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Wie Senegal, nur mit P
Landvermessung No. 6, Sequenz 4
Von Kaltern über den Mendelpass ins Nonstal

Geschichten kann man auch durch geometrische Operationen auf der Landkarte generieren: In Quart folgen unterschiedliche Autorinnen und Autoren mit unterschiedlicher Kondition unterschiedlichen Linien (s. Übersichtskarte). Wir befinden uns auf einer Geraden, die vom Südtiroler Vinschgau ins Trentino führt. Mascha Dabic´ startet in Kaltern ihre Erkundungen mit Zweifeln am Konzept Wandertag (ein am eigenen Körper spürbarer Übersetzungsfehler?), folgt trotzdem einem schneebedeckten Weg, wird durch den Anblick einer Ziege belohnt und sucht sich einen Platz im Beichtstuhl.

Eine Reise ist eine Reise ist eine Reise.

Eine Reise beginnt mit Vorfreude und Elan und endet mit einem Koffer, den man die Treppen hinaufschleppt, auf dem Boden ablegt und erst Tage später auspackt oder aber tagelang zitzerlweise ausweidet, zuerst die Haarbürste, deren Fehlen sich im Bad sofort bemerkbar macht, dann die eingesteckten Bücher und Zeitschriften und irgendwann den Rest, wenn schon die nächste Reise ins Haus steht und der Koffer ohnehin wieder gebraucht wird.
Meine Reise nach Südtirol begann mit einer liebenswürdigen Einladung, die ich eines Tages in meiner Mailbox vorfand, endete jedoch nicht mit dem ausgepackten Koffer, sondern erst mit dem hier vorliegenden Text, der zugleich Zweck und Kompass der Reise war. Ums Trentino herum sollte ich wandern („so lange und weit, wie Sie wollen“) und anschließend, von der Wanderung hoffentlich inspiriert, schreiben. Dem Einladungsschreiben war ein Kartenausschnitt beigelegt. Die Überschrift des Projekts: „Landvermessung“. Ich musste an Kafkas Landvermesser Herrn K. aus dem Schloss denken, an dessen vergebliches Bemühen, das Schloss zu erreichen, und dann musste ich daran denken, wie dieser grandiose Roman mit seiner klaustrophobisch-labyrinthartigen Ausstrahlung einen meiner Innsbrucker Sommer der späten Neunziger Jahre verdüstert hatte, wie eine finstere Wolke, die alles Lebende grau einfärbt und dann in sich aufsaugt, sodass einem das Blut in den Adern gefriert, trotz der dreißig Grad im Schatten am Baggersee. Mir möge es besser ergehen beim literarischen Landvermessen als dem Herrn K., hoffte ich inständig. Das Wandern als Kulturgut habe ich ebenfalls in Innsbruck kennengelernt, und ich denke, der Wandertag als Konzept war einer meiner ersten körperlich spürbaren Übersetzungsfehler; ich war elf Jahre alt, war wenige Wochen vor meinem ersten österreichischen Wandertag aus meiner Geburtsstadt Sarajevo nach Innsbruck gekommen und verstand noch nicht einmal das Wort „Wandertag“ auf Deutsch. Irgendwie gelang es meinen Mitschülerinnen, mir mit Händen und Füßen zu erklären, was es bedeutete, dass wir demnächst einen ganzen Tag alle gemeinsam in den Bergen verbringen würden, und ich dachte, ich hätte verstanden, was mich erwartete: ekskurzija, oder školski izlet, ein Schulausflug. Wunderbar, dachte ich. Unsere Schulausflüge in Sarajevo hatten so ausgesehen, dass wir uns am Morgen vor der Schule versammelten, ausgestattet mit Säften und belegten Broten, dann machten wir uns kollektiv, möglichst in Zweierreihen, auf den Weg zur Talstation der Seilbahn, žicara, und dann hinauf auf den Berg Trebević, wo wir uns auf die mitgebrachten Decken niederließen, Karten spielten, dem Ball nachliefen, plauderten, sangen, Armbänder knüpften, uns gegenseitig Frisuren machten, die Linien auf den Handflächen studierten, um schließlich irgendwann am späten Nachmittag gemütlich wieder hinunterzufahren, und dann alle ab nach Hause, svak svojoj kući. Dagegen der Tiroler Wandertag – eine andere Liga. Neben der Nordkette nahmen sich die Berge rund um Sarajevo wie kleine Hügel aus, neben dem Tiroler Wandertag die sarajevska ekskurzija wie der sprichwörtliche Kindergeburtstag. Auf dem Patscherkofel wurde stundenlang beharrlich gewandert, über Stock und Stein, wenn es sein musste, rechts die Felswand, links der Abgrund, hopp, Sprung über den Bergbach, oben am Gipfelkreuz dann Landjäger mit Semmel, beim Hinuntersteigen Knieweh und erleichtertes Aufatmen. An darauffolgenden Tagen ein Muskelkater von einer bis dato mir unbekannten Intensität. Schulausflug ist eben nicht gleich Schulausflug, und nur weil zwei Dinge in zwei Sprachen gleich heißen, müssen sie noch lange nicht gleich sein. Aus meiner Sicht hatten sich meine Tiroler Mitschülerinnen in den Bergen allesamt als Alpinistinnen und Leistungssportlerinnen entpuppt, sie wirkten so, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht, lauter Heidis aus dem Bilderbuch. Ich habe viele Jahre, um nicht zu sagen zwei Jahrzehnte gebraucht, bis ich verstand, dass Wandern nicht eine lästige Anstrengung ist, sondern ein Segen. Immer wieder hatte ich in Innsbruck den Satz gehört, „Jaja, die Berge, erst später im Leben kommt man auf den Geschmack“, und ich hatte dieser Phrase so lange keinen Glauben geschenkt, bis die Bergliebe mich selbst erwischt hatte. Da lebte ich allerdings schon nicht mehr in Innsbruck und verfluchte rückblickend meine Wanderfaulheit, die mich um den Genuss der Nordkette gebracht hatte. Was für ein Leben hätte ich in Tirol leben können, hätte ich das Wandern für mich früher entdeckt, hätte ich an den Wochenenden die Bibliothek gegen den Berg getauscht. But don’t cry over spilled milk, es ist nicht zu spät, das Richtige zu tun.

Umso willkommener die Einladung nach Südtirol, denn ohne Anlass raffe ich mich schwer auf. B. kann mitkommen, sein Urlaubsantrag im Museum wurde rechtzeitig genehmigt, und ich habe im Februar ohnehin vorlesungsfrei, und so ist meine Arbeitsreise zugleich unsere Urlaubsreise, aber auch das Gegenteil ist wahr: Die Reise ist weder Arbeit noch Urlaub.

Zunächst mit dem Zug über Innsbruck nach Bozen. Wien–Innsbruck, eine mir durch und durch vertraute Strecke, auf der ich geradezu körperlich spüre, wann genau es Zeit wird für St. Pölten, Linz, Salzburg, kleines deutsches Eck, Wörgl, Jenbach. Dann, nach einer kurzen Pause in Innsbruck, folgt Innsbruck–Bozen, die Bahnstrecke mit den vielen Tunnels, die kein Ende nehmen wollen. Dazwischen der Halt in Brennero /Brenner, der tristeste Bahnhof, der mir je untergekommen ist, oder vielleicht tue ich ihm unrecht. Jedenfalls weiß ich noch, wie ich mir in einem früheren Leben als Studentin dort am Brenner die Beine in den Bauch gestanden hatte, es war dunkel und kalt, und am Brenner kann es sehr kalt werden, weil ich nicht verstanden hatte, was es mit dem Binario tronco / Stumpfgleis auf sich hatte, sodass mir mein Anschlusszug nach Innsbruck, und es war der letzte für diesen Tag, fast vor der Nase davongefahren wäre. Das war noch in der Zeit vor dem Smartphone und vor der Kreditkarte, und überhaupt hatte ich damals viel weniger Erfahrung mit Reisen. Hätte ich damals meinen Zug verpasst, wäre ich vollkommen aufgeschmissen gewesen. Solch missliche Lagen vergisst der Körper nicht.
In Bozen angekommen ist La bella Italia schon zu spüren, es weht ein anderer Wind. Sogar der Hofer-Supermarkt, der dort Aldi heißt, ist anders als bei uns, edler, größer, feiner. Auf B. und mich wirkt er wie ein leistbarer Delikatessenladen, wir schlagen zu, wir langjährigen Diskontsupermarktjunkies können eben nicht anders.

Die Tage, in denen wir uns von Kaltern in Richtung Nonstal bewegen, sind nicht spektakulär. Für Februar ist es recht warm, Klimawandel sei Dank, Grau überwiegt, und die üppige Pracht, die sich höchstwahrscheinlich in wenigen Wochen oder Monaten einstellen wird, lässt sich lediglich erahnen. Dafür gehören die Wege uns, über weite Strecken sind wir ungestört. Außerhalb der Saison ist es gar nicht einfach, ein Hotelzimmer zu finden, die Marktgemeinde ist so leergefegt, dass man nicht überrascht wäre, würde hinter einer Ecke eine Wüstenhexe herangerollt kommen. Schwer, sich auszumalen, wie es hier in der Saison wohl zugeht, bestimmt steigen die Leute einander auf die Füße. Wir stoßen auf die überraschend gut ausgestattete Bibliothek, ein feiner Ort, um sich aufzuwärmen. Schließlich finden wir etwas, ein einziges Hotel im Zentrum hat offen. Hinter der massiven Eingangstür begrüßt uns eine Wandzeichnung, ein Mann in Tracht und Hut, und eine Frau im Dirndl, daneben die Aufschrift: „Alter Wein und junge Weiber sind die besten Zeitvertreiber.“ Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen, Feminismus hin oder her.
An keinem Tag brechen wir so früh auf, wie wir gerne würden. Der Arbeitsimperativ, so viel wie möglich zu erkunden, spießt sich mit dem Urlaubsimperativ, das akkumulierte Schlafdefizit endlich zu kompensieren. Zerrieben zwischen dem Wunsch, die knappe Zeit optimal zu nutzen, und dem Wunsch, zumindest einige wenige Tage ohne Zeitdruck und Hektik zu verbringen, schlittern wir immer wieder in die klassische gestresste Urlaubsstimmung, die alles andere als erholsam ist, aber wen wundert’s, hat doch der Urlaub inzwischen die Rolle des Öls im Getriebe des Kapitalismus angenommen: strampeln, kurz Luft holen, weiterstrampeln. Wie dem auch sei, um uns geht es hier nicht, und uns geht’s ohnehin beschämend gut, sondern um die Landvermessung, die Landschaft, die uns umgibt. Zu erzählen gäbe es viel, zugleich ist, wie gesagt, nichts Spektakuläres dabei. Gehen, sehen, essen, reden, schweigen, denken, schlafen. Die Zeit verliert ihren üblichen Rhythmus, der Tag zieht sich in die Länge wie ein Strich unter einer Lupe, irgendwann schwindet das Licht, zunächst langsam, dann immer schneller, und dann kippt etwas in der Luft, und schon ist der Tag wieder vorbei, immer zu früh. Bevor man sich versieht, ist alles in Dunkelheit gehüllt.
Unterwegs sehen wir Weinberge, eine großzügig angelegte Festungsanlage mit Fensterläden aus Holz, einen Wetterhahn auf einem spitzen Holzdach, der so aussieht, wie man sich einen Wetterhahn eben vorstellt, bis ins letzte Detail fein gearbeitet, stolz in die Ferne blickend, Wind und Wetter trotzend. Gelbe Sträucher stechen ins Auge, vor dem winterlich-kargen Hintergrund entfalten sie eine besondere Wirkung – Sonneninseln in der Landschaft.
Ein Berg, an dem wir vorbeikommen beziehungsweise zu dem wir hinwollen, heißt Penegal. Wie Senegal, nur mit P, so merke ich mir den Namen ganz leicht.
In einer Kirche, deren genauen Standort ich nicht mehr rekonstruieren kann, finden wir einen prächtigen Beichtstuhl vor. Bestehend aus drei Teilen – Sitzplatz für den Priester auf der einen Seite, Sitzplatz für den reuigen Sünder auf der anderen Seite und in der Mitte ein Raum, den wir heute wohl als Blackbox bezeichnen könnten. Wie ein durch Holz eingegrenztes Stück Luft, wo intime Geständnisse für immer sicher verwahrt sind, thront diese große Vorrichtung aus Holz wie ein Monument für jenen Gedanken, der sowohl der Psychoanalyse als auch anderen Formen von Psychotherapie zugrunde liegt: Heilung durch Sprechen. Beichtvater und Sprecher sind durch eine Metallwand mit kleinen Löchern voneinander getrennt, nur Gott weiß, welche Seelenqualen, manifestiert in Sprache, sich hier ihren Weg zum Ohr des Beichtvaters gebahnt haben mögen. Ich kann mich nicht zurückhalten und nehme Platz auf einem der beiden Stühle. Ist es der Stuhl des Beichtvaters? Oder desjenigen, der sich zum Beichten aufgerafft hat? Ich kann es nicht wissen. Ich frage mich, auf welchem der beiden Stühle ich selbst lieber sitzen würde, auf dem des Sprechenden oder dem des Zuhörenden.
Eine Sonnenuhr (wo war sie gleich nochmal?) fordert die Passanten auf, es ihr gleichzutun und nur die heitern Stunden zu zählen. Allzu viele Sonnenstunden sind es nicht, aber gegen Ende unserer Reise werden es immer mehr. Es muss ein Gesetz des Universums sein, dass sich gegen Ende alles zunehmend staut. In einer Ortschaft gibt es einen Trinkbrunnen, der ein derart kaltes und klares Wasser spendet, dass eine Steigerung in puncto Kälte und Klarheit undenkbar erscheint. Ich stelle mir vor, wie viele durstige und verschwitzte Sommerwanderer im Laufe der Jahre, Jahrzehnte – oder sind es womöglich Jahrhunderte? – schon an diesem Brunnen einen Augenblick purer Freude erlebt haben müssen. Wir sind nicht durstig, denn wir haben es uns, durch Mineralwasserwerbung und Gesundheitspropaganda gehirngewaschen, angewöhnt, unser eigenes Wasser stets im Rucksack mitzuführen, und heiß ist uns auch nicht, dennoch wirkt der Brunnen mit seiner hellblauen Oberfläche wie ein Magnet. Apropos Wasser: In einem Waldstück steht unvermittelt ein Hydrant, wie ein kleiner Metallwanderer, der sich verlaufen hat. Und wenn wir schon beim Verlaufen sind: Auch wir verlaufen uns irgendwann, am vorletzten Tag, irgendwo hinter dem Mendelpass. Auf Googlemaps lässt sich zunächst nicht erahnen, wie verwirrend die Lage im Wald plötzlich wird: Der Weg führt ins Nirgendwohin, außerdem liegt eine dünne Schneedecke auf dem Boden, und wir bleiben stecken, besser gesagt, ich bleibe stecken, denn B. schlägt sich gut durchs eisbedeckte Terrain. Ich dagegen stecke im Schnee und traue mich keinen Schritt mehr weiterzugehen, denn der doppelte Bruch im Fuß, den ich mir ein halbes Jahr zuvor zugezogen hatte, steckt mir noch in den Knochen. Klug und ängstlich geworden durch die Erfahrung, dass eine einzige falsche Bewegung dazu führen kann, dass man ohne Hilfe von Rettungssanitätern nicht mehr vom Boden hochkommt, sitze ich entnervt auf dem weißen Boden und weiß nicht weiter. Schon wieder dieser verdammte Körper mit seinem Elefantengedächtnis, der sich darauf versteht, hochfliegenden Plänen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Ich brauche gefühlte Ewigkeiten, um aus dem Schneegebiet herauszukriechen, dabei handelt es sich vermutlich bloß um wenige Minuten und wenige Meter, die es entschlossenen Schrittes zurückzulegen galt.
Wir müssen uns beeilen, um die letzte Seilbahn vom Mendelpass zu erreichen. Der Mendelpass ist ohnehin eine Geschichte für sich. Davon zu erzählen hat jedoch wenig Sinn, man muss oben, Seehöhe 1.360 m, gewesen sein, um zu verstehen, warum seinerzeit die Kaiserin Sisi, ihr werter Gemahl und all jene, die sich im innersten Zirkel der Habsburgerfamilie tummelten, genau dort ihre Lungenkrankheiten auszukurieren pflegten, in einer atemberaubenden Villa, die ihresgleichen sucht. Was für das bereits erwähnte Wasser im Dorfbrunnen gilt, gilt am Mendelpass für die Luft: noch frischere, noch sauberere Luft kann man sich nicht vorstellen. In der Seilbahn haben wir bereits auf dem Weg hinauf mit dem jungen Fahrer geplaudert, und als wir unsere Rückfahrt antreten, ist er wieder im Dienst. Er lässt uns neben ihm stehen, erzählt einiges über die Gegend, entdeckt im Vorbeifahren eine Ziege, was bei ihm ebenso viel Begeisterung auslöst wie bei uns, ist es doch die erste Ziege, die er, seit er als Seilbahnfahrer jobbt, erblickt hat, dabei habe er doch schon von Anfang an nach Ziegen Ausschau gehalten. Der junge Fahrer, an dessen Namen ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern kann, spricht über seine Generation. Viele seiner Freunde und Bekannten hätten gut geerbt oder würden bald erben und würden daher keine echte Motivation verspüren, sich ins Arbeitsleben zu stürzen. Oder immer nur kurz irgendwo mal reinschnuppern, und sobald es ihnen nicht mehr gefiele, würden sie leichtfertig kündigen. Auch er selbst sei da nicht anders, auch er hätte dies und das ausprobiert, hätte es aber nirgendwo lange ausgehalten. Das Seilbahnfahren sei nun ein weiterer Versuch, einige Wochen lang zu jobben, um anschließend wieder zu der ursprünglichen Tätigkeit als Jugendbetreuer zurückzukehren. Mal sehen. Potenzial würde da vernichtet bei den jungen Leuten, meint er. Oder erst gar nicht entstehen. Er selbst sei da ja nicht so viel anders, er sei nicht in der Position, irgendjemandem einen Vorwurf zu machen, er sage eben nur, wie es sei. B. und ich sind dankbar für die Fahrt, die Ziege und die Offenheit des jungen Mannes. Unten angekommen finden wir sogleich einen anderen Gesprächspartner. Der Kellner im Café bei der Seilbahn ist Albaner, stammt aber aus Nordmazedonien, versteht also unsere Sprache und redet uns na našem, sozusagen auf unserisch, an. Er erzählt, er habe schon mit 14 begonnen zu arbeiten, dann sei er als Gastarbeiter in der Schweiz gewesen, und vor einigen Jahren habe es ihn eben hierher verschlagen. Er sei jetzt zufrieden.
Anschließend führt uns der Hunger zu einem Gasthaus mit Riesenportionen. Dort wird explizit darauf hingewiesen, dass man sein Essen mit jemandem teilen könne und dass die Nudelteller in etwa doppelt so groß seien wie in einem normalen Restaurant. Die Küche ist italienisch-österreichisch, so wie man es sich in Südtirol erwartet. Die Nudelportionen sind dann tatsächlich so groß, dass bereits der Anblick auch den erschöpftesten Mendelpasswanderer satt macht. Dieses XXL-Essen hält uns jedoch nicht davon ab, am folgenden Tag, wieder in Bozen angekommen, noch einmal den Aldi zu stürmen und uns mit Vorräten einzudecken. Es ist Sonntag, und der Aldi hat offen. Eigentlich zutiefst verwerflich, sowohl aus katholischer wie auch aus sozialdemokratisch-gewerkschaftlicher Perspektive, aber der Tourist auf Durchreise legt sein Gewissen schon mal gerne auf Eis.

 

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