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Das Sprechen der Bilder

Die folgenden Seiten zeigen Arbeiten der Künstlerin Beatrix Sunkovsky, auf Lindenholz gemalte abstrakte
Figuren oder abstrahierte Formen, mit denen der Schriftsteller Ferdinand Schmatz im nachfolgenden Text
korrespondiert:

Das Wasser ist alles, was der Fall ist.
Der Fall ist alles, was das Wasser ist.
Schichten, Tafeln, Wasser (Fälle) – oder sind es Körper, unbestimmt, ohne Namen? Der Name oder der Begriff geben einer Sache oder einem Gegenstand Sinn.
Sinn ist Finden der richtigen Zusammenhänge, aber:
Im Werk von Beatrix Sunkovsky ist diese Findung nicht auf einen Zweck hin gedacht.
Der übliche Forschungsweg, und ihre Arbeit ist künstlerische Forschung, der da geht von der Frage zum Problem hin zur Lösung – der stellt sich so nicht ein:
Ihre Arbeit am Bild zeigt in ständigem Fluss, paradoxerweise aber bildlich fixiert, etwas anderes auf, das wir nicht benennen wollen – sie will einen: kleinen Einblick geben in den Grund, diesen schauen.
Das Schauen in den Grund, der unsichtbar bleibt, ist es, das den Grund, die Ursache, seinen Zweck ständig aufhebt und in Bewegung setzt, dies metasprachlich-logisch wie auch gegenständlich-malerisch gesehen.
Ein Schauen möglicherweise im Stehen, im Sitzen, im Gehen – und dennoch ist keine Unterbrechung angesagt in ihrem malerischen Zeigen. Oder: angezeigt in ihrem malerischen Sagen:
In ihm, wo sonst das laute Wort regiert, herrscht machtuntaugliche Stille.
Diese ist: Das (= Ereignis).
(Wir setzen es in Klammern, das Ereignis ist sich selbst eine Ergänzung oder eine Fortsetzung oder nur einen Hinweis wert.)
Das Ereignis als Idee kommt während des Sprechens, also des Malens, während der Zeichen-Setzung – eine Flut der Stille. Diese ist klar, allem wunderbaren Rauschen darin zum Trotz ist es ein harmonischer Dialog der Bilder, der Gegenstände, der Linien, der Fälle untereinander und mit uns:
Ihre Quasi-Objekte definieren Zeit, die Dinge schweben oder hängen (auch zusammen in sich und mit uns): Sie werde(n) ununterbrochen auch gebrochen durch eine Art umgekehrter Perspektive. Wenn sie das Bild ergibt, dann liegen wir „richtig“.
Zeichen mit oder ohne Zusammenhang sind bewusst als Bild gedacht, damit es gilt:
Das Alte (die Welt ist alles, was der Fall ist) löst sich auf, die Emotion wird zum Denken, die Tatsachen entwickeln sich aus Konzepten heraus, die sich im Affekt selbst über Bord werfen. Das Wasser fällt. Der Fall ist Wasser.
Die Größenverhältnisse sind anders als jene, die durch
Nähe und Ferne bestimmt werden, aber sie bilden neue
Verhältnisse von Sehen und Denken als Grund (sichtbar unsichtbar) aus.
Der Grund beschattet die Möglichkeiten der Ferne.
Eine Ferne erweist sich als das andere Ent-Fernen, eines, das anders als die Nähe der Gegebenheit zum Üblichen ist. Das Bild und das Denken dazu.
Es dabei geht hin und her, der Bilder Denken bringt Beatrix Sunkovsky ins Spiel, ins Leben.
Darin ist der Schein – ja, es scheint! – die Möglichkeit der Gegebenheit. Die anhand der Gegenstände und ihrer Konturen sich einstellenden Weichenstellungen im Auge werden der Härte und teilweisen Klarheit der Bilder zum Trotz gerade durch ihre ungerade Stellung im Bild weich.
Das gezeigte Rauschen ersetzt den Blick. Mit gutem Grund heißt es, das alte und fix Bestehende befreiend aus den Augen zu verlieren und trotzdem Einschau zu halten, besser: diese Ein-Schau zu sein.

ferdinand schmatz für beatrix sunkovsky, wien 2021

 

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