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Im Unsichtbaren

Auf den folgenden Doppelseiten zeigt Theresa Eipeldauer ein Kaleidoskop ihrer Arbeit („Auszüge und Gegenüberstellungen von fotografischen Notizen, 1–9“). Dazu ein Text von Matthias Pfisterer.

Ein Aspekt, der mich an Theresa Eipeldauers Arbeit, über die Jahre betrachtet, immer wieder von Neuem fasziniert, ist die enorme Bandbreite an Ideen, Techniken, Medien und bildnerischen Mitteln, die sie bei Bedarf heranzieht und sich aneignet, um die – je nach Situation und Fragestellung – schlüssigsten, gleichzeitig aber auch möglichst interessantesten und überraschendsten Lösungen zu finden. Die sich zwangsläufig ergebende Vielfalt unter den konkreten Arbeiten bleibt dabei aber stets zuverlässig frei von jeglichem Geruch der Beliebigkeit. Ganz im Gegenteil: gerade und vor allem aus dieser Perspektive erschließt sich ein dichtes Netz von Sinnzusammenhängen, das, weitgehend immateriell, sich sozusagen im „Leerraum“ zwischen den einzelnen Arbeiten erstreckt und daher meistens im Unsichtbaren verbleibt.
Denn das Eigentliche, das die Künstlerin in ihrem Tun vor allem umkreist und behandelt, von dem aus sie immer wieder neuen Antrieb erhält und das auch die meisten der in der Arbeit enthaltenen Entscheidungen und Prozesse bedingt, ist vielmehr der Arbeitsprozess an sich sowie die Bewegung, die sich auf mehreren Ebenen „zwischen“ den einzelnen konkreten Arbeiten vollzieht, als etwa die „fertigen“ Produkte selbst, die in ihren Augen eher so etwas wie auf einem beschrittenen Weg hinterlassene Überreste und Spuren darstellen und damit wiederum die natürlichen Ausgangspunkte für weitere Bewegungen bilden. So verwischen sich in dieser zu großen Teilen von Neugier gelenkten Arbeitsweise immer wieder von Neuem die Grenzen zwischen Zeichnung, Druck, Malerei und Plastik, zwischen intimer Handschrift und technischer Anonymität, Entscheidung und Zufall, zwischen Textur, Form, Licht, Schatten und Farbe. Die Frage, welches Ergebnis eine bestimmte, etwa beim Zeichnen eine sich wiederholende Bewegung wohl bringen wird, wenn sie exakt genauso ein weiteres Mal, nur jetzt vielleicht in einem Druckprozess, vollzogen wird, ist hier von viel vitalerem und drängenderem Interesse als jegliche definitive Aussage, die möglicherweise einem konkreten Kunstwerk als „Botschaft“ aufzubürden wäre. Viel eher Zeichen als Symbol, bilden die einzelnen Arbeiten in Summe wiederum Elemente zu einer Art hochkomplexer, sich dynamisch entwickelnder Schrift, die zwar jeglichen Beschlag mit „Bedeutung“ völlig verweigert, dafür aber umso mehr Sinn ergibt und vermittelt.

 

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