ausgabe der Göttlichen Komödie
und die Gedichte von Heine
ein nettes Städtchen im Tirolerland in einer flachen
    Talsohle gelegen
nicht weit von Innsbruck und als ein Schein der
Kleinstadt Wörgl
über die Theke wanderte in Innsbruck
und der Banker es wahrnahm
geriet der Geldklüngel Europas aus dem Häuschen
„keiner“ sprach die Frau Bürgermeister
„in diesem Dorf, der einen Artikel schreiben konnte.
Wußten, daß es Geld war, doch gaben vor, es sei keins
um sicher zu gehen vor dem Gesetz.“

Lesezeichen 3
„Du sagtest, daß die Wuchrer Gott verletzen,
Jetzt sage mir, wie löst dies Rätsel sich?“
Weltweisheit, sprach er, lehrt in mehrern Sätzen,
Daß nur aus Gottes Geist und Kunst und Kraft
Natur entstand mit allen ihren Schätzen;
Und überdenkst du deine Wissenschaft
Von der Natur, so wirst du bald erkennen,
Daß eure Kunst, mit allem, was sie schafft,
Nur der Natur folgt, wie nach bestem Können
Der Schüler geht auf seines Meisters Spur;
Drum ist sie Gottes Enkelin zu nennen
Vergleiche nun mit Kunst und mit Natur
Die Genesis, wo’s also lautet: Leben
Sollst du im Schweiß des Angesichtes nur. –
Weil Wuchrer nun nach anderm Wege streben,
Schmähn sie Natur und ihre Folgerin,
Indem sie andrer Hoffnung sich ergeben.
(Die Hölle, Elfter Gesang)

Alles Stückwerk „und jedem den eigenen Ramschladen“ (Pound). Ein kontinuierlich sich fortmutierendes Fragment des Scheiterns. So kommt es mir vor. Das macht die Pisaner Cantos dann vielleicht doch noch sympathisch. „Tienes que dejarte ir.“ Du musst dich „gehen“, treiben, tragen lassen … ermunterte mich der Direktor eines Kulturinstitutes, der an dieser Stelle nicht namentlich genannt sein will.

Lesezeichen 4
100-Milliarden-Profit: Mafia ist „erste Bank“ Italiens
10.01.2012, 15:56 Uhr (dapd)

Beim organisierten Verbrechen ist von Krise keine Spur. Der Staat steckt tief in der Finanzklemme, das organisierte Verbrechen aber boomt mitten in der Wirtschaftskrise: Einer aktuellen Studie zufolge ist die italienische Mafia die größte Wirtschaftskraft des Landes und mit einer Liquidität von etwa 65 Milliarden Euro inzwischen auch „die erste Bank“.


III.

Nein, ich bin kein Misanthrop, das sei festgestellt. Aber vielleicht sollte wieder jemand NIEMAND schreien. Nur dass dieser NIEMAND erkennbar wäre. Endlich die Ware, ohne auf das Wahre anzuspielen, wenngleich: verdächtig, verdächtig, die unmittelbare Nähe des achten Buchstabens (vom deutschsprachigen Alphabet aus betrachtet). Zwischen WARE und WAHRE – lediglich eine Laune der Sprachparallelitäten – vielleicht sollte dieser NIEMAND endlich dazu stehen, NIEMAND zu sein. Das wäre dann revolutionär und schnittig. Währen dann neue CANTOS möglich? Die Börse ist ein Niemand &

„der Weise / freut sich der Wasser / der Menschliche hält Freundschaft mit den Bergen“ (Canto LXXXII)

wider die „Summa Gorilla + Bajonette
(Canto LXXIV) und ebda:

„la luna, dünn wie Demeters Haar“ und „schröpft das Volk zum privaten Vorteil“ und „auf Krankenappell: los / los, Krankenappell / und die beiden erträglichsten Drehs sind das Auf und das Ab / im Geldwert“; bleibt: „und der Staat kann Geld verleihn wie in Athen / zum Bau der Flotte von Salamis / und wenn das Geld sich unterwegs verflüchtigt / fragt Churchills Geldgeber / wo es geblieben ist“ (da capo)

Refrain
„For nowt so much as a just peace
That wd / obstruct future wars“

Lesezeichen 5
„Die Geschäfte der deutschen Wirtschaft mit anderen Ländern sind im vergangenen Jahr so gut gelaufen wie nie zuvor. Deutschlands Exporte überschritten 2011 erstmals die Marke von einer Billion Euro, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Deutschlands Unternehmen führten 2011 Waren im Gesamtwert von 1,060 Billionen Euro aus. Das waren 11,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Dynamik ließ dabei im Laufe des Jahres deutschlich nach. Während der Außenhandel in den ersten Monaten des Jahres noch zweistellig wuchs, legten die Exporte in den letzten drei Monaten 2011 nur noch zwischen 3,7 und 8,2 Prozent zu. Im Dezember gingen die Ausfuhren im Vergleich um 4,3 Prozent zurück. Der Überschuss in der Außenhandelsbilanz 2011 betrug 158,1 Milliarden Euro!“
(Weserkurier, Februar 2012)


IV.

Mussolini sei die einzige logische Antwort auf den bürgerlichen Materialismus einerseits und den marxistischen Determinismus andererseits, die beide dem schöpferischen Bewusstsein der Dichter jede revolutionäre Bedeutung absprächen, schrieb Pound an seinen Freund, den amerikanischen Versdichter und Komponisten Louis Zukofsky.

Zweite Denkbilanz:
Pound: Die Natur des Geldes als Denkherausforderung, Denknotwendigkeit. Pound plädierte für eine wirtschaftliche Demokratie = Volksvertretung nach Berufen und Gewerben. Alle demokratischen Spielregeln verkämen zu bloßen parlamentarischen Scheingefechten &

Poem, poundwärts

W ö r g l war
Schwundgeld. G e l d,

d a s   s c h w i n d e t,
m e h r t   d i e   E x i s t e n z. „The ideal is
that everybody should be
bauernfähig.“ (Pound)

Deshalb ging
die Milch an die Börse.

Einschub 3
Geldautomat spuckt Mäuse aus
02.01.2012, 10:00 Uhr
Beim Geldabheben hat ein Mann in Saudi-Arabien am Automaten eine Überraschung erlebt. Aus der Öffnung, die für die Geldscheine vorgesehen ist, hüpfte ihm eine lebende Maus entgegen.
Das Bargeld habe der Automat, der neben dem Gemeindeamt der kleinen Ortschaft Al-Wadieen steht, dann auch noch ausgespuckt, berichtete die saudische Zeitung „Okaz“. Allerdings waren die Scheine wohl so stark angeknabbert, dass der Mann sie anschließend in der Bank umtauschen ließ.

Dritte Denkbilanz
Pound, sozusagen – alle Kriege sind von der Hochfinanz heraufbeschworen.

„Der gegenwärtige Krieg gehört zu dem immerwährenden Kampf zwischen dem Wucherer und dem Bauern.“ (Pound 1944)

Einschub 4
Gestern traf ich zufällig auf einer Party eine Frau aus München, knapp vierzig und Mutter zweier Söhne, acht und neun Jahre alt. Ob sie den Namen Pound schon einmal gehört habe, fragte ich. Nein. Pound sei doch die britische Währung. Ja, sagte ich. Währung sei ein gutes Wort. Gott bewahre. Nein, meinte sie. Es sei ihr unmöglich, die derzeitige Finanzwirklichkeit und Wirtschaftspolitik zu verstehen. Es sei nicht mehr nachvollziehbar, „was geschieht“. Dennoch gefiele ihr das alte Wort „Geldbörse“. Die Börse sei ein Kreuzwort & Rätsel ohne Haftung. Keine Beschränkung. In alle Richtungen offen. Kein Wort ergäbe das andere. Auf jeden Fall, vielleicht wisse ich nun wiederum nicht, dass das erste Kreuzworträtsel im Jahre 1925 in einer deutschen Illustrierten publiziert worden sei. 1925? Im Jahr der Verträge von Locarno, nickte ich. Locarno sei schön, sagte sie. Nur zu teuer für eine Durchschnittsfamilie. Dieser Tage las ich in der Online-Ausgabe einer Zeitung, der Schweizer Geldadel habe Angst. Ich gab nicht auf und zitierte Pound: „Der gegenwärtige Krieg gehört zu dem immerwährenden Kampf zwischen dem Wucherer und dem Bauern.“ Das habe der Dichter 1944 gesagt. Ezra Pound sei ein Anhänger Mussolinis gewesen. Mussolini? Ach ja, der. Ja, sie habe einen jüngeren Bruder, der habe bei jedem Familienfest eine Rede gehalten. Sie hätten sich totgelacht, weil Mussolini wie lebendig schien. Das war perfekt imitiert.

Frage 2
„Knecht gegen Knecht“? – Wie jemandem begegnen, der keine Trennschärfen kennt? Die Beherrschung der Hexameter ist zu wenig. Oder was heißt am Leben teilhaben? (frei nach Marinetti)

und Dolores sagte: „Come pan, niño,“
    iß Brot, mein Jung (Canto LXXXI)

Refrain
„For nowt so much as a just peace
That wd / obstruct future wars“

Einschub 5
Wie haben denn die Banken jetzt Geld VERDIENT?? Mit faulen Geschäften, die – wie man jetzt sieht – zur Bankenkrise geführt haben. Kassieren dicke Gehälter plus Boni. Das alles kann jetzt der „kleine Mann“ über die Steuern zahlen. Fazit: Die Banken haben sich über den „kleinen Mann“ finanziert. (Bankgebühren, Zins und Zinseszins usw. reichten aber für die fetten Boni und Gehälter nicht, das Abzocken zahlt der „kleine Mann“ also auch noch über die Steuern. Lügen und Betrügen, wie unsere Politiker. (Anonymus 1)

Einschub 6
Risikohinweis
Wenn Sie in Aktien investieren, kann es passieren, dass Sie Teile ihres Kapitals verlieren. Also riskieren Sie nie mehr, als Sie sich leisten können. Kurs-Beobachtungen und Voraussagen sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse. Provisionen, Gebühren und andere Kosten können Ihre Rendite senken. (Anonymus 2)
 
Lesezeichen 6
Einige der empfohlenen Aktien sind die von Kleinunternehmen. Diese Aktien sind risikoreicher als andere, da es sein kann, dass die Unternehmen zahlungsunfähig sind oder Sie die Aktien nicht wieder verkaufen können. Es kommt vor, dass der Unterschied zwischen Angebot und Nachfrage groß ist, sodass Sie, falls Sie sofort verkaufen müssen, deutlich weniger zurückbekommen als Sie bezahlt haben.
Fragen Sie stets nach persönlicher Beratung, wenn Sie sich nicht sicher sind, ob ein Investment für Sie sinnvoll ist oder nicht.
Gewinne durch Aktienhandel sind eine Form von Einkommen und müssen versteuert werden. Die steuerliche Behandlung hängt von den persönlichen Umständen ab und kann sich in der Zukunft ändern. (Anonymus 3)

Lesezeichen 7
„1932 gab es in Wörgl bei einer Bevölkerungszahl von ungefähr 4200 eine Arbeitslosenzahl von über 400, von denen die Hälfte keine Arbeitslosenunterstützung mehr bekommen konnte und auf die öffentliche Armenfürsorge angewiesen war. (…) Vor dem Wohlfahrtsausschuß seiner Marktgemeinde erläuterte Unterguggenberger im Juli 1932 ein Nothilfe-Programm. Langsamer Geldumlauf ist die Hauptsache der bestehenden Wirtschaftslähmung. Das Geld als Tauschmittel entgleitet immer mehr den Händen der schaffenden Menschen. Es versickert in Zinskanälen und sammelt sich in den Händen weniger Menschen, die das Geld nicht mehr dem Warenmarkt zuführen, sondern als Spekulationsmittel zurückhalten. (…) und daß im Bereich der Marktgemeinde Wörgl das langsam umlaufende Geld der Österreichischen Nationalbank in ein anderes Tauschmittel zu verwandeln ist, das eine schnellere Umlaufgeschwindigkeit haben soll. Es wurden sogenannte Arbeitsbestätigungen eingeführt, die monatlich durch eine Notabgabe in Form von Klebemarken 1 Prozent entwertet wurden. Die Notabgabe diente einem Armenfonds.“ (Christoph Moser)

Einschub 7
Blackout, das ist auch der offensichtliche Geisteszustand derjenigen im Finanzsektor, die jetzt munter auf den Status quo pochen und dabei offensichtlich vergessen haben, dass es genau dieser Status quo war, der uns unter anderem eine Hypothekenblase und toxische Wertanleihen hinterließ. „Es ist schon bizarr, davon zu sprechen, dass die Wall Street jetzt unter der Finanzkrise zu leiden habe“, analysierte der US-Journalist Ira Glass schon 2009. „Wall Street hat sich diese Krise selber zuzuschreiben.“ (Anonymus 4)

Frage 3
Und? Was hast du davon, wenn du im toten Buch dein vorläufiges Gedicht und das leblose Rühmen nicht mehr wahrnimmst?

Einschub 8
Aber er hat doch, aber & die Dichter gefordert / gefördert = 1 Ver:dienst!

Lesezeichen 8:
Ein schwarzer Soldat auf dem Fahrrad in Rapallo und Dr. Ezra Pound treffen sich am 1. Mai 1945. Die Bemerkung Sir Winston Churchills ist knapp volljährig geworden (nach heutigen bundesdeutschen Maßstäben): Mussolini sei der George Washington Europas …

Verehrte Leserin, verehrter Leser – sind Sie irritiert? Gut. Dann lesen Sie jetzt Pound &

„nichts gilt als die Inständigkeit
der Zuneigung“ (Canto LXXVI)

„nothing matters but the quality
of affection“ (Canto LXXVI)

Nachtrag I
Wucher, der
Synonyme: Betrug, Geldschneiderei, Nepp
— ist Synonym von: Beutelschneiderei, Nepp, Preissteigerung, Preistreiberei, Schacher, Überforderung, Überteuerung
wird referenziert von: Habsucht, Preistreiberei
(Deutscher Wortschatz, Universität Leipzig)

Nachtrag II
„Das Experiment von Wörgl traf einen Kern von Pounds Weltanschauung und Werk, die der holländische Soziologe und Philosoph Jan M. Broekman als Überwindung des Skeptizismus durch Relativismus definiert, Relativismus, der ein Ergebnis der Tat ist. Wie Broekman feststellt, war Pound in der Literatur – wie Picasso in der bildenden Kunst – einer der ersten, die erkannt haben, daß das moderne Leben nicht von einem einzigen Standpunkt aus zu erfassen sei.“ (Tilman Moser)

Nachtrag III
Pounds Schreibweise, die er ideogrammatisch nennt, ist nach seinen Angaben an der chinesischen Bilderschrift orientiert. Pound erläutert: „Wenn man in Europa jemanden bittet, etwas zu definieren, entfernt sich seine Definition immer weiter von den einfachen, wohlbekannten Dingen, sie entweicht in Regionen abgelegener und immer weiter abgelegener Aufspaltung des Spektrums. Fragt man ihn (den Europäer) demnach, was Rot ist, so sagt er, es ist eine Farbe. Fragt man ihn, was eine Farbe ist, so sagt er, es ist eine Schwingung oder eine Brechung des Lichtes oder eine Aufspaltung des Spektrums. Und fragt man ihn, was eine Schwingung ist, sagt er, es ist eine Erscheinungsform der Energie oder etwas Derartiges, bis man schließlich zu irgendeiner Modalität des Seins oder Nicht-Seins gelangt, aber auf jeden Fall den Boden unter den Füßen verliert … Fragt man hingegen einen Chinesen, was Rot ist, so stellt er (beziehungsweise sein Vorfahre) die folgenden Bilder zusammen: Rose, Rost, Kirsche, Flamingo. Die Bildhaftigkeit solcher Begriffe, die eine unmittelbare Anschauung ermöglichen, findet Pound, müsse sich der Dichter für seine Sprache eigen machen.“ (Der Spiegel, 7. Mai 1958)

Nachtrag IV
In Griechenland demonstrieren zehntausende Bürger gegen ihre Regierung – und gegen Deutschland. Viele empfinden die immer schmerzhafteren Sparpakete, deren letztes in der Nacht zum Montag im Athener Parlament beschlossen wurde, als demütigendes Diktat der deutschen Regierung. Der Ingenieur Andréas Margoudakis gibt bei den Protesten in Athen die Stimmung wieder, wenn er sagt: „Bis 2020 werden wir die Sklaven der Deutschen sein!“ (dpa, 13.02.2012)

Epilog
„every man to his junk-shop“ –
    „jedem den eigenen Ramschladen“
(Canto LXXVI)

Anmerkung:
Die Übersetzungen der Originalverse ins Deutsche folgen in aller Regel der Übertragung von Eva Hesse und sind entnommen aus: Ezra Pound. Pisaner Cantos. Arche Verlag. Zürich – Hamburg 2002 (oder aus den entsprechenden Textbeiträgen, die in dieser Collage zitiert wurden).

 

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