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Tag 1/2; 29./30. März 2013; Kufstein–Wörgl–Innsbruck zu Fuß

Michael Höpfner geht seit 1995 zu Fuß durch verschiedene Weltgegenden: durch die Ukraine, Kasachstan, Tadschikistan, China, Indien, Nepal, Südkorea, Island, Libyen oder den Senegal … fotografiert, zeichnet, sammelt usw. Nun hat er eine Tirolreise begonnen, Bilder davon sind auf den folgenden Doppelseiten zu sehen. Zu den Tagen 1 und 2 seiner Wanderung hat uns Michael Höpfner die folgenden Notizen zukommen lassen:

„Im Vorjahr, bei einer Autofahrt über die Inntalautobahn und den Brenner kam mir die Idee, verschiedene Täler, vor allem Transittäler in Tirol abzugehen. Nach den langen Wanderungen in Zentralasien und Westchina in den letzten 10 Jahren hatte ich große Lust, das Zu-Fuß-unterwegs-Sein und alle Erfahrungen, die ich gesammelt habe, wieder in europäischen Landschaften anzuwenden. ‚Verlangsamung‘, ‚Hinausgehen‘, ‚Hinaussehen‘ sind Begriffe, die mir dabei immer wieder in den Sinn kamen.
Ganz wesentlich erscheint mir, dass sich die Wahrnehmung unserer unmittelbaren Umwelt seit den 90er-Jahren (seit meinem Studium) vollständig verschoben hat. Der Begriff Realität wird anders angewendet, Realität wird mittlerweile am Bildschirm, am Smartphone akzeptiert. Das unmittelbare Erleben von Landschaft, Natur, Stadt bekommt eine andere Bedeutung. Das ist ein interessanter Moment, der vor allem in der visuellen Kunst behandelt / verhandelt werden muss.

Die Schwarzweißfotos sind Teil einer Serie, die ich während der Wanderung – an Hauptstraßen, entlang der Autobahn, durch Wälder, an einem Freilichtmuseum vorbei – gemacht habe. Es sind unspektakuläre Orte, die aber alle dieses räumliche Verhältnis von Straße, Verbauung, Natur und Fußgänger
(= Mensch) in sich haben (auffällig, dass in der ganzen Serie nur ein Mensch vorkommt). Es ist ein Anfang, das Projekt wird sich über das ganze nächste Jahr ziehen. Ich kehre sehr gern immer wieder auf bestimmte Routen zurück, schau nochmals hin, gehe andere Wege. Genauer hinsehen; skeptischer Blick; dem eigenen Blick misstrauen. In der nächsten Serie werden dann auch meine kleinen Zeltplätze auftauchen, die Wanderungen werden manchmal sicher auch ein oder zwei Wochen dauern; ein etwas anarchistischer Zugang zur Kulturlandschaft.

S/W-Fotografie auf Film deswegen, weil mir die Arbeit mit dem Material wichtig ist, weil ich in der Dunkelkammer sofort perfekte Prints bekomme, weil S/W auch im Fall der Tirol-Fotografien eine seltsame Abstraktionsebene hat; mich hat überrascht, wie skulptural die Inhalte wirken.“

Courtesy Galerie Hubert Winter und Zeitkunst Galerie Kitzbühel

 

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