zurück zur Startseite

Grenzen unserer Räume

Anna-Maria Bogner hat für diese Ausgabe die folgenden Doppelseiten gestaltet und hat uns dazu diesen Text geschrieben:

„In unserem Alltag brauchen wir Grenzen und konstruieren uns weitere, um physische wie soziale Räume in all ihren Dimensionen erfassen zu können.

Selbst wenn wir auf Unendliches verweisen, benutzen wir in aller Regel Bilder, mittels derer wir uns unerfassbare Dimensionen plastisch vor Augen führen können. Doch auch diese gedanklichen Visualisierungen bleiben lediglich ein Verweis auf Unendlichkeit.

Es geht nicht darum, Grenzen zu überschreiten, sondern diese zu erkennen und einen Blick auf andere Seiten zu erhaschen. So wie ein Test zum farblichen Sehvermögen nicht dazu dient, die Testperson darüber zu belehren, was farbliches Sehen ist, sondern hilft, die Möglichkeiten und Grenzen eigener Wahrnehmung zu erkennen, spielen die Arbeiten mit den eigenen Grenzen und Möglichkeiten. In welchen Räumen bewege ich mich, wie konstituieren sich meine Räume, welche Räume öffnen sich und welche verschließen sich mir? Inwieweit verändert sich der existente Raum in unseren Erinnerungen?
Uns allen ist bewusst, dass unser Gedächtnis keine exakte Widerspiegelung der erlebten Realität hervorbringt. Grenzen verschwimmen, und je weiter wir zurückgreifen, desto deutlicher wird uns diese Tatsache. Mit jeder Schicht, die wir tiefer in unsere Erinnerungen eintauchen, verstärkt sich dieser Effekt. Deutlich wird dadurch nicht nur, dass nicht allein die sozialen, sondern auch die physischen Räume, in denen wir agieren, zunächst kognitive Konstruktionen und eben nicht die Realität widerspiegeln. Diese Unschärfe verleiht den von uns gedachten Räumen einen amorphen Charakter. Je tiefer wir vorstoßen, je weiter wir die Schichten abtragen und über Erinnerungen von Erinnerungen von Raum nachdenken, desto drängender wird die Frage: Was liegt dahinter? Und desto unschärfer erscheinen uns die Grenzen unserer Räume, immer mehr Räume tun sich auf und der Blick rückt zusehends auf andere Seiten.“

o. T., 2015, Zeichnung, Bleistift auf Transparentpapier, 10-teilig, je 30 × 24 cm (3–16 Einzelblätter)

 

im Heft weiterblättern


Email

registrieren

Ihre Email-Adresse wurde bei uns registriert und zur Liste der Newsletter-Abonnenten hinzugefügt.
Sie erhalten in Kürze ein Bestätigung per Email.