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Wir müden Schwäne

Der Kryptogeograph reist nach Innsbruck, fasst dorten eine Strafaufgabe von der Quantenfakultät der Technischen Hochschule Alpbach in Tirol aus und versöhnt sich blendend mit Erwin Schrödinger, seines Zeichens Liebender, Dichter, Nobelpreisträger der Physik, Katzenquäler, Vedantakenner und Wahltiroler (Universalgenie). Von Ursula Timea Rossel.

Alle mögliche Zustände befinden sich außerhalb der Raumzeit (Platon: Sein) und interferieren miteinander konstruktiv, destruktiv oder beides. Kommt es zum Kollaps, wird eine der atemporalen Möglichkeiten in der Raumzeit Wirklichkeit (Platon: Werden). Die Funktion des Kollapses besteht darin, der andauernd wachsenden Komplexität vorübergehend Einhalt zu gebieten, das würde sonst alles völlig aus dem Ruder laufen, und das Einfachste ist eben ein eingetroffenes Ereignis. Das Universum atmet: Es öffnet sich in zig gegenseitig sich aufschaukelnden Möglichkeiten und zieht sich zusammen, wenn einzelne Möglichkeiten in die Wirklichkeit kollabieren. Zum Kollaps kommt es dann, wenn sich die Komplexität (mathematisch) ins Chaos steigert und das Interferenzmuster somit in Dekohärenz (kuhl!) zerfällt. Geht es also für den Wissenschaftler und den Künstler darum, aus den Zilliarden Möglichkeiten die barbarisch-poetischsten auszuwählen und sie einen vollkommenen Augenblick (------ lang ----------------- / , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ewig) in der Schwebe zu halten? Kawumms!, guckt der Physiker bolzengrad in die Wahrheit und erblindet, rradapummm!, erfüllt sich die Liebe des Dichters und die Feder fällt ihm aus der Hand (oder umgekehrt, sie sind ja beide Eulen und watscheln gen Rom). Dös wär aber nicht gut! Ich stelle mir gern einen sehr sanften, langsamen (nonsensisch, „vor-wirklich“ ist ja atemporal), VOLL-CO-BEWUSSTEN Kollaps vor, der genau synchron mit der Formulierung der Einen Formel, mit dem Vierzehnten Vers des Sonetts zusammenfällt, in die Wahrheit-Schönheit-Wirklichkeit.
Die Unterscheidung zwischen Wirklichkeit und Realität übrigens ist fundamental. Der Realismus ist seit Jahrzehnten widerlegt, aber das haben irgendwie die Wenigsten mitgekriegt, weil den meisten seit Jahrhunderten noch immer Äpfel auf die Birne fallen.

INNSBRUCKER KATERNOTIZEN I. Man kommt automatisch zum G. Dachl. Abartig, die Touri-Meile. Ein Kind heult am Händi: „Aber i hob kei Krawatte!“ oder so. Bier, Almdudler zuckerfrei und Käse fürs Piggnigg. Man kann sich mitten in der Stadt auf eine Stufe setzen und wird in Ruhe gelassen. Eine Pennerin im Rollstuhl hält mich an, ob ich ihr in der Bäckerei einen ???N oder einen ?!X??!XN oder XZ?!?!XXZNN hääää? kaufen könne, drückt mir 2 Euro in die Hand. Lasse mir die Liste wiederholen, versteh wieder nichts, ich kauf ihr dös, sie vergisst schier das Wechselgeld zu nehmen. Angenehm unfreundlich. So was gibt’s zuhause nicht. VaniiiliekropfN. / 10 Uhr empört wach wegen Lärmbrüdern. Welche Versumpfung! Weiß nicht, wie ich gelesen habe. (edito: bin sehr stolz auf das umgeworfene Wasserglas.) Aber sicher ist: nur hier, in der Agglo von Alpbach, kann ich mit der Schrödingerkatz® landen! Die haben das hier im Blut. --- So finden mich aber die Schergen der Quantenfakultät, die mir seit vier Jahren auf den Fersen sind5 … Hélas! Keine Welle ohne Teilchen. Schrödinger selbst wird die Zeit rückbiegen, um mir seine Billets, von denen ich lieber nie erfahren hätte (danke, Robert!), im rechten Winkel durch die abgezweigten Paralleluniversen zuzustecken. Davon ahnte ich jetzt noch nichts.
Dafür lassen mich die Bluthunde des Vatikans5 vielleicht endlich in Ruhe, weil ich in selbigen Innsbrucknotizen schrieb: --- Kitschdom (grenzt an Gotteslästerung).

Erwin Schrödinger ins Blaue:

LOHN

Warum noch heut eine schöne frau
jung wie der morgentau
mir ihre warmen lippen beut
ich künd es dir genau:

Weil mir zu keiner stund
kein irdisches geschmeid,
keines ruhmes wichtigkeit
über die liebe der frauen ging.
Über dem kuss vom geliebten mund
war mirs gering.

Oft wurd ich gescholten
dass ich das leben verträume,
lieber als rechne reime,
Jetzt – wird mirs vergolten.1

(Oh nein!)

Timea dazu nur:

ZIPFELGEDICHT

prüde bin ich geh zur kuh
mache meine löcher zu
wer jetzt dabei ist
wird mich lange meiden

über allen nippeln ist ruh
warte nur balde
ruhet er auch

(der zipfel)

Der Nobelpreis kann warten. Ich mache jetzt auch Liebesgedichte.

Kann ja noch nicht mal spazierengehen, ohne danach wegen akuter Reizüberflutung darniederzuliegen. Da klebte ein Zettel an einem Straßenkandelaber mit der Frage: „Wann wird der Umkehrdruck berechnet?“ – Na vermutlich am einfachsten, wenn die Stadtverwaltung abschaltet und das dröge frühe Tageslicht das depressionsorangene Laternenlicht durch den Pfahl hinunter unter den Asphalt und in den Bauch der Erde drückt. Aber solls berechnen wer will. Ich tus nicht. Ich bin jetzt wieder auf HUHN-UND-EI-DIÄT. Determinismus ist so dämlich! Man kann das Ei doch in das Huhn zurückstopfen, das Huhn deflationieren und ins Ei zurückpuzzeln, sooft man will, und wenn man den Zeitstrahl umkehrt (was den Photonen wurscht ist, ist für uns eine Pappnase, Erdnüssli), verläuft die Reaktion sogar exotherm, und man kann auch noch den Käse an der Huhn-Ei-Huhn-Ei-Meiler-Zeile abschmelzen. Alles ist gleichzeitig da und alles ist nicht da oder zum Vornherein woanders. Was wäre denn so schlimm daran? Als ob das des Spotts noch nicht genug wäre, sagt mein Horoskop: „Für ein oberflächliches Abendteuer solltest du dir zu schade sein.“ – Sic! (Und wenn schon wünsche ich von Horoskopen gefälligst gesiezt zu werden.) ... Hat das Universum eigentlich nichts Besseres zu tun als mir ans Bein zu pissen? Die Reizüberflutung ist der Grund dafür, dass ich mich zu Tode fürchte vor allem, was ich wirklich will.

Erwin Schrödinger an Werner Heisenberg:

Wenn es doch bei dieser verdammten QUANTENSPRINGEREI bleiben soll, so bedaure ich, mich mit der Quantentheorie überhaupt beschäftigt zu haben.3

NICHTS WIRD GUT WERDEN. Aber dem Ende ist das so lang wie breit, es kommt trotzdem. Neulich gelang es mir, all meine grauen Auswüchse, rostigen Ketten, fetten Spinnenseile in die Vergangenheit (Fehlwahrnehmung) einzuziehen und alle meine feuerwerksgrünen Tentakel und fanalorangen Rockfalten und neongelben Leuchtraketen in die Zukunft (Illusion eines Komplettidioten) zusammenzuraffen. Alles unter den Hintern gescharrt und mich draufgesetzt, als müsste ich erst ausbrüten, was mir widerfuhr und was mir wartet. Ich schrumpfte und schrumpfte und schrumpfte, bis ich kaum noch da war, ein imaginärer Punkt im Jetzt. Ich war sehr überrascht, als ich feststellte: ein erregendes Gefühl, SO KLEIN ZU SEIN IN DER ZEIT. Könnte ich in dem Zustand bloß verharren, dann würde ich vom Ende gar nichts merken. Und jene, die mein baldiges Ende mit Schweigen und Drohungen angekündigt haben, könnten mich in dem Unterschlupf, in der Jetzt-Einstülpung der Zeit, nicht finden. Welch fulminantes Paradoxon! Aber schon quelle ich wieder über die Ränder des Jetzt hinaus in alle Zeiten, ein Teig außer Kontrolle. Das einzige, was mich retten könnte, schaffe ich nicht: so klein zu sein in der Zeit.

DIE SONNE GEHT NICHT AUF! Ich krieg sie nicht auf! Knöpfe, Ösen, lichtjahrlange Stoffbahnen, Klebeband, Packpapier, Schuhbändel, Noppenfolie, verdammtnochmal!, Knöpfe, Knöpfe, Knöpfe (Perlmutt), Fliegenleim, Haken, Reiß- und Klettverschlüsse, Muttern und Schrauben, Schnüre, schlimmer als ein High-End-BH!, Kabel, voll vernagelt, diese Sonne. Ich krieg sie einfach beim besten Willen nicht auf!
Welche Arschgeige hat den Stern so eingepackt? Habe alles gegeben und mir dabei nur den Bizeps gezerrt und die Pfoten verbrannt. Ich sag ungeschminkt, was Sache ist: Die Sonne geht nicht auf. Ihr werdet jetzt alle erfrieren. So. Und ich allein bin schuld daran. Freut mich irgendwie diebisch.

Erwin Schrödinger an Timea:

MITTE SEPTEMBER

Wenn erst die gleiche vorbei
kommt wieder sonnenglanz;
leuchtender als im mai
wirbelt der blättertanz
durch die alleen.
Bräutlicher neigen
die überreichen
zweige sich zum spiegel der seen.

Aber nein, nein, vorüber
ist neues grünen,
vorüber die kühnen
furchtlosen pläne.
Nur mit geliehnen
fittichen sühnen
wir müden schwäne
zum nichtsein hinüber.

So sagen andre. –
Glaub es nicht, wandre
mutig und frei
durch all dies sterben.
Nur den vermessenen
selbstvergessenen
ist es verderben.
Uns schafft es neu.

Schöner als einst im mai
wirbelt im herbstesglanz
leuchtender blättertanz –
nichts ist vorbei.1

ICH WILL NACH HAUSE! … prallte auf einen Klotz aus Schatten, angezogen von der Gravitation. Die Lichtwesen baten mich zu bleiben, aber als sie einsahen, dass sie mich nicht vorwärtsholen konnten, lachten sie haltlos. Ein heftiges Gefühl des Unfriedens erfasste mich. Ich war wütend, angeekelt und nervös und verlor jede Hoffnung. Auf einmal sah ich mich nicht mehr und merkte, dass ich innerhalb meines Körpers war. Nun wusste ich, was es heißt, kotzen und speien und scheißen zu müssen. Der Körper wiederum war in Zeit eingewickelt; klaustrophobisch, nur noch eine einzige Richtung. Wesen aus Materie kamen unfreundlich, ja unverhohlen drohend, auf mich zu und fragten, was ich hier wolle, und ich sah auch einige, die ich gekannt hatte, bevor sie geboren wurden. Es schien ihnen gar nicht gut zu gehen, aber sie taten so, als kennten sie mich nicht. Innerhalb von Jahrtausendvielfachen lief der Film meiner gesamten Zukunft vor meinem physischen Auge ab, und es türmte sich Schuld auf Schuld auf Schuld. Ich gehöre hier nicht hin! Ich will nicht da sein! Bin ich schon zu nah, um vorwärtszukehren? Ich kämpfe. /// Eine diffuse Mischmasse aus Gesetzen, Ideologien, Werten und Materiewesen knallen mir ihre Nachricht ins Gesicht: Du bist nutzlos. --- Ja, natürlich. Was könnte man sonst sein? --- Du kriegst kein Geld mehr. --- Kein was? --- Kein Geld. --- Aha. Versteh ich nicht. --- Dann wirst du’s bald verstehen und endlich den Arsch hochkriegen. --- Pardon? Ich habe nie um einen Arsch gebeten! /// Ich werde herausfinden, dass Geld etwas ist, das so tut, als wäre es Materie, und das man hier benötigt, um Materie zu tauschen, die die zerfallende Materie des Körpers ergänzt. Geld hat noch weitere Zwecke, materielle und andere, die entweder den Körper erhalten oder Materiewesen günstig oder neidisch stimmen sollen. Eine Kackwelt, das hier! Die tun mir einen Gefallen, indem sie mir das Geld abklemmen. Mein Körper wird zerfallen und ich werde vorwärtskehren und den Lichtwesen von meiner Nahlebenserfahrung erzählen und dass das Leben die größte Scheiße ist, in die man überhaupt geraten kann. Ich werde Vorträge halten und nach einem Mittel gegen das Leben forschen und einen Nobelpreis abstauben.

Erwin Schrödinger an Timea:

ENTRÜCKUNG

Du versuchst dir selber es zu sagen
ausdruck suchend für das ungemeine,
doch das wort vertrocknet wie ein fluss
dumpfverbrandend. Heisse schläfen jagen
an die stirne, glühnde pulse jagen …

weil sich einer erst versammeln muss
den der blitz traf der einmalig eine,
der den zeichnet den das schicksal liebt
und ihm jenen himmel, drin zu wohnen,
wo gott selber und die engel thronen
wie ein landhaus still zu eigen gibt.1

Timea demütigst: sprachlos.

Erwin Schrödinger derweil an die wissenschaftliche Gemeinde:

iћ
t
 | ψ (t)〉 = Ĥ | ψ (t)


Die Welt: Hä?!4

Timea (im Oktober 2010!) an die wissenschaftliche Gemeinde:
DIE FROHE BOTSCHAFT: DAS HIGGS-BOSON IST GEFUNDEN!4
Es rollte schon die ganze Zeit unter meinem Bett herum. Und ich dachte, ich hätte bloß einen Poltergeist zu Gast. Jetzt verrate ich natürlich keinem, wie das Teil aussieht und was es so den lieben langen Tag macht (nicht zu reden von der Nacht!). Derweil erpresse ich vom CERN Lösegeld. Oder präziser – da es denen ja gar nicht entlaufen, sondern mir aus freien Stücken zugekullert ist – ich verhandle über die Bedingungen der Auslieferung. Ich bin eine gemachte Frau! Erst noch eine mit Nobelpreis für Physik.

Erwin Schrödinger an Timea:

PARABEL

Was in unserm leben, freund,
wichtig und bedeutend scheint,
ob es tief zu boden drücke
oder freue und beglücke,
taten, wünsche und gedanken,
glaube mir, nicht mehr bedeuten
als des zeigers zufallsschwanken
im versuch, den wir bereiten
zu ergründen die natur:
sind molekelstösse nur.
Nicht des lichtflecks irres zittern
lässt dich das gesetz erwittern.
Nicht dein jubeln und erbeben
ist der sinn von diesem leben.
Erst der weltgeist, wenn er drangeht,
mag aus tausenden versuchen
schliesslich ein ergebnis buchen. –
Ob das freilich uns noch angeht?1

CERN (im Juli 2012) an die Welt:
Wir haben es! (Das Higgs-Boson). PFFFF.
MED. GUTACHTEN: Keine Hirnwerkzeugstörungen. Dynamischer Gesamteindruck. Keine konkrete Lebensplanung. Auch bei näherem Nachfragen keine realistischen Vorstellungen erfragbar. Inhaltliches Denken unrealistisch bzw. magisch. Hinweise auf Störungen des Zeiterlebens. Fehlender realistischer Bezug zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung. Neigung zu Ambivalenz oder auch Ambitendenz. Realitätsorientierung wechselhaft, zeitweise verzerrt. Realitätsanpassung gemindert. Empfehlung: gleichförmige, minderqualifizierte Beschäftigung. Die Person ist ihrem Umfeld zumutbar.4 (Anmerkung Timea: Das Umfeld ist der Person nicht zumutbar.)

Erwin Schrödinger an Timea:

SCHATTEN

Eiligfliehnde schatten an der wand
an der öden blankgekalkten mauer
warum hastet ihr? Liegt wer in lauer
anzutasten euren schattentand?

Oder lockt euch ein gelobtes land.
Oder steht ihr stille und es regt sich
in euch selber nichts. Langsam bewegt sich
nur die rampenlampe die euch fand

und vorüberwandert an den rand
der belanglos …
Und wo einer stand
still und reg- und leblos steht er noch:
eine selbstbewusste marionette
welcher bloss der ahnungslos kokette
tiefmitfühlende beschauer
nachblickt in das finstre loch
und sein schnupftuch presst in trauer.1

Die Tränen des Sternwarts! Tagsüber schläft der Sternwart, deshalb hat er keine Frau. Er ist Jungfrau (das stimmt wohl so nicht …) und saturnalisch im Aszendent. Nur die Eulin wirft zwei schreckliche gelbe Augen auf ihn, wenn er in der astronomischen Dämmerung den Bunker verlässt. Er verträgt kein Tageslicht. Wenn es ihm auf die Schulter fällt, zerbröselt seine nachte Haut. Er hat einen Buckel, weil er nicht in die Knie geht vor der Galaxis, sondern seinen Rücken krümmt, um durch das Bubble-Teleskop zu spähen. Lang oh grausam lang sind seine siderischen Nächte. Ein Sternwart hütet Sterne, das ist sein Beruf. Aber ein Großer Bär hat die Herde aufgestört. Die Sterne, die dem Sternwart anvertraut, stieben auseinander nach allen Sonnenwindrichtungen, schneller als teleportierte Menschen jemals lichtfliegen könnten. Sie sind zu fix, diese Sterne, die Hirtenmonde hecheln ihnen hinterher mit hängender Zunge und können sie nicht wieder zusammentreiben. Der Sternwart pfeift die Wächter zurück, weil sie sonst tot aus dem Orbit fallen würden. Im Morgengrauen regnet’s. Oh, weine nicht, Sternwart, weine nicht! Supernova wartet dir, Skorpion wirst du dann sein. Weine nicht.

Erwin Schrödinger, verlegen, an die Nase (einer anderen):

EIN ANDERES

Heilige vor dir knie ich
durch dich zieh ich
den atem der welt.
Ich bin dein.
Wenn dirs gefällt
hör ich auf zu sein.1

Timea an einem 14. Februar, an die Nase des geliebten Waadtländers:

PREUVE D’AMOUR
A un Vrai Homme de sa Gonzesse

Si ton nez était la scie
il n’y aurait plus d’Amazonie
le matin

Sur la vaste plaine le soir
je compte mon mouton noir
joyeuses St-Valentin

Erwin Schrödinger:

Im Augenblick plagt mich eine neue Atomtheorie. Wenn ich nur mehr Mathematik könnte! Ich bin bei dieser Sache sehr optimistisch und hoffe, wenn ich es nur rechnerisch bewältigen kann, so wird es sehr schön.7

INNSBRUCKER KATERNOTIZEN II. Finde heraus, wer hier der Dichter ist. Stephan Groetzner!:
Ich sitze am Tisch und stinke.2
Kann man die condition humaine präziser fassen? Dieses unnatürliche Sitzen an Tischen unterscheidet uns vom Tier und macht uns lächerlich vor Gott. Überhaupt: Es werden die Menschen immer dünner und die Fahrräder immer dicker. Diese Missproportion schmerzt an der Herzlinse, es deprimiert mich. Ein letztes braves Bier im Stehen. / Hingelegt, geduscht, wieder hingelegt. Dann das alles noch 2 x. Kann nicht ohne Mitbringsel heim, bloß weil ich verkatert bin: Speck posten. Kaffee, Klo, zum Bahnhof stiefeln, wieder Kaffee. Tiroler Tageszeitung: ISS-Astronauten auf der Flucht vor Elektroschrott. Michaux: Docteur de la charcuterie. … Aber wovor ich nun auf der Flucht bin!

QUANTESSENZ. Wir müssen endlich den Verlust der Kausalität verkraften! Die Synchronizität wagen und uns darüber klarwerden, was „Kollaps der Wellenfunktion“ tatsächlich heißt: Das Universum erleichtert sich vom Spannungszustand all der wabernden Möglichkeiten! „Wirklichkeit“ ist ein Niesen, der Orgasmus, ein Furz des Universums. Muss uns das immer gefallen? Es erfüllt uns mit großer Zärtlichkeit.

Erwin Schrödinger an alle:

Ein rein verstandesmässiges Weltbild ganz ohne Mystik ist ein Unding.6

1   Zit. nach der Erstveröffentlichung der GEDICHTE des mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Physikers Erwin Schrödinger (1949).
2   Groetzner, Stephan: Die Kuh in meinem Kopf. Graz, Droschl 2012.
3   Heisenberg, Werner: Die Entwicklung der Deutung der Quantentheorie, Physikalische Blätter 12, S. 289–304 (1956).
4   Quantenfakultät der Technischen Hochschule Alpbach in Tirol: Prozedere der immemorialen Physik. Alpbach, monatlich.
5   Rossel, Ursula Timea: Man nehme Silber und Knoblauch, Erde und Salz. Zürich, bilgerverlag 2011.
6   Schrödinger, Erwin: Mein Leben, meine Weltansicht. Zürich, Diogenes 1989.
7   von Meyenn, Karl (Hrsg.): Eine Entdeckung von ganz außerordentlicher Tragweite. Schrödingers Briefwechsel zur Wellenmechanik und zum Katzenparadoxon. Berlin, Springer 2011.

 

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