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≈ 1: 200.000

Wolfgang Wirth skaliert auf den folgenden Doppelseiten Landkarten von den Voralpen und dem Alpenhauptkamm neu, indem er sie mit anderweitigen Mustern und Farbtönen überzieht. Dazu eine Introduktion von Jeannie Moser:

Ihr Gebrauch macht aus einer Zeitschrift ein dreidimensional agierendes, ein ausgreifendes und sich ausdehnendes Objekt. Blättert man in ihr, strecken, wölben, krümmen und biegen sich ihre planen Seiten in den Raum. Das, was auf ihnen abgebildet ist, wird größer oder kleiner, rückt näher oder ferner. Mit dem Material, von dem Wolfgang Wirths künstlerische Arbeit RUGS (V–XII) ausgeht, verhält es sich genau umgekehrt: Es sind topographische Karten, die objekt- und raumbezogene Informationen zweidimensional darstellen und damit einen dreidimensionalen Raum in eine plane Fläche übersetzen. Solche Landkarten veranschaulichen ein Gelände, indem sie Berge und Abhänge, Kämme, Grate, Senken oder Täler einebnen und ihre körperlichen Eigenschaften sowie räumlichen Zusammenhänge maßstäblich generalisieren.
An der Skalierung, die sich am Rand jeder Karte befindet und Aufschluss darüber gibt, welcher Maßstabsfaktor die Größenordnung auf der Karte festsetzt, orientiert sich Wolfgang Wirth. Von der 60-teiligen Skalierung aus entwickelt er plane, rechtwinkelige Muster und malt sie auf die ebenso planen, rechtwinkeligen Flächen der Karten, die im Maßstab 1:200.000 Gebiete der nördlichen Voralpen und des Alpenhauptkamms etwa zwischen dem 27. und 34. Längen- und dem 46. und 50. Breitengrad darstellen. Die verwendeten Farben beziehen sich auf die Farbtöne der Karten. Sie sind mehr oder weniger lasierend und lassen die darunterliegende Information meist noch leicht sichtbar. Die Muster verbinden sich mit den Texturen der Karten, sie verweben sich mit ihnen.
Für die folgende Bildstrecke verwendet Wolfgang Wirth nun acht photographische Abbildungen aus seiner Werkserie RUGS in einer Weise, die den zoomenden Effekt des Blätterns in einer Zeitschrift aufnimmt. Dafür spielt er mit ihrer Skalierung und arbeitet mit zwei Maßstäben: Auf der Nullebene erscheint die Abbildung klein und fern, auf der Ebene 1 größer und näher. Zwischen ihnen befindet sich jeweils eine digital perspektivisch verzerrte Abbildung, die einen kontinuierlichen Übergang zwischen den beiden Ebenen zur Darstellung bringt. Die Montage der Abbildungen erzeugt den paradoxen Effekt einer Verräumlichung der flächigen, bemalten Landkarten. Die Betrachter der Bildstrecke bekommen Talböden und Senken, Plateaus, Abhänge, Kämme und Grate zu sehen – als würden sie über und durch einen Landschaftsraum fliegen.

 

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