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Von Georg, Albin & Ila

Die Familiengeschichte Egger-Lienz in bislang unbekannten Lichtbildern. Von Martin Kofler.

Wenn man in der Hauptstadt Osttirols aufwächst, kommt man an einer Person früher oder später keinesfalls vorbei: Albin Egger-Lienz. Nicht, weil dieser so bekannte Künstler die Ortsbezeichnung als Zusatz in seinen Familiennamen integriert hat, sondern weil das Museum der Stadt Lienz Schloss Bruck eine wahrlich beachtenswerte Gemälde- und Zeichnungen-Sammlung sein Eigen nennt und seit 1943 in der mittelalterlichen Burg der Grafen von Görz präsentiert.
Hantelt man sich über diesbezügliche Provenienz- und NS-Zeit-Forschungsfragen weiter zurück und legt zu guter Letzt via Wilfried Kirschls Standardwerk den Fokus auf die Person des „Meisters“, so geht es besonders um den Familiennamen „Egger“ und um die ganz zentrale Beziehung zwischen Albin und seinem Vater Georg. Da dem aus dem benachbarten kärntnerischen Oberdrauburg stammenden Vater eine künstlerische Karriere verwehrt blieb, betätigte er sich einerseits als nicht untalentierter Kirchenmaler sowie sehr erfolgreicher Pionier der Atelierfotografie und förderte andererseits die künstlerische Ausbildung seines Sohnes Albin in allen Belangen – was dieser sehr zu schätzen wusste.
Die Beziehung zwischen Vater Georg und Sohn Albin war eine besondere, intensive, herzliche, was einige nachfolgende Zitate untermauern sollen. Stets kehrte der Sohn gerne in das väterliche Elternhaus der Lienzer Schweizergasse zurück, wo ein reger Austausch über alle möglichen Themen gepflegt wurde. Schwer getroffen war Albin vom Tod seines Vaters 1907. Danach bricht der Kontakt zu Lienz fast vollständig ab. Bis zur Umsetzung der Fresken in der Kriegergedächtniskapelle bei St. Andrä 1925.

„(…) Wie herzlich mich mein Vater stehts willkommen heißt. Ich glaube überhaupt, daß ein Verhältnis wie es zwischen uns zweien (Vater und Sohn) besteht, vereinzelt dastehen dürfte. (…) Du weißt ja, daß mein Vater selbst ein rechter Maler werden wollte, später aber Fotograf werden mußte. Und daß er mit innigster Freude mich zur Kunst anregte, habe ich Dir wohl auch schon ausführlicher mitgetheilt.“ (Brief Albin Egger-Lienz an seine Verlobte Laura von Egger-Möllwald, 24. Mai 1899)
„Ich finde überhaupt, daß so ein mehrthägiger Aufenthalt im Vaterhause mich sehr zum Schaffen anregt, mehr als mitunter ein Gespräch mit ‚sogenannten‘ Collegen.“ (Brief Albin Egger-Lienz an seine Ehefrau Laura, 23. Dezember 1899)

„Ich denke schon immerzu: wenn Du wieder da sein wirst, dann machen wir es grad wie wir es immer gemacht haben.“ (Brief Georg Egger an Sohn Albin, 6. März 1901)

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Meine wissenschaftliche Beschäftigung mit der Geschichte Osttirols von 1850 bis zur Gegenwart und die persönliche wertvolle Bekanntschaft und Zusammenarbeit mit Prof. Kirschl legten die Basis für „meinen“ Egger-Lienz. Die jüngste Tätigkeit als Leiter des neuen Tiroler Archivs für photographische Dokumentation und Kunst (TAP) – EU-Interreg-IV-Projekt Italien-Österreich 2011 bis 2015, mit erfreulicher Sonderfinanzierung durch die Länder Tirol und Südtirol 2015/16 – ermöglicht aber einen Quantensprung:
Erstmals wird hier eine Serie bislang größtenteils unbekannter Lichtbild-Aufnahmen der Familien Georg Egger und Albin Egger-Lienz präsentiert, die ein Teil der riesigen, 7.056 Glasplattennegative umfassenden Sammlung sind, welche sich als Dauerleihgabe der Stadt Lienz im TAP befindet. Ein entscheidender zeitlicher Bruch bestimmt dabei die Urheberschaft, auch diese Auswahl: Bis zu seinem Ableben 1907 ist Georg Egger als Fotograf zu nennen, danach und bis zu ihrem Lebensende 1951 setzte Tochter Maria das Erbe ihres Vaters in dessen und mit dessen Namen fort. Sie lichtete auch die Kinder ihres Halbbruders Albin – Lorli, Fred und Ila – bis in die späten 1940er Jahre stetig ab. Das vom Vater erlernte Können professionalisierte sie mittels neuer Techniken. Die Bilder erscheinen zeitlos, zeigen den hohen Standard, der in der Lienzer Schweizergasse herrschte, und lassen die Egger-Lienz-Verwandten in ganz neuem Licht erscheinen.

Weiterführende Literatur: www.quart.at

Weiterführende Literatur:

AMANN, Gert (Bearb.), Albin Egger-Lienz 1868–1926. Bestandskatalog der Sammlung im Museum der Stadt Lienz Schloss Bruck, Innsbruck o.J.

ASTNER, Josef, Die Abstammung von Albin Egger-Lienz, in: Osttiroler Heimatblätter 44 (Oktober 1976), Nr. 10.

EGGER-LIENZ, Ila, Mein Vater Albin Egger-Lienz, Thaur 1981 (überarb. Aufl. von 1939).

FORCHER, Michael / PIZZININI, Meinrad, Tiroler Fotografie 1854–2011, Innsbruck-Wien 2012.

HUSSLEIN-ARCO, Agnes / PERENA, Helena/Koja, Stephan (Hrsg.), Totentanz. Albin Egger-Lienz und der Krieg, Wien 2014.

KIRSCHL, Wilfried, Albin Egger-Lienz 1868–1926. Das Gesamtwerk, 2 Bde. Wien-München 1996.

KOFLER, Martin, „Meine Jahre mit dem ‚wegsicheren‘ Egger“. Wilfried Kirschl im Gespräch, in: Ders. (Red.), Randlage im Wandel. Osttirol – 1850 bis zur Gegenwart (Ausstellungskatalog „Spurensuche3“ Museum der Stadt Lienz Schloss Bruck). Innsbruck-Wien-Bozen 2007, 72–77.

Ders., Albin Egger-Lienz und Osttirol. Die Sammlung im Lienzer Museum Schloß Bruck zwischen Aufbau und Restitution (1938 bis zur Gegenwart), in: Gabriele Anderl/Alexandra Caruso (Hrsg.), NS-Kunstraub in Österreich und seine Folgen. Innsbruck-Wien-Bozen 2005, 131–144.

Ders., Die Eröffnung des „Osttiroler Heimathauses“ Schloß Bruck 1943 in: Rudolf Ingruber (Hrsg.), Osttirol. Geschichte – Volkskunde – Kunst. Innsbruck-Wien-Bozen 2005, 57–68.

Ders., Osttirol. Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart, Innsbruck-Wien-Bozen 2005.

LEOPOLD MUSEUM (Hrsg.), Albin Egger-Lienz 1868–1926, Wien 2008.

PIZZININI, Meinrad, Lienz. Das große Stadtbuch. Lienz-Innsbruck 1982.

REICHART, Helga, Es ist mir alles geschenkt worden. Ila Egger-Lienz. Ein Lebensbild, Innsbruck-Wien 1996.

RENNHOFER, Maria, Albin Egger-Lienz. Leben und Werk 1868–1926, Wien–München 2000.

TIROLER LANDESMUSEUM FERDINANDEUM (Hrsg.), Dunkelkammer – Wunderkammer. Facetten der Fotografie (Katalog Ausstellung Museum im Zeughaus 2001/02), Innsbruck o.J.

 

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