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Schriftführer Musil

Im Frühsommer 1916 kehrte Oberleutnant Robert Musil den Schützengräben den Rücken, um an der Propagandafront den Umbau der morschen Donaumonarchie zu einem „Neuen Österreich“ vorzubereiten. Die Artikel, die der spätere Autor des unvollendeten Romans „Der Mann ohne Eigenschaften“ 1916/17 als Chefredakteur der (Tiroler) Soldaten-Zeitung in Bozen verfasst hat, sind heute, selbst von der Musilforschung, weitgehend vergessen. Dabei handelt es sich bei dieser überraschend willfährigen – und wortmächtigen – Agitationsprosa um wahre Raritäten aus der Feder dieses ideologischen Einzelgängers, der sich sonst so ungern in die Karten seiner komplexen politischen Weltsicht blicken ließ. Hintergründe und Kostproben von Roman Urbaner

„Ich habe mich zeitlebens der Politik ferngehalten, weil ich kein Talent für sie spüre“, erklärte Robert Musil 1935 beim „Internationalen Schriftsteller-Kongress zur Verteidigung der Kultur“ in Paris: „Den Einwand, daß sie jeden für sich anfordere, weil sie etwas sei, das jeden angehe, vermag ich nicht zu verstehen. Auch die Hygiene geht jeden an, und doch habe ich mich niemals über sie öffentlich geäußert, weil ich zum Hygieniker ebenso wenig Talent verspüre wie zum Wirtschaftsführer oder zum Geologen.“1 Diese Selbstcharakterisierung als missmutiger Pessimist, der den Geschäften der Politik mit Verachtung begegnet, verstellt bis heute den Blick auf weniger distanzierte Momente.2 Denn entgegen seinem politischen Abstinenzpostulat, mit dem er die antifaschistischen Kulturkämpfer in Paris vor den Kopf stieß, hielt sich der Großmeister der Differenz beileibe nicht immer an sein politisches Schweigegelübde.

Auch Musil, der sich mit seinem ausufernden Romanfragment posthum in den Pantheon der literarischen Moderne katapultiert und dort seinen Stamm- Schriftführer Musil Im Frühsommer 1916 kehrte Oberleutnant Robert Musil den Schützengräben den Rücken, um an der Propagandafront den Umbau der morschen Donaumonarchie zu einem „Neuen Österreich“ vorzubereiten. Die Artikel, die der spätere Autor des unvollendeten Romans „Der Mann ohne Eigenschaften“ 1916/17 als Chefredakteur der (Tiroler) Soldaten-Zeitung in Bozen verfasst hat, sind heute, selbst von der Musilforschung, weitgehend vergessen. Dabei handelt es sich bei dieser überraschend willfährigen – und wortmächtigen – Agitationsprosa um wahre Raritäten aus der Feder dieses ideologischen Einzelgängers, der sich sonst so ungern in die Karten seiner komplexen politischen Weltsicht blicken ließ. Hintergründe und Kostproben von Roman Urbaner platz neben den Giganten Kafka, Joyce und Proust gesichert hat, war im August 1914 nicht frei von jener ideologischen Verwirrung, die einen Großteil der Dichter und Denker von Wien bis Berlin dazu verleitet hatte, den Kriegsausbruch lauthals zu begrüßen. Die herbeigesehnte Katharsis des Krieges riss auch den unterkühlten Skeptiker, damals Redakteur in Berlin, mit ins kollektive „Fieber“. Das utopische Transzendenz- Versprechen, dessen er im Tosen des Krieges habhaft zu werden glaubte, ließ Robert Musil für einige Zeit jedes Distanzgebot vergessen. Doch während sein Berliner Essay „Europäertum, Krieg, Deutschtum“ zu den berühmten Zeugnissen jener „Augusteuphorie“ zählt,3 mit der gerade die bürgerliche Intelligenz dem Weltenbrand entgegenfieberte, blieb Musils spätere Propagandatätigkeit für die Soldaten-Zeitung in Bozen (und später für die Heimat in Wien) bis heute nahezu unbemerkt. Die Aufmerksamkeit, die man diesen seltenen Tiroler Fundstücken bisher zu schenken bereit war, reichte kaum über flüchtige Erwähnungen, beiläufige Subkapitel und studentische Arbeiten hinaus. 4 Noch immer ist der Großteil der von Musil verfassten Artikel nicht wieder publiziert worden; im besten Fall wurde im Laufe der Jahrzehnte der eine oder andere Artikel an entlegenen Orten neu abgedruckt und kommentiert.5 Nur in Italien hat man sich bereits vor Jahren dazu aufgerafft, Musils gesamte Tiroler Kriegspublizistik – allerdings nur auf italienisch
– neu aufzulegen.6

Bereits im Sommer 1914 war Musil einberufen und bald zur Grenzsicherung ins Trentino abkommandiert worden. Nach einem mehrwöchigen Lazarettaufenthalt in Bruneck, Innsbruck und Prag, der Anfang 1916 auf den Einsatz im Stellungskrieg gefolgt war, wurde der frisch genesene Musil am 20. April 1916 dem Kommando7 in Bozen zugewiesen, wo er sein neues Betätigungsfeld finden sollte: am Schreibtisch der Tiroler Soldaten-Zeitung.8

Zu diesem Zeitpunkt stand das Heeresorgan unmittelbar vor seiner Neukonzeption. Es war im Juni 1915 – schon bald nach dem Kriegseintritt Italiens – als Armeezeitung ins Leben gerufen worden, um Ersatz für die stockende Versorgung der Front mit Lesestoff zu schaffen.9 Doch die reich bebilderte und mit einer „Literarischen Beilage“ versehene Kriegszeitung sollte nicht bloß zur Zerstreuung und patriotischen Erbauung der Soldaten beitragen, sondern auch der zivilen Presse als Artikellieferantin dienen, um die Leserschaft fernab der Front „mit jenem eisernen
Patriotismus [zu stärken], der vorn zuhaus ist“.10

Vor allem jedoch versuchte das Militär, durch eigens geschaffene Zeitungen den Einfluss auf die Soldaten zu wahren. Mit dem Erstarren der Fronten wuchs das Lesebedürfnis der Truppen; viele begannen wahllos jeden verfügbaren Lesestoff und „jeden Zeitungsfetzen aufzugreifen“11 – nicht zuletzt, weil zwischen den antiquierten Vorstellungen vom heldenhaften Kampf, die die Mannschaften aus der Heimat mitgebracht hatten, und der Realität der modernen Materialschlachten eine Lücke klaffte, die mit adäquateren Deutungsangeboten gefüllt werden musste. Dies klingt auch in einem Musil zugeschriebenen Artikel an, in dem er unter dem Titel „Kameraden, arbeitet mit!“ die Soldaten aufruft, doch selbst dem „niemals Erdenkbaren“
Form und Sprache zu verleihen:

Denn – ohne Uebertreibung – ist doch das, was man an der Front seit zwei Jahren erlebt hat, rein als Erlebnis betrachtet, das noch nicht da war, etwas Ungeheures. [...] Man muß nicht Verse machen können, um ein Dichter zu sein; ein Dichter sieht die Dinge wie zum erstenmal, jeder Soldat der sich unbefangen von dem Rechenschaft gibt, was er sieht, wird ein Dichter.12

Die Tiroler Soldaten-Zeitung, die im Gefolge des LVK13 zunächst von Innsbruck nach Bozen und dann nach Trient übersiedelt war, wurde schließlich wieder nach Bozen verlegt, wo die Redaktion schon im Juli 1916 ihre Räumlichkeiten beziehen konnte. Hinter dem Umzug stand die Neuformulierung der publizistischen Strategie, die den jüngst entfachten politischen Ambitionen des Militärs Nachdruck verleihen sollte.14 Bereits im Juni 1916 waren nämlich die Weichen für eine Umgestaltung der an der Südwestfront erscheinenden Armeezeitungen gestellt15 und Musil bald darauf die Leitung der Tiroler Soldaten-Zeitung übertragen worden – allerdings hatte er noch nicht gänzlich freie Hand, sondern war „in allen Angelegenheiten Major-Auditor Dr. Schager unterstellt“.16

Unter Musils Regie ging man nun daran, der Zeitung, die bislang „lediglich harmlose Soldatengeschichten“ enthalten hatte, ein scharfes politisches Profil zu verpassen.17 Der Qualitätssprung war, wie der Musilbiograf Dinklage ausführt, „augenscheinlich. Das Blatt entbehrte vorher im allgemeinen sogar eines Leitartikels und war nur ein Sammelbecken von Soldatenberichten. Nun ist es eine straff und einheitlich geführte Zeitung, [...] ein Organ, das sich erlaubt, Zeitkritik zu üben.“18 Deutliches Anzeichen des gewandelten Selbstverständnisses und des überregionalen Geltungsanspruchs war auch die Namensverkürzung auf Soldaten-Zeitung im August 1916.19

Politisch wagte sich das Blatt jetzt auf überaus dünnes Eis vor. Die Zensur reagierte irritiert auf den Richtungsschwenk, und sogar die Zentralstellen in Wien wurden auf den neuen Kurs aufmerksam.20 Als die Soldaten-Zeitung im August 1916 unbeanstandet die Reaktivierung des Parlaments und die überfällige „Neuordnung im Inneren“ fordern konnte, ließ dies etwa auch die Sozialdemokraten in Graz aufhorchen.21 Vor allem war es aber die antiirredentistische22 Stoßrichtung der Artikel, die immer wieder für Aufsehen sorgte. Im Herbst 1916 brachte ein versehentlich publizierter Angriff auf die Statthalterei die Zivilbehörden in Rage, zumal sie sich (und die Person eines späteren Statthalters) durch den Abdruck vertraulicher Akten kompromittiert sahen. Erst die Entfernung von Musils Vorgesetzten Schager – von nun an zeichnete Musil auch formell als Chefredakteur – konnte die Affäre schließlich aus der Welt schaffen.23

Für Musils Redaktion bedeutete dieses Einlenken jedoch keine Abkehr von ihrer streitbaren Schreibweise. So reizten ihre Attacken gegen den „slowenischen Irredentismus“ Ende 1916 die slowenische Presse zu wahren Proteststürmen, die dem Blatt „eine aufhetzende Absicht und Störung des nationalen Burgfriedens“ vorwarfen.24 Aus Laibach warnte man eindringlich vor den Folgen, die der von Musil eingeschlagene Kurs haben würde; denn die Soldaten-Zeitung drohe die „Nationalitätenfehde im Süden der Monarchie von neuem zum Ausbruche zu bringen“.25 Als schließlich sogar der Landesausschuss von Krain zu einer Protestsitzung zusammentrat, hatten die Behörden alle Hände voll zu tun, um ein weiteres Eskalieren zu verhindern.26

Angesichts dessen schien ein vorzeitiges Ende der Zeitung nur eine Frage der Zeit. Und in der Tat: Bereits am 15. April 1917 verließ die letzte Ausgabe der Soldaten-Zeitung die Druckerei. Ein „Vermächtnis“ übertitelter Abschiedsartikel setzte die Leser ohne Angabe von Gründen über die plötzliche Einstellung in Kenntnis. Der von Musil selbst verfasste Artikel liest sich – der aktuellen Entwicklung zum Trotz – wie eine retrospektive Programmatik: Die Rechnung, dass man im Vertrauen auf das „Kräftespiel der widereinanderstreitenden Parteien [...] von selbst zu einem alle Bedürfnisse leidlich abwägenden Gleichgewichtszustand“ gelangen würde, sei nicht aufgegangen, „weil ein Hauptbestandteil nie richtig eingesetzt wurde: der Staat.“ Das habe die Zeitung versucht, „mit schwachen Kräften [...] verständlich zu machen“.27

Doch ihre Auflösung war nicht, wie die Tiroler Presse argwöhnte, die vorhersehbare Quittung für den 10- monatigen Konfrontationskurs; die Soldaten-Zeitung war nicht „daran zugrunde gegangen [...], daß sie Tagespolitik treiben wollte“,28 sie war vielmehr erst den Umgruppierungen an der Südwestfront zum Opfer gefallen. Schließlich hatte das Kommando die Blattlinie auch angesichts empörter Gegenreaktionen noch monatelang mitgetragen. Die hohen Wogen, die das Vorpreschen der neuen Leitung geschlagen hatte, mögen aber dazu beigetragen haben, dass die Bemühungen, die Zeitung weiterzuführen, eher halbherzig betrieben wurden.29 Mit der Arbeit der Schriftleitung zeigte man sich jedenfalls zufrieden: Die Beförderung, Belobigung und Auszeichnung Musils sowie seine Laufbahn beim Kriegspressequartier bzw. beim Wiener Militärblatt Heimat30 zeigen, dass man die Schwierigkeiten, die das Blatt den Militärs beschert hatte, nicht ihm anlastete.31

Die wahre Natur der Soldaten-Zeitung bringt Karl Corino in der Analyse eines der ersten Aufsätze Musils, der noch im Juli 1916 erschienenen Gefechtsschilderung „Aus der Geschichte eines Regiments“, auf den Punkt: Der Text ist „in propagandistischer, agitatorischer, im weitesten Sinne politischer Absicht geschrieben: er sollte die Kampfmoral heben (das moralische Niveau also senken), er war ein Akt psychologischer Kriegsführung.“ Für ihn ist der Artikel – nebenbei bemerkt „wahrscheinlich das einzige Stück erzählender Prosa“, das Musil während des Krieges veröffentlicht hat – zugleich „ein Kapitel aus der Geschichte manipulierender Rede, [...] alles in allem ein Exzeß, den man einem Autor seiner moralischen Sensibilität nicht ohne weiteres zugetraut hatte“:32
Die erste Reihe wird vom Hieb der Maschinengewehre niedergemäht, neue stürzen hervor. Einer sinkt von einem Brustschuß getroffen in die Knie und arbeitet weiter, bis er den tödlichen Kopfschuß erhält. [...] Mit hocherhobenem Kolben springt Oberleutnant D… zu den halbdurchschnittenen Drähten, [...] um ihn blitzen Handgranaten und Minen auf, aber schon ist die Bresche frei und neben dem aus drei Wunden blutend zusammengesunkenen Oberleutnant drängt seine Kompagnie mit wildem Kampfgeschrei vorbei. [...] Da nimmt Feldwebel K… einen Spaten, nichts sonst, kriecht trotz der hageldicht einschlagenden Geschosse unter dem Drahthindernis durch, stürzt sich allein auf die Bedienung des Maschinengewehrs und macht den ersten Italiener mit einem einzigen Schlag der kleinen Schaufel nieder.33

Musil hat sich also „offenbar tatkräftig im Sinne der ihm gestellten Aufgaben eingesetzt“.34 Die Zuschreibung der Artikel bleibt jedoch ein größtenteils ungelöstes Problem. Musil selbst scheint sich als Chefredakteur in erster Linie mit der Leitung des Blattes begnügt und „nur einen gewissen und keineswegs großen Anteil von eigenen Arbeiten“ beigetragen haben. Allerdings können heute einige der anonym gebrachten Texte mit hoher Wahrscheinlichkeit Robert Musil zugeordnet werden. Die Frage nach der genauen Anzahl der von ihm selbst verfassten Artikel hingegen wird von der Musil-Forschung unterschiedlich beantwortet. Die Angaben reichen von 19 bis zu 33 Musil zugeschriebenen Beiträgen.35

Sein lebenslanges Lavieren zwischen allen politischen Polen entzieht Musils Anschauungen jeder eindeutigen Etikettierung. Zwar verfolgten seine Arbeiten für die Soldaten-Zeitung als „militärische Pflichtübungen“ dezidiert agitatorische Ziele; deren inhaltliche Konturen dürften jedoch im Grunde „durchaus seinen gesellschaftlich-politischen Anschauungen“ – und seine „beißende Kritik an den innenpolitischen Vorgängen“ also ganz den Vorgaben seiner Vorgesetzten – entsprochen haben.36 Daher könnten Musils Arbeiten für das Militärblatt, das schließlich auch die Handschrift seines Chefredakteurs trug, sogar die Rolle von Schlüsseltexten zu seinem politischen Denken zufallen. Denn als eifriger Kriegsagitator des Heeres redete Musil einer neuen Nachkriegsordnung das Wort, in der eine zentralistische Staatsmacht die politischen Zügel endlich fester in der Hand haben sollte. Der Ruf nach einem „Neuen Österreich“, das den Nationalitätenstreit des Vielvölkerreiches in die Schranken weisen würde, durchzieht als Leitmotiv die Artikel der Soldaten-Zeitung. Ihr Kurs war eine Kampfansage an die innere Zerrissenheit der Monarchie, gegen Klientelwirtschaft und Irredentismus, Parteienzank und die Lähmung der Politik.

Auf die Frage „Bin ich Oesterreicher?“ antwortet Musil mit dem Ruf nach einem einheitlichen Staatsbegriff. Während Karl Kraus zur selben Zeit die Herrschaftsphrasen des Krieges gnadenlos demontiert, zeigt sich Musils Sprachkritik als Handlangerin der Agitation:

Frage nur einen Bauern in Galizien, einen Schuster in Krain, einen Advokaten in Böhmen [...], was sie sind. [...] Kein einziger wird auf deine so einfache Frage ebenso einfach antworten: „Ich bin ein Oesterreicher!“ [...] Wenn sich aber ein Oesterreicher korrekterweise statt „Oesterreicher“ nennen muß: „Staatsbürger der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“, dann darf man sich nicht wundern, wenn er sich lieber nach seiner Umgangssprache kurz als Deutscher, Italiener, Ruthene, Tscheche usw. bezeichnet, wenn der Begriff „Nationalität“ die Oberhand über den Begriff „Staat“ erhalten hat. [...] Das Fehlen einer faßbaren Bezeichnung für den Staat hat daher wesentlich dazu beigetragen, daß der österreichische Staatsgedanke verloren gegangen ist, ja daß die einzelnen Nationen und Stämme Oesterreichs den Staat als etwas wesensfremdes ansahen.37

Was fehlt, sei deshalb die „Erziehung zum Staat“, die schon von Kindesbeinen an zeigt, dass man „seine Wünsche zurückzustellen hat, damit das Ganze keine Stockung erleidet“: „Eine Volkschule – Schule des ganzen Volkes – müßte nicht mehr und nicht weniger lehren, als ein kleiner Mensch braucht, um ein Oesterreicher, ein brauchbarer Angehöriger unseres Staates zu werden.“38 Immer wieder fordert Musil ein Bekenntnis zum einheitlichen Staat, verteufelt aber jeden hohlen Patriotismus. In „Sonderbare Patrioten“ schickt er einen Frontsoldaten auf einen satirischen Streifzug durch eine Typologie falscher Patriotismen. Dieser Inflation geheuchelter Loyalität (von „Zungen- und Lungenpatrioten“ ist da die Rede, von „Fang-du-an-“ und „Geschäftsbelebungspatrioten“) stellt Musil den „echten“ Patriotismus gegenüber.39

Aus allen Artikeln spricht die Sehnsucht nach klaren Verhältnissen, denen der Krieg endlich zum Durchbruch verhelfen soll. Erst das „in der Bluttaufe verjüngte Oesterreich“40 könne den Ballast des Vergangenen über Bord werfen; denn all die lieb gewonnenen Relikte der alten Zeit, die die Donaumonarchie gedankenlos mit sich schleppe, „strömen in ihrer Abgestorbenheit [...] doch eine leise Ungesundheit aus.“41 Das „Neue Österreich“ aber werde den Staat „wieder auf den Boden der Wirklichkeit“ stellen und der Klientelwirtschaft und Korruption, der persönlichen Einfluss- und Vorteilnahme all der „Nutznießer von Stellungen“ und „parteiwillkürlicher Begönnerung“ ein rasches Ende bereiten:

Wo man mehr auf den Namen dessen hört, der empfiehlt, als auf das, was er zu sagen hat, wo nichts unternommen wird, ohne sich vorher persönlicher Beziehungen zu versichern, wo man eine unbekannte und von keinem vermittelte Sache zu behandeln geneigt ist wie eine Sache von dunkler Herkunft; dort beginnt die persönliche Beziehung zum Laster zu entarten.42

Jetzt endlich könne man den Staat auf ein festes Fundament stellen: „Der Krieg hat uns zu der Entfaltung jener Anlage gezwungen, die allein aus den Kräften etwas herauszuholen vermag: zur Organisation.“43 Es sei an der Zeit, für das träge Kakanien eine straffe Form zu finden, die mit dem alten „System der Ausbeutung des Staates durch die Länder[,] und der Ausbeutung der Länder durch herrschende Parteien“, mit der inneren Zerrissenheit, mit Irredenta und Nationalismus aufräumt. Die Soldaten-Zeitung fordert, sehr zum Ärger der Tiroler Presse, ein Ende der föderalen Struktur, denn „ein oder zwei Jahrzehnte tüchtiger Staatserziehung im zentralisierten Staat wird es allen österreichischen Völkern sicherlich klarmachen, daß sie bisher in ihrem Auseinanderstreben falschen Trieben gefolgt sind“.44 Nicht zimperlich will Musil auch mit jenen Politikern verfahren, die sein zentralistisch-autoritäres Staatskonzept nicht teilen. Die „Entfernung von Politikern [...], denen das Staatsinteresse so viel weniger bedeutete [,]als das nationale“, sei jedoch als „vorpolitische Reinigungsarbeit“, nicht als politischer Eingriff zu verstehen – denn „sie desinfiziert erst den Boden wieder, auf dem sich Politik entfalten soll“.45

Wenn Musil in „Das Schlagwort“ ausgerechnet über Sinn und Funktionsweise propagandistischer Sprache räsoniert, entbehrt dies, auf den Seiten eines Propagandaorgans, nicht einer gewissen Ironie:

Ein Schlagwort? Mein Gott, das schwankt zwischen bewußter Entstellung, vorsätzlicher Lüge und bloßer Uebertreibung. Liegt in der Mitte zwischen der Dummheit eines Nachplapperers, die geblendet werden will, und der den Nagel auf den Kopf treffenden Knappheit eines alten Spruchs. Hat etwas von der Reklame an sich, die kein Mensch für Wahrheit hält, von der sich aber trotzdem jeder beeinflussen läßt. [...] Schlagworte sind nie ganz wahr und selten ganz falsch; darauf beruht ihre Möglichkeit, über so viele Menschen Gewalt zu bekommen.46

Immer wieder plädiert Musil für eine Politik des großen Wurfs und zeigt dabei wenig Verständnis für die demokratischen Mechanismen des pragmatischen Interessenausgleichs. Gegen den „schlechten Kompromiß“ („soviel Konzessionen zu machen, daß am Schluß keiner was hat“) stellt er das Ideal des „starken Kompromisses“:

Es muß etwas Neues darstellen nicht bloß etwas, das übrig bleibt, wenn man mit der Scheere [sic] des Kompromißgedankens alles Nichtgemeinsame wegschneidet. Es darf nicht aus einander widerstrebenden Kräften eine mittlere Kraft bilden wollen, sondern muß eine neue, eigne Kraft sein, welche alle anderen in ihre Richtung biegt. [...] Auch vor uns steht ein großer Kompromiß: das neue Oesterreich.47

Der „Schwung eines großen Gedankens“ beginne sich bereits allerorts zu regen: „das Staatsbewußtsein, das durch diese ernste Zeit in uns wachgerüttelt wurde“. Das politische Heil kommt also auch für Musil aus der „großen Zeit“. Doch selbst im engen Korsett militärischen Durchhaltedrills fand Musil bisweilen auch zu ganz anderen Tönen, die man zu diesem Zeitpunkt – fast zwei Jahre vor Kriegsende – viel eher auf einem sozialistischen Flugblatt als in einem Heeresorgan erwartet hätte. Im Artikel „Heilige Zeit“ kippt die kriegsweihnachtliche Stimmungsprosa in offene Friedenssehnsucht:48

Friede heißt: Bei Tag wachen und bei Nacht schlafen und nicht umgekehrt. Heißt, in einem Bett liegen und nicht in einer Lehmgruben. Heißt, wenn es regnet sich von einem Haus schützen lassen und nicht, sich in den Regen daneben stellen, um das Haus zu schützen. Heißt, nicht springen müssen, wenn es ein anderer anschafft; Semmeln nur in der Erinnerung essen, Frauen nur im Traum umarmen; Tanz, Weib, Kind, Kaffeehaus, Eisbahn, Theater nur wie ein fernes, unklar-rosig verschlungenes Märchen kennen. [...] Europa war noch nie so einig[,] wie jetzt in dem einen Punkt: sich vorzustellen, wie es wäre, wenn Friede wäre.

Dennoch: Musil hat sich als Propagandaoffizier bis zuletzt mit ganzer Kraft dem Zusammenbruch des Habsburgerreichs entgegengestemmt.49 Die Zäsur des Krieges und der Kollaps Kakaniens bilden den realen Horizont jenes Untergangsszenarios, von dem sein „Mann ohne Eigenschaften“ zehrt; der Krieg ist der Fluchtpunkt, auf den alles in ihm unabwendbar zusteuert. Und sogar das fiktionale Propagandaunternehmen der „Parallelaktion“ hat seine Analogie in Musils Kriegsbiografie: in der Agitation der Soldaten-Zeitung.

1   Nachlassmappe VI/1, 89, zit. nach Walter Fanta, „Ich kann nicht weiter“, in: <http://www.musilmuseum.at/ichkannnichtweiter.rtf>.
2   Vgl. Kurt Marko, Robert Musil – ohne political correctness gelesen, in: Musil-Forum, 21/22 (1995/96), 184–207; David Heald, ‚Ein konservativer Anarchist‘’ – Robert Musil on politics, in: ebenda, 240–253.
3   „Der Tod hat keine Schrecken mehr, die Lebensziele keine Lockung“, heißt es da etwa: „Die, welche sterben müssen oder ihren Besitz opfern, haben das Leben und sind reich: das ist heute keine Übertreibung, sondern ein Erlebnis, unüberblickbar aber so fest zu fühlen wie ein Ding, eine Urmacht, von der höchstens Liebe ein kleines Splitterchen war.“ Nachdruck in: Adolf Frisé (Hg.), Robert Musil. Tagebuch, Aphorismen, Essays und Reden, Hamburg 1955.
4   Beachte v. a.: Karl Dinklage, Musils Herkunft und Lebensgeschichte, in: ders. (Hg.), Robert Musil. Leben – Werk – Wirkung, Wien 1960, 187–264; Elena Giovannini, Robert Musils Beiträge in der „Soldatenzeitung“, Diss., Pescara 1986/87; bzw. als Kurzfassung: dies., Der Parallel-Krieg. Zu Musils Arbeit in der „Soldatenzeitung“, in: Musil-Forum, 13–14 (1987/88), 88–99; Michelle Ryckewaert, Robert Musils Beiträge in der „Soldatenzeitung“, Maitrise-Arbeit, Saarbrücken 1973.
5   Karl Corino, Robert Musil. Aus der Geschichte eines Regiments, in: Studi Germanici, N.S., 11. Jg, Nr. 1–2, 1973, 109–115; „Herr Tüchtig und Herr Wichtig“, in: Musil-Forum, 4, H. 2 (1978), 187–192; „Seiner Hochwohlgeboren“, in: Dinklage 265–268; „Vermächtnis“, in: Dinklage 268–272; „Eine österreichische Kultur“, in: Marie-Louise Roth, Robert Musil. Ethik und Ästhetik. Zum theoretischen Werk des Dichters, München 1972, 391–394.
6   Erstmals erschienen 1987 bei Reverdito; kürzlich wieder neu aufgelegt bei Nicolodi: Robert Musil, La guerra parallela, A cura di Fernando Orlandi u.a., Rovereto 2003.
7   Heeresgruppenkommando (HGK) GO Erzherzog Eugen. Zu Musils Kriegszeit: Josef Rampold, Robert Musil und das Trentino, in: Per Aldo Gorfer. Studi, contributi artistici, profili e bibliografia in occasione del settantesimo comleanno. A cura dell’Assessorato
all’Istruzione, Attività e Beni culturali della Provincia Autonoma di Trento, Trento 1992, 769–787; Georg Kierdorf-Traut, Robert Musil in Südtirol, in: Schlern, 1977, 556–559; ders., Südtirol und Trentino im Werk Robert Musils, in: Schlern, 2001, 1022–1030
8   Bald darauf hat auch Musils Frau Martha in Gries in der Villa Theodora Quartier bezogen. Dinklage 225–227; Alessandro Fontanari /Massimo Libardi, La guerra come sintomo. Esperienza e scrittura: Robert Musil 1916–1917, in: Robert Musil, La guerra parallela, Trento 1987, 201–255, hier 216.
9   Die erste Ausgabe erschien am 2. 6. 1915. Hrsg. wurde die Tiroler Soldaten-Zeitung vom Landesverteidigungskommando (LVK) in Innsbruck; später vom HGK Eugen; vgl. Tiroler Landesarchiv (TLA), St./ Pr. XII 78c1, 1917, 1594. Zusätzlich wurde die Soldaten-Zeitung offenbar auch in einer italienischen und ungarischen Parallelausgabe (Tiroli Katona-ujság) gedruckt; siehe: Österr. Staatsarchiv (ÖStA), NFA/KA, K. 492, SW-Front (I), 1916, 16–9/35–87, 1 bzw. 35–51. Die Soldaten-Zeitung bot auch vielen Tiroler Autoren und Künstlern (Karl Schönherr, Albin Egger-Lienz, Arthur von Wallpach, Bruder Willram, Hans Josef Weber-Tyrol, Artur Nikodem u.a.) ein willkommenes Betätigungsfeld. Auch Franz Karl Ginskey und Alfred Kerr zählten zu den Mitarbeitern. Zur Zeitung selbst siehe: Roman Urbaner, „... daran zugrunde gegangen, daß sie Tagespolitik treiben wollte“?. Die „(Tiroler) Soldaten-Zeitung“ 1915–1917, in: eForum zeitGeschichte, 3/4 2001, .
10   Tiroler Soldaten-Zeitung, 6. 8. 1916, Nr. 9, 3.
11   Börsenblatt, 1915, Nr. 235, S. 1357; zit. nach: Inge Ehringhaus, Die Lektüre unserer Frontsoldaten im Weltkrieg (= Neue Deutsche Forschungen, Abt. Neuere Deutsche Literaturgeschichte, Bd. 30) Berlin 1941, 74.
12   „Wenn ein Dichter eine Utopie geschrieben hätte [...]: die Kühnheit seiner Dichterphantasie hätte nicht ausgereicht, um [...]
etwas so Unglaubwürdiges zu behaupten.“ Aus: „Kameraden, arbeitet mit!“, Soldaten-Zeitung (zit. als: S-Z) v. 6. 8. 1916, Nr. 9, 3f.
13   Landesverteidigungskommando von Tirol.
14   ÖStA, NFA/KA, K. 492, SW-Front (I), 1916, 16–9/35–14; vgl. dazu ausführlich: Gerd Pircher, Militär, Verwaltung und Politik in Tirol im Ersten Weltkrieg (= Forschungen zur Geschichte des Ersten Weltkriegs in Tirol, Bd. 1), Innsbruck 1996.
15   Die Soldaten-Zeitung u. die Karnisch-Julische Kriegszeitung in Villach; ÖStA, NFA/KA, K. 492, SW-Front (I), 1916, 16–9/35–1/2/3.
16   Dinklage 227; vgl. ÖStA, NFA/KA, K. 492, SW-Front (I), 1916; 16–9 /35–12.
17   TLA, St./Pr., XII 78c1, 1917, 1594.
18   Dinklage 228. Dem damaligen Schriftsetzerlehrling Alfons Gabloner blieb die Umstellung ähnlich in Erinnerung: Durch die Umgestaltung der Zeitung, die „unter der neuen Führung sogleich spürbar an Format“ gewonnen habe, ergab sich auch für die Bozner Druckerei so manche Neuerung: „Vorher war’s nur ein Frontblattl – nichts als Soldatenberichte. Und nun auf einmal die aufwendigsten Kunstdruckbeilagen – unter Einsatz der besten Künstler der Zeit.“ (Dietmar Grieser, Musil, „Grigia“ und das Fersental, in: Das Fenster, H.17, Winter 1975/76, 1750–1756; hier 1752)
19   S-Z, 18. 8. 1916, Nr. 10. Die Auflage der Soldaten-Zeitung ließ mit bis zu 24.000 Stück alle anderen Blätter des Kronlandes – mit Ausnahme des Tiroler Volksboten – hinter sich. ÖStA, NFA/KA, K. 492, SW-Front (I), 1916, 16–9 /35–87, 3 bzw. 35–21; 5–2 bzw. Roman Urbaner, Presse und Krieg, Die Tiroler Presse im Ersten Weltkrieg – Ein Arbeitsbericht, in: Relation, Vol. 7, Nr. 1/2
(2000), 145–167, hier 166f.
20   TLA, St./Pr., XII 78c1, 1917, 1594.
21   „Bisher sind die fürs Zivil schreibenden Zeitungen konfisziert worden, wenn sie gegen die Ausschaltung des österreichischen Parlaments auftraten. Nun hat sich die Erkenntnis von der Unrichtigkeit dieser Politik auch in den Armeekreisen durchgesetzt.“ (Arbeiterwille, 6. 9. 1916, Nr. 245, 2. Aufl., S. 1–2.).
22 Irredentismus bezeichnet die politische Strömung, die die nationale „Erlösung“ der italienischen Gebiete der Habsburgermonarchie durch Vereinigung mit Italien anstrebte. Die Soldaten-Zeitung übertrug den Begriff auch auf andere Nationen.
23   ÖStA, NFA/KA, K. 492; SW-Front (I) 1916, 16–9 /35–67, –68, –69; TLA, St./Pr., XII 78c1, 1917, 1594.
24   ÖStA, NFA/KA, K. 1852; HGK Conrad, 1917, P 274 bzw. K. 492; SW-Front (I), 1916, 16–9/35–84 I (bzw. III)
25   ÖStA, NFA/KA, K. 492; Kmdo der Südwest-Front (I), 1916, 16–9/35–84 I.
26   Sogar das Kriegsministerium in Wien hatte sich mittlerweile in die Affäre eingeschaltet. Ebenda; 16–9/35–84 bzw. – 84 I.
27   Man wollte Wege zur „Veränderung der inneren Ordnung“ aufzeigen „zum Beispiel alles was eine zentralistisch gedachte Staatsgewalt gegenüber der föderalistischen Praxis stärken könnte, oder eine nüchtern rücksichtslose Behandlung der Irredentafragen, endlich eine Unterordnung der nationalen Probleme unter die des Staates. Aus diesem Grunde waren wir auch verurteilt, vorwiegend zweifelnd und verneinend zu erscheinen, indem wir zuerst auf die Hindernisse hinweisen mußten, die sich [...] einer [...] Behandlung aller dieser Probleme entgegenstellen.“ (S-Z, 15. 4. 1917, Nr. 45, 3– 4).
28   Die Innsbrucker Nachrichten (17. 4. 1917, Nr. 87, Mi, 1) begrüßten zwar, dass die Soldaten-Zeitung „von Deutschen, ja sogar von nationalen Deutschen gemacht“ worden sei, doch hätte sie „ihre Grundsätze gleichsam ex cathedra [verkündet], und ein Widerspruch der Leute, denen sie deren Aufnahme zumutete, war ausgeschlossen. Die Blätter des Hinterlandes freilich hatten dafür desto
mehr auszusetzen.“ Der Tiroler Anzeiger (17. 4. 1917, Nr. 173, Mi, 4) wollte „schon seit einiger Zeit dieses Ende erwartet haben. Seit es die Redaktion nämlich für gut fand, in hoher Politik zu machen und in schärfster Form für den Zentralismus und gegen die Länderautonomie Stellung zu nehmen, konnte ihr Ende für besiegelt gelten.“
29   TLA, St./Pr., XII 78c1, 1917, 1594; ÖStA, NFA/KA, K. 633, SW-Front (II), 1917, 16–10/3; vgl. Dinklage 230.
30   Siehe: Karl Corino, Profil einer Soldatenzeitung aus dem 1. Weltkrieg, „Heimat“, und ihres Herausgebers Robert Musil, in: Musil-Forum, 13–14 (1987/88), 74–78.
31   Dafür spricht etwa auch der Umstand, dass Musil nicht zögerte, sich, Jahrzehnte später, mit einem Bittschreiben an seinen früheren Vorgesetzten General Alfred Krauss zu wenden, in dem er auf seine Leistungen für die Soldaten-Zeitung verwies, die „immer in einer sehr freimütigen Weise und, wenn ich nicht irre, in Ihrem Sinne für den engsten Anschluß an Deutschland eingetreten“ sei. (Briefentwurf, April /Mai 1938, in: Robert Musil, Briefe 1901–1942, hrsg. v. Adolf Frisé, 2 Bde., Reinbek b. H. 1981, 815; vgl. S. 819f., 1228). Vgl. Dinklage 230–233.
32   Corino, Geschichte, 109–115; siehe auch: Paul Zöchbauer, Der Krieg in den Essays und Tagebüchern Robert Musils (= Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik, Bd. 316), Stuttgart-Feuerbach 1995, 29–32.
33   Tiroler Soldaten-Zeitung, 26. 7. 1916, Nr. 194–196, 2f.
34   Stefan Howald, Ästhetizismus und ästhetische Ideologiekritik. Untersuchungen zum Romanwerk Robert Musils (= Musil-Studien, Bd. 9), München 1984, 93.
35   Dinklage 228f. Bei der Einschätzung der einzelnen Texte gehen die Meinungen der Experten z.T. auseinander; auf Zitate der weniger sicheren Zuordnung wurde hier deshalb verzichtet. Roth 528; Helmut Arntzen, Musil-Kommentar sämtlicher zu Lebzeiten erschienener Schriften außer dem Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“, München 1980, 178–180; Giovannini, Beiträge, 44f.; bzw. Fernando Orlandi, Nota editoriale, in: Musil, La guerra parallela, 9–11.
36   Giovannini, Parallel-Krieg, 92; bzw. dies., Beiträge, 117–122; vgl. 124 –135.
37   „Bin ich Oesterreicher ?“, S-Z, 10. 8. 1916, Nr. 11, 2f. Auch in „Eine österreichische Kultur“ (S-Z, 10. 12. 1916, Nr. 27, 2f.) beklagt Musil dieses Identitätsdefizit und den angeblichen Niedergang Wiens, das Konkurrenz bekommen habe: „Prag, Agram, Laibach sind Mittelpunkte und Mittelpünktchen von nationalen Kulturbestrebungen, die von Wien nichts wissen wollen und von denen man in Wien wenig sieht. [...] Wie kann eine österreichische Kultur entstehen, wenn alle Richtungen auseinanderstreben ? [...] man soll sich nicht etwas auf österreichische Kultur zugute tun und sie nicht haben.“
38   „Die Erziehung zum Staat“, S-Z, 3. 9. 1916, Nr. 13, 4f.
39   „Sonderbare Patrioten“, S-Z, 15. 10. 1916, Nr. 19, 4f.
40   „Positive Ziele“, S-Z, 11. 3. 1917, Nr. 40, 2.
41   „Seiner Hochwohlgeboren“, S-Z, 4. 3. 1917, Nr. 39, 3f.; danach zit. aus: „Neu-Altösterreichisches“, S-Z, 25. 2. 1917, Nr. 38, 5.
42   „Eine gute persönliche Beziehung“, S-Z, 26. 11. 1916, Nr. 25, 4f.
43   „Positive Ziele“, S. 2; nachfolgend zit. aus: „Neu-Altösterreichisches“, 5.
44   „Föderalismus oder Zentralismus“, S-Z, 14. 1. 1917, Nr. 32, 2; und im Anschluss zit.: „Zentralismus und Föderalismus“, S-Z, 07.1.1917, Nr. 31, 2f.
45   „Vorpolitische Reinigung“, S-Z, 4. 2. 1917, Nr. 35, 4f.
46   „Das Schlagwort“, S-Z, 27. 8. 1916, Nr. 12, 5.
47   „Das Kompromiß“, S-Z, Weihnachten 1916, Nr. 29, 1.
48   „Statt Christbaumkerzen Leuchtkugeln. Statt Watteflocken auf geputzten Bäumchen drei Meter Schnee, aus dem kaum die grünen Spitzen herausragen. Willst Du Bleigießen und eine Frage an das Schicksal stellen, so geh hin, wo vorn bei den Posten im Dunkel da und dort ein Gewehreinschlag aufspritzt. Statt Engelschören zieht von Zeit zu Zeit eine Granate singend durch die Luft. So feiern die Schützengräben Weihnacht und Jahreswende.“ („Heilige Zeit“, S-Z 31.12. 1916, Nr. 30, 3f.) 49 Vgl.: Karl Corino, Musils pazifistische Gewaltphantasien nicht zu belegen, in: Musil-Forum, 23 /24 (1997/98), 35–37.

 

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