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Der Prettauer Faust

Im Bergbauort Prettau im hintersten Ahrntal ist eine eigenständige Fassung vom Leben und Sterben des Doktor Faust überliefert. Sie schlummert seit Jahrzehnten in Archiven und wird hier zum ersten Mal wieder veröffentlicht – transkribiert und mit einer Einleitung versehen von Bernhard Mertelseder; Epilog in der Hölle von Christoph W. Bauer (hier).

Es gibt wohl wenige Figuren in der gesamten deutschen Literaturgeschichte, die über die Jahrhunderte hinweg – nicht erst seit Goethe – derart faszinierten, wie die des Gelehrten Doktor Faust. Auch in Tirol wurde bis ins beginnende 20. Jahrhundert in Prettau/Südtirol regelmäßig ein Fauststück aufgeführt. Die wenig bekannte Fassung, die aufgrund seiner Eigenheiten und zugeschriebenen Herkunft als „Prettauer Faust“ bezeichnet wurde, konnte zum Zeitpunkt des Erlöschens der Spieltradition von Volkskundlern neben einer ins Zillertal gelangten Variante dieses Fausts publiziert werden.1 1967 wurde von Norbert Hölzl für die Tiroler Volksschauspiele auf Schloss Bruck eine neue Bühnenfassung erarbeitet und mehrmals erfolgreich aufgeführt, jedoch nicht publiziert.2
Da die vor 100 Jahren angefertigten Editionen in heute nur noch schwer zugänglichen volkskundlichen Fachzeitschriften publiziert wurden und in Teilen der ältesten überlieferten Originalhandschrift abweichen, wurde nunmehr die folgende Neuedition des Stückes angefertigt.

Ausgangspunkt aller Überlieferungsstränge des Fauststoffes – und somit auch der Prettauer Variante – ist der Arzt und Alchemist Georg Faust (ca. 1480–1540), der u.a. in Erfurt, Ingolstadt und Nürnberg nachweisbar lebte und wirkte.3 Nicht lange nach seinem Tod setzte die mündliche Überlieferung seiner Taten ein, wobei sich der verbürgte Bericht über tatsächliche Handlungen der realen Person bald mit sagenhaften Erzählungen und Anekdoten verband und immer stärker ins Magisch-ketzerische rückte.4

Die älteste bekannte literarische Fassung, die „Historia von D. Johann Fausten“, erschien anonym 1587 in der für lutherische Kampfschriften bekannten Druckerei Spies in Frankfurt/M.5 Danach wurde der Fauststoff bald in außerdeutschen Ländern rezipiert und ins Englische, Niederländische, Französische und Tschechische übersetzt. Englische Komödianten brachten das Stück in den Alpenraum, wo es 1608 zum ersten Mal in Graz gespielt wurde.6 Hier übernahmen wieder regionale Spielleute die Faustthematik, und sie wurde je nach Fantasie der (Puppen-)Spielleiter mit Figuren ergänzt oder zu einem Stück ohne jegliche ideologische Brisanz gewandelt und verbreitet. Diese uneinheitlichen Volks- und Puppentheaterbearbeitungen sind als die breitenwirksamsten Aufführungsvarianten der Faustthematik anzusehen.

Die Prettauer Faustfassung ist vermutlich – ob nun mit Böhmischen und Schwazer Bergknappen im 17. Jahrhundert oder auf anderem Wege – spätestens gegen Ende des 18. Jahrhundert nach Prettau gelangt. Dort wurde sie bald zum festen Repertoire von Bauern- und Stubenspielen und erfuhr eine spezifisch katholische Umformung, die der Lebenswelt der Talbewohner eher entsprach als jene Varianten in den protestantischen Ländern, die der Aufklärung oder später der Sturm-und-Drang-Literatur nahe standen.7
Wenn auch die Wege, wie das Drama ins hintere Talende des Ahrntales gelangte, nicht mehr klar nachvollziehbar sind, so dürfte es sich jedoch zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach einer Reihe von Umformungen in der erhaltenen Fassung verfestigt haben. Die Bewahrung dieser Faustvariante verdanken wir den Laiendarstellern aus der Prettauer Familie Steger, die das Stück jährlich um den Nikolaustag und zur Fasnacht aufführten und für Aufsehen erregende Inszenierungen sorgten.

Allen voran Gregor Steger (1807–1875), der nicht nur eine Reihe von Stücken selbst verfasste, sondern auch Theaterstücke sammelte und bearbeitete. Dessen Sohn Friedrich (1859–1922) schrieb schließlich die in seiner Familie tradierten Stücke in den 1890er Jahren im so genannten Steger’schen Theaterbuch, das sich heute als Leihgabe im Bergbaumuseum „Kornkasten“ (Steinhaus/Südtirol) befindet,8 nieder.
Der Stegerbauer, der, wie damals üblich, die einklassige Volksschule in Prettau besuchte, war nicht nur Laienschauspieler und Dorfdichter, sondern galt, wenn man der Überlieferung Glauben schenkt,9 geradezu als Dorfgenie, das im Laufe seines Lebens sagenhaften Ruf weit über seine Heimat hinaus erlangte: Er reimte, redete oft lange in Versen und Sprüchen, notierte seine literarischen Einfälle, wo er sich gerade befand, auch auf Wänden, und verarbeitete sie am Abend zu Theaterstücken. Darüber hinaus verbreitete der Stegerbauer auch die Geschichte, dass seine Familie von einem uralten bayerischen Raubrittergeschlecht abstamme, die seinen Nimbus zusätzlich zu steigern vermochte.

Der Volkskundler und Literaturwissenschaftler Anton Dörrer, der vermutlich noch Prettauer befragen konnte, die Steger persönlich kannten, beschreibt Gregor Steger als „richtigen Teufelskerl“, der „allerlei Hokuspokus“ verstand, aber auch sensibel für Volkssagen war und Teile daraus aufnahm und literarisch verarbeitete.10

In der Aufführungspraxis gestalteten sich die Spiele recht unkompliziert. In Stuben und Hausfluren wurde meist ohne großen Aufwand und ohne Kulisse gespielt. Es reichte ein Stuhl oder vorhandener Hausrat, der als Hilfsmittel für die ausschließlich männlichen Schauspieler diente. Das wesentlichste Element waren (abgesehen vom gesprochenen Wort) die selbst geschnitzten Masken.11 Dem Hauptspiel folgte meist ein kürzeres Nachspiel. Oft wurden auch, wie allgemein üblich, moralisierende Lieder zwischen den Akten gesungen oder Texte rezitiert.

Gregor Steger behielt sich immer die Rolle des Teufels selbst vor. Es ist überliefert, dass die Furcht erregende Teufelsmaske nur er tragen durfte, denn „ihn vertrage sie noch ein wenig, einen anderen vertrüge sie ganz“.12 Eine derart grässliche Maske wie der Steger besaß sonst niemand im Tal. Man behauptete, nicht einmal er dürfe mit ihr alleine nach Hause gehen, denn sonst sähe er den Leibhaftigen selbst an seiner Seite.

So übertrieben diese Geschichte auch sein mag, sie zeigt deutlich, dass nicht nur die Zuschauer von der Performance auf der Bühne über das natürliche Maß hinaus hingerissen gewesen sein dürften. Auch die Darsteller selbst gaben vermutlich nicht ungern vor, das Spiel nicht mehr von der Realität unterscheiden zu können, was wohl wesentlich zur Mythenbildung um die Steger’sche Theatertruppe beitrug.

Das Prettauer Doktor Faustspiel besteht aus fünf Aufzügen. Es beginnt mit einem Selbstgespräch über die Geldbedrängnis Fausts. Er wählt anstatt des zur Alternative stehenden Selbstmordes den Pakt mit dem Teufel. Der Bajatz, der Diener Fausts, tritt auf und schimpft über den Gestank, den der Teufel hinterlassen hat. Der zweite Aufzug wird mit der Beschreibung der großartigen Lebenssituation eingeleitet, die Faust, mittlerweile finanziell gut ausgestattet, begeistert. Er überlegt übermütig den Teufel zu ärgern, indem er ihn den Gekreuzigten herbeischaffen lässt, was der Teufel nur unter Protest stöhnend erfüllt. Einem Klausner, der als Kräuterlieferant tätig ist, gesteht Faust seinen Bund mit dem Teufel, worauf der Klausner versucht, Faust auf den rechten Glauben zurückzuführen (dritter Aufzug). Faust kündigt den Vertrag mit dem Teufel (vierter Aufzug). Dieser bringt wiederum die aus der griechischen Mythologie bekannte, betörende Helena zu Faust, der ihrer Liebeserklärung erliegt: im Bewusstsein, alle Möglichkeiten auf ein himmlisches Leben nach dem Tod zu verspielen. Im finalen Aufzug, der in den letzten Stunden seines Lebens einsetzt, erkennt Faust, dass Helena ihn verachtet und der Diener nicht einmal seine Kleider erben will. Mit dem letzten Glockenschlag zur Mitternacht wird er – verbittert und zu stolz, sich noch in letzter Minute zu bekehren – vom Teufel in die ewige Verdammnis abgeführt. Das Stück endet mit dem Auftritt des Bajatz, der aus den Büchern Fausts einige Rezepte von Mixturen zum Besten gibt.

Das Prettauer Faustspiel unterscheidet sich ebenso wie der nahezu textgleiche so genannte Zillertaler Faust inhaltlich in wesentlichen Punkten von den übrigen bekannten Faustspielen: Faust erscheint hier nicht als weltgewandter Intellektueller, sondern als realistisch gezeichneter kräuterkundiger Arzt, der innerhalb der Dorfgemeinschaft nach Anerkennung strebt. Das spezifisch Katholische an dieser Faustbearbeitung ist die Darstellung eines von Faust in seinem Übermut gepeinigten Teufels, der ihn zwingt, etwas für ihn schier Unmögliches zu erfüllen: Das Heranschaffen des lebensgroßen Gekreuzigten. In dieser Schlüsselszene tritt Faust dem stummen Christus gegenüber. Der Gelehrte, der keinen „Holzpflock“ zu verehren gedenkt, wird von der Kraft des regungslosen Leichnams Christi zusehends angezogen. Diese Szene muss gerade durch die Nähe des Publikums zum Spielgeschehen und das lebensgroße Kruzifix in den engen Stuben besonders wirkungsvoll gewesen sein. Der Versuch Fausts, durch den ihm verweigerten Dialog mit dem Gekreuzigten Glaubensgewissheit zu erlangen, gibt diesem Teil des Stückes neben den beschriebenen dramaturgischen Mitteln besonderes Gewicht.

Dennoch gelingt es dem Teufel durch das Herbeizaubern der sagenhaft schönen Helena, dem bereits reuigen, aber den weltlichen Genüssen schlussendlich unterlegenen Faust seiner Seele zu berauben. Der Bajatz, der mitunter direkt zum Publikum spricht, zeigt in jedem Aufzug und in schonungsloser Weise (glaubenskonform) die Fehler in den Handlungen seines Herrn auf und spiegelt in freimütiger Weise die Volksmeinung wider, die nach heutiger Auffassung u.a. frauenfeindliche Züge trägt.

Die auf den folgenden Seiten abgedruckte Edition des „Doktor Johann Faustspieles“ folgt der Fassung des bereits erwähnten Steger’schen Theaterbuches.13 Der Text wurde mitsamt seinen orthografischen Eigenheiten (wie z.B. der für den Dialekt typisch ausgeprägten Dativschwäche) übernommen. Lediglich die fortlaufende Zählung der Repliken sowie Zeilen- und Seitenumbrüche werden zu Gunsten der besseren Lesbarkeit des Textes nicht wiedergegeben. Wenn sich auch die von Friedrich Steger aufgezeichneten Verse nicht immer reimen, so ist doch davon auszugehen, dass die Spieler den Text mehr als Vorlage betrachtet und je nach eigenem Sprachgefühl und vorherrschendem Dialekt variiert haben.

1   Wilhelm Hein, Das Prettauer Faustus-Spiel, in: Das Wissen für Alle 1 (1901), 861–878; Alexander Tille, Das katholische Fauststück, die Faustkomödienballade und das Zillertaler Doktor-Faustus-Spiel, in: Zeitschrift für Bücherfreunde 10 (1906/1907), 129–174, vor allem 157–174.
2   Norbert Hölzl, Prettauer Faust. Die katholische Version der Historie vom Doktor Faustus in Südtirol, in: Der Schlern 42 (1968), 53–63. Siehe auch die zahlreichen in diesem Aufsatz angeführten Berichte und Mitteilungen in der regionalen Tagespresse. Ebenso den Artikel: Ders., Welttheater in der Bauernstube, in: Tiroler Tageszeitung Nr. 222/1970, 14.
3   Zur Lebensbeschreibung des historischen Faust siehe: Hans Henning, Faust als historische Gestalt, in: Ders., Faust-Variationen, Beiträge zur Editionsgeschichte vom 16. bis 20. Jahrhundert, München – London – New York – Paris 1993, 11–43; Ders., Nach 500 Jahren – unsere Kenntnisse vom historischen Faust, in: Ebda., 45–50; Horst Hartmann, Faustgestalten – Faustsaga – Faustdichtung, Aachen 1998, 11–17.
4   Hans Henning, Noch einmal: Von Faust zu Marlowe. Zur Geschichte eines Faust-Motivs im 16. Jahrhundert, in: Ders., Faust-Variationen, 143–151.
5   Über den historischen Kontext des ausgehenden 16. Jahrhunderts und die Absichten der Autorenschaft und Verleger siehe: Gerald Strauss, How to Read a Volksbuch: The Faust Book of 1587, in: Peter Boerner/Sidney Johnson, Faust through Four Centuries. Retrospect and Analysis, Tübingen 1989, 26–39 und Hans Henning, Das Faust-Buch von 1587. Seine Entstehung, seine Quellen, seine Wirkung, in: Ders., Faust-Variationen, 51–82; und Hartmann, Faustgestalten, 18.
6   Hartmann, Faustgestalten, 27.
7   Zur Rezeption des Fauststoffes in der genannten Zeitspanne siehe: Hans Henning, Die Faust-Tradition im 17. und 18. Jahrhundert, in: Ders., Faust-Variationen, 153–191; Dieter Borchmeyer, Gerettet und wieder gerichtet: Fausts Wege im 19. Jahrhundert, in: Boerner/Johnson, 169–184; Hartmann, Faustgestalten, 99–109.
8   http://www.prettau.it (Abfrage: 18. Oktober 2005)
9   Anton Dörrer, Die Prettauer Volksschauspielbücher, ihre Besitzer und ihre Aufführungen. Ein Kapitel aus der Geschichte der Stuben- und Puppentheaterspiele der Ostalpenländer, in: Beiträge zur Volkskunde Tirols. Festschrift zu Ehren Hermann Wopfners (Schlern-Schriften 53), Innsbruck 1948, 35–55, hier 46 f. Ebenso ders., Die Prettauer Spiele. Südtiroler Spielkultur vor Hans Sachs, in: Der Schlern 22 (1948), 301–303, hier 301 f.
10   Dörrer, Die Prettauer Spiele, 302.
11   Einzelne Beispiele für Prettauer Masken sind beschrieben und mit Abbildungen versehen bei: Hein, Das Prettauer Faustus-Spiel, 681 f.
12   Dörrer, Die Prettauer Spiele, 302.
13   Als Vorlage zur Transkription wurde das im Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck aufbewahrte xerokopische Exemplar des Steger’schen Originals benutzt, das von Lothar von Sternbach in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts dem Landesmuseum Ferdinandeum gemeinsam mit Kopien der übrigen im Steger’schen Theaterbuch verzeichneten Stücke übergeben wurde.

JOHANN DOKTOR FAUSTUSSPIEL

E r s t e r A u f z u g

FAUSTUS
1 Gulden 2 fl. 3fl. 4fl. 5fl.
Teufel mit diesen Gulden,
bezahle ich nicht einmal meine Schnupftawakschulden
Ist doch ein drauriges Leben auf der Welt,
den Kopf voller Sorgen und im Beitel kein Gelt.
Was nitzt mir mein Studieren was nitzt mir mein Talent,
Wen mich auf den Rücken der Betelsack verbränt.
Als die Göttin Fotuna ihre Güter verteilt,
hat sie mich übersehen und ist vorübergeeilt,
Morgen ist Kirchtag ist Musig und Danz,
und ich hab zur Unterhaltung den Nachtrosenkranz
Aber was nitzt mir mein Klagen,
das thut mir in Beitel kein Kreizer tragen,
Ich werde meinen Bedienten rufen geschwind,
das er mir die Grillen aus den Kopfe bringt
Bajaz Kaprizinius, Kaprizius können Sie heut gar nöt köm

BAIJAZ
Woll woll ich werde balt kömm,
laß mich amerst die Hosen aufa heng
Hier bin ich was soll es sein
Das ich so spät noch muß erschein.

FAUSTUS
Kleiner Schlängel weißt du was,
eine saubere Bedienung das.
büs es dir gefallt zuerscheien,
darf ich mir die Lunge aus den halse schrein.
Du laufst den ganzen Tag
die Gassen auf und ab,
Und ich mag froh sein,
wenn ich dich beim Essen hab
Jetzt sag mir geschwind
was sich in der Stadt
neies zu getragen hat.

BAIJAZ
Neies weiß ich gar nich viel,
als das dich der dicke Miller klagen will.

FAUSTUS
Still davon,
Das weiß ich vor hin schon

BAIJAZ
Der Wirth zur rothen Naasen,
wirt dir den Mantel pfänden lasen.

FAUSTUS
Schweig das ist mir keine Neiigkeit.

BAIJAZ
Das reiche Mädchen des Herrn Ehrest,
feiert heit ihr Hochzeitsfest.

FAUSTUS
Laß sie feiern ich winsch Glick dazu,
den Mädchen gibt es noch genug,

BAIJAZ
Der kurze Schneider macht ein langes Gsicht,
weil er die letzten Hosen vergessen nicht.

FAUSTUS
Den Schneider zock den kenn ich schon,
was gehen dich solche Sachen an.

BAIJAZ
Beim krummen Metzger grunzt ein Schwein,
möcht auch gern bezahlet sein.

FAUSTUS
[Und hier] grunzt ein Affengsicht,
schwiege schnell und reizts mich nicht.

BAIJAZ
Dann mus ich bitten um meinen Lohn
meine Wäscherin wird ungeduldig,
weil ich die letzte Wäsche bin noch schuldig.

FAUSTUS
Geh zum Teufel marsch hinaus,
oder ich reiß dir deinen beiden Eselohren aus.

BAIJAZ
Ja ja bei großen Herren,
ist nöt gut Gelt begeren.

FAUSTUS
Was soll ich jetzt machen was soll ich jetzt anfang,
nein so kann es nicht mehr gehen nein so kann es nicht mehr lang.
Zur arbeiten zur vornehm zu stehlen noch zu gut,
zu betteln viel zu Stollz weil man mich überall können tuht.
Auch von keiner Hand erwarte ich gar kein Glück,
alle reichen Mädchen ziehen sich von mir zurück.
Keine Erbschaft nicht zu hofen zu spielen gar kein Glück,
zwei Wege sint mir offen zu ändern mein Geschück.
Entweder den Teufel mich ergeben das er mir helfen mus,
oder mein Leben ändern durch ein Bistolenschuß.
Das Erste ist zwar gefährlich doch ist das zweite dum
wenn er durch mein Selbstmorth die Seele doch bekombt.
Drum Faustus dich ermahnn und zieh den Zauberkreis,
Verzweiflung könt keine Furcht wenns auch zum Teufel heist.
Der Zürkel ist nun ferdig der Anfang ist gemacht,
nun will ich vortfahren büs es ist vollbracht.
Ich werd mich setzen und stehen nicht mehr auf,
büs ich geschlossen habe einen guten Kauf
Höllenzwang herausgegeben von Friedrich von Galgenleben.

TEUFEL
Nun was soll heunt dieses heisen,
zurück oder ich werde dich dausend Fetzen zerreisen.
Was soll hier die ganze Spöterei
sag schnell was dein begehren sei.

FAUSTUS
Herr ist so deine Manier
So kannst du weichen fort von hier
ich werde mit dir nicht weiter sprechen
ich werde ein andern höllischen Geist anträfen

TEUFEL
Nun so sag mir an
womit ich dir heunt dienen kann
du hast deine Beschörung gut gmacht,
sonst hät ich dich heunt noch umgebracht.

FAUSTUS
Hab Dank Herr Schwarzl für das Koplament,
ich hof es geht noch gut am End.
Willst du meinen Wunsch erfüllen
so mach ich dir auch deinen willen.

TEUFEL
Nun wie oft muß ich den fragen an
was du von mir willst haben,
manch es kurz ich hab nicht lange Zeit
ich hab noch mehr Geschäfte heunt.

FAUSTUS
Ich verlange Guth und Geld
die schönsten Mädchen auf der Welt
kurz als was mein Herz begehrt
und dann meine Seele dein gehört.

TEUFEL
Junger Mann was denkst du dran
für solche dienst ein schlechten Lohn,
Wir dörfen nicht mehr Seelen kaufen,
weil sie uns umsonst zulaufen.

FAUSTUS
Wenn dir an meiner Seele nichts gelegen,
beseres kann ich dir freulich nicht geben.
Es ist unser Handel aus,
und du kannst verlassen dieses Haus.

TEUFEL
Hallt Brausekopf hallt,
auf einen Streich kein Baum mir fallt.
Drum sag mir wohl,
wie lang ich dir dienen soll.

FAUSTUS
Wann verflossen zwanzig Jahr,
dann kannst du mich holen sambt Haut und Haar
den dort fangt mein Alter an,
wo ich die Welt ohnehin nicht mehr brauchen kann.

TEUFEL
Nun gut so soll es sein,
auf dieses geh ich ein.
Bei diesen Handel soll es bleiben
laßt uns den Kontrakt aufschrieben
Der Kontrakt der ist nun gut,
unterzeichen ihn mit deinen Blut
Ferdig ist das Dokument,
nun schwöre den Eid in meine Händ.
Höb die drei Finger zur der Erden,
auf das wir ballt ferdig werden
Spröch mir nach.
Ich Johannes Faust
Hab mein Seele um Gelt vertauscht
drum schwöre ich den Himmel ab,
Weil ich mein Herrn dort unter hab.
Wann zwanzig Jahre sind herum
dann bin ich sein Eigenthum.

FAUSTUS
Nun bist du mein Unterthan mein dienstbarer Geist
Sag wie ich dich rufen kann und wie dein Namen heist.

TEUFEL
Mephistofulus der dreizehnete bin ich genant,
Wenn du mich willst rufen an klopf dreimal an diese Wand

FAUSTUS
Das erste Geschäft ist dringend vor allem brauch ich Gelt,
damit ich kann genießen die Jugend und die Welt.

TEUFEL
Habe keine Sorgen Morgen in der Früh,
Hast du in deinen Truhen und Taschen Gelt genug.

FAUSTUS
Für heute sint wir ferdig der Handel ist gemacht,
nun kannst du mich verlassen lebe wohl eine gute Nacht.

TEUFEL
Faustus lebe wohl und schlafe recht gesund,
genüße alle freiden und hallte unsern Bund.
Betänk was du geschworen wehe dir wenn du untrei bist,
so drähe ich dir den Kragen um ehe die Zeit verflossen ist.
Odio eine gute Nacht

FAUSTUS
Kaum ist der Schrit gemacht weg ist der Zentnerlast,
das es so leicht thut gehen hab ich gezweifelt fast.
Es wird mich nicht gereien dieser gute Kauf,
als armer Schlucker lieg ich nieder und als reichen steh ich auf.
Und nach zwanzig Jahren ist fast eine lange Zeit,
wehr weiß wohl wie es Jehnseits aussiet obwohl eine Ewigkeit.
Ja fast alle Gelerten glauben nicht an eine Höll,
und zu dehn ist niemant gekommen um es uns zu erzähl.
Aber sei wie ihm wolle Mir wäxt kein graues Haar,
ich werde mir nicht verbitern meine freidenjahr.
Nun will ich gern Schlafen gehn,
und morgen däs Leuten langen Gesichter sehn.

BAIJAZ
Jui lustig ist das ein Gschmachn,
Als wen man ein faules Kitz hat in Ofen braten.
Oder als wenn der Herr Doktor eine neie Mädizin browirt,
und alle alten Weiber auslaxirt
Meine hochweise Naasen die könt sich nicht aus,
was das für ein Geruch oder für ein Gestank in den Haus.
Heimlich thu ich den Doktor zeuchen.
er will mit dem Geruche die Gelder vertreiben.
Der Doktor ist decht ein gespassiger Narr,
das ich mi lei gar nöt auskönnen kann.
Er gibts krot vornehm nobel und hoch
dann ist der Mantel zerrüssen und die Hosen ein loch.
Dan heist es adelich adelich vornehm geboren
weil seine Mutter adelich ist auferzochen worden.
Aber wie hallt die Welt und die Leute verkehrt,
den Loden verachten die Somat verehrt,
Begegnet man auf den Straßen, einen ehrlichen Mann,
so halltet mann ihn für ein Sklafen, und schaugt ihn kaum an,
Begegnet man aber einen Spitzbubn in seidenen Gebant,
so macht man ein Krazfuß den Hut in der Hand.
Aber mir ist es sonst gleuch
ich bin Arm geboren und werde gewiß nimmer reuch.



Z w e i t e r A u f z u g

FAUSTUS
Ein unglaubliches Wunder ein ungeheire Macht,
was besützts doch das Gelt bei den Menschen für eine Kraft.
Wie bei Magnet das Eisen so ist bei den Menschen das Gelt,
alles ist dir dienstbar alles ist dir hold.
früher wenn es geheisen jetzt kommbt der Doktor Faust,
so hat man gleich das Weinglaß mit den Wasserkrug vertauscht.
Nun jetzt heist es willkommen ist mir eine Ehr,
das mann den Herrn Doktor besucht einmal mehr
früher wen ich wollte drüken der Mädchen die Hand,
so wurden sie schamroth und wahr für sie eine Schand.
Und jetzt, wenn ich sie Kisse, so gibt sie mir ihn zurük,
und wenn ich sie umarme so hallten sie es fürs größte Glück.
früher wenn ich wollte streken meine Beine hinter einen främden Thische,
so wurde die Tafel zeitig umgehoben das ich nicht zuviel erwische,
Und jetzt heist es Herr Doktor wünsch guten Apetit,
greifen sie nur braf zu verschmähen sie es nöt,
Die Köchin und die Kelerin die stehn mir zu befähl,
Noch hat es mich nie gereut was ich hab getan,
das ich von einen armen Schlucker bin komm zum reuchen Mann.
Mein Geist das mus ich sagen der hallt den Handel gut,
weil der noch allzeit nach meinen Willen thut.
Ich hät noch gute Lust mir fällt noch etwas ein
ihn was aufzutragen das ihn sehr schwer mächt sein.
Nun gut ich will ihn rufen und befählen das,
Und wenn er sich recht ergärt so ist es für mich ein Gespaß. (dreimal zu klopfen)

TEUFEL
Faustus ein guten Tag, was steht zu befähl,
hat der Geltbeitel schon die Schwintsucht das ist a büssel geschnell.

FAUSTUS
Nein Gelt brauch ich keins hab sonst in Überfluß,
bloß neigirig was ich heit verlangen muß.

TEUFEL
Neigirig bin ich auch was für ein Bestant,
er noch zu fünden so den Faustus nicht bekannt.

FAUSTUS
Vor allen mus ich fragen ob du im Stande bist,
mir alles herzuschafen und ob dir es möglich ist.

TEUFEL
Es lautet der Kontrakt das kein Ausnahme sei,
Vertrau auf meine Macht ich schafe dir alles herbei.

FAUSTUS
Nun so gehe hin und bring mir Jesus Krist
in der nehmlichen Gestallt, wie er auf den Kalfarienperge gestorben ist.

TEUFEL
Faustus bist du von Sinnen das dir dieses fällt ein,
aber du dreibst nur einen Schmerz dein Ehrnst kann es nicht sein.

FAUSTUS
Es ist mir voller Ehrnst bring her was ich verlang,
sonst kenn ich ein Mitel, das dich Zwingen kann.

TEUFEL
Unmöglich kann ich glauben, das dir Ernst ist,
das du willst diese Dumheit und du so närisch bist.

FAUSTUS
Auch mit schlechten Speisen wird der Hunger oft gestillt,
drum ist es ein Vergnügen wen man den Naaren spielt.

TEUFEL
Den Naaren kannst du spielen aber nicht in dieser Sach,
zu deinen vielen Sünden fiegt sich nicht noch diese Schmach.

FAUSTUS
Wie der Kontrakt laudet bei dem soll es bleiben
was ich verlang laß ich mir nicht verschreiben

TEUFEL
Kontrakt hin Kontrakt her
dieses thu ich nimmer mehr
das ist eine Sache, die nicht nitzs
zu was willst du das Kruzifix

FAUSTUS
Dieser Streit hat aufgehört,
geh hin und bring was ich begehr.
was ich damit machen kann,
dieses geht dich gar [nichts] an.

TEUFEL
Faustus doch besünne dich
du machst dich ja nur lächerlich
begere sonst was dir fällt ein,
in allen will ich folgsam sein.

FAUSTUS
Dies ist immer der alte Gesang,
mir wirt dabei die Zeit zulang.
Die Gedult geht mir jetzts aus
ich sag mach dich schnell hinaus.

TEUFEL
Faustus erbarme dich über mich,
bedänck was ich getan für dich.
Ich war dir Allzeit unterthan,
verlange nicht was ich nicht kann.

FAUSTUS
Wenn du es nicht kannst, so will ich dich schon lern
du wirst es fünden und bringen schon gern.

TEUFEL
Lieber Doktor hallt,
bevor du brauchst Gewallt
Wenn du es würklich magst,
hier hast du den Kontrakt.

FAUSTUS
Den Kontrakt den brauch ich nicht,
den man mus halten, was man verspricht.
Klaub ihn auf und stöck ihm ein,
wenn du nicht willst ein Liegner sein.

TEUFEL
Faustus doch bedänke,
ich dir alle büsher geleisteten Dienste schänke.
Alles was ich für dich zu gut getan,
verlange ich gar keinen Lohn.

FAUSTUS
Warum lei ein Schwäzerei,
es ist ein Wort und bleibt dabei.
jetzts sag ichs dir zum letztenmal
ich will es so auf jeden fall.

TEUFEL
Wenn alles nicht nitzs so soll es so sein,
aber Doktor du wirst es kommen ein
Wenn mein Dinstzeit is verflossen.
dann will ich dirs entgelten lassen.
Eine gute Nacht gib nur Acht
Das Dich dein Wunsch nicht warm macht

FAUSTUS
Geh nur hin mir ist es ein Ding,
Wenn ich dich schon in Harnisch bring.
Wenn es Gibt einen Höll,
darf man auf einen Freindschaft zöhl.
Was nutzs mir der Kontrakt aufzugeben,
so müßt ich frühren ein anders Leben.
Buße thun die Sind bereuen,
das kann einmal gar nicht sein
ich glaub es ist ganz einerlei
[ob] ich den Teufel verschrieben sei
Oder vor den Augen der Menschen from.
und zuletzt zum Teufel komm.
Mein Gewüsen sag mir wohl
Das mein Sindenmas schon übervoll,
Drum gehts so lang es geht,
das ist mein früh und Nachtgebett.
Ich bin ein Naar und überthum,
das ich alleweil auf meine langweiligen Gedanken komm.
Mein Baijatz ist schon im Stannt,
das er fie sie vertreiben kann.

BAIJAZ
Heite kim ich auf den Schmaz was gibt es Herr von der Faust
hast du den Ganger ausgeblauscht.

FAUSTUS
Hallt was gehen dich solche Sachen an,
die mann dir gar nicht anvertrauen kann.
Deine Blautersucht ist schon bekannt,
du machst ein altes Weib zur Schand.

BAIJAZ
Faust Faust ich hab bei der Thir gelauscht
Da hab ich gehört allerhand Sachen,
die mich leucht könnten zum Naarn machen.

FAUSTUS
Was man zu vor könnt das ist keine Gefahr,
wenn man ein Tölpel ist so wirt man kein Naar.
Drum rede lieber von andern Sachen,
und geh nicht als Esel zum Parade machen.

BAIJAZ
Ja von was soll ich den reden
schaf nur an es wird geschechen
Wir scheint in der letzen zeit
was ich sag ist gefehlt weit.

FAUSTUS
Sag mir was die Leute sagen,
wie ihn gefällt mein Betragen.
Was sie hallten von mein thun und lassen,
ob sie mich lieben oder haßen.

BAIJAZ
Ja die Leite thun halt sagen
der Faust kann Gelt schlagen
oder es hat ihn der Teufel beim Kragen.
Ich aber sage allen es ist nicht war,
er ist mit ihm im Bunde gar.

FAUSTUS
Schweig sag ich verfluchter Hund,
was weißt du von meinem Bund.
Sag mir das Wort noch einmal,
so werde ich dich mit meinen Steken zahl.

BAIJAZ
Das alte Gelt das kön ich schon
früher hat es dir gute dienste getan
Aber jetzt ist es im Überfluß
weil man nicht mehr verspielen mus

FAUSTUS
fangt man mit ein Tölpel an so muß man auch aufhören schon
Drum will ich mich jetzt entfern,
und nicht mehr dein dumes geschwätz anhörn.

BAIJAZ
Also jetzt ist er fort,
mir scheint es gefallen ihn nicht meine Wort.
Wen man großen Herrn will die Wahrheit sagen,
so wirt einen gewödlich der Fidelbogen um das Maul geschlagen.
Ich will nicht sagen von großen Herrn,
den die Wahrheit hört kein Betelloter gehrn.
das Herz und die Zunge die komm oft in den Streit,
das erste will Wahrheit beim andern fähllts weit.
Sein thuts decht ein gspassige Welt
alles will gscheider sein alles will Gelt
Ein jeder hat zu wenig um nobel zu Leben,
der Baur wirt gezwungen wenn es es gern nöt wollt geben
der Baur ist ein Lastthir er greift wohl in Sack,
büs seine blutigen Nägel den letzten Kreizer gebackt
Will er was reden ist alles umsonst,
da heist es, sei zufrieden
wenn du zahlen kannst
Aber hallt es dir für eine Ehr und Vorzug auch,
den deine bludigen Kreizer kommen in unseren vornehmen Bauch.
Aber genug davon,
ich möchte zuviehl schon.
Ich möcht es erfahren zu spat,
daß das Reden auch bei den Baijaz auch seine Gränzen hat.




D r i t e r A u f z u g

FAUSTUS
Wie herrlich ist das Leben wie groß ist meine Macht,
Ich bezwinge die Geister und könn die Kräuterkraft.
Von der großen Zeder der auf dem Libanon wäxt,
büs zum kleinen Isob der aus den Mauern riecht.
Von Diamant am Karfunkel büs zum grauen Granit,
erkönn ich ihre Wirkung und ihren Unterchied.
Menschen bewundert die Geisterschaft,
kein sterblicher hat es nie so weit gebracht.
Jetzt ruf ich meinen Mephistofolus das er erscheint,
was ich gestern verlanget habe das mus er bringen heit.
(3 mal zu klopfen)

TEUFEL
Faustus mach nur auf die Thir,
was du verlangst das bring ich hür.
Ganz zerdrückt komm ich daher,
Himmel und Erde wer nicht so schwer.
Drum sag geschwind wo soll es sein,
es drückt mir fast den Rücken ein.

FAUSTUS
Weil ich mir dir zufrieden bin,
so stell es dort zum Fenster hin.
Dann kannst du wieder reißen ab,
weil ich sonst nicht nötig hab.

TEUFEL
Faustus gib nur acht
nicht das Bilt betracht
Behallt das Bilt nicht zu lang in Haus,
sonst wirt die gröste Dumheit draus.

FAUSTUS
Behallt das Bilt nicht zu lang in Haus
sonst wirt die größte Dumheit draus.
Ich weis nicht was der Geist damit meint
und warum ihn dieses so verdächdich scheint
Ich bin Studirt und hoch gelert,
der einen Holzblock nicht verehrt.
Ich bin auch nicht von jehner Zahl,
die hin und wieder fall.
Kurakterfest ist mein Nathur,
und ich allein sie könn nur,
Und für das Bilt was sagt es mir,
etwa Faustus ich verzeihe dir.
Nein so sagt es nicht,
zornig ist sein Angesicht.
Ach die Welt hat vielmehr reize,
als dieser Gottmensch dort an Kreuze
Nein ein solcher Tausch ist weit davon,
nur schade das ich die Welt nicht länger genießen kann.
Aber das versteh ich nicht,
das ein Gottmensch so grausam hingerücht.
Sein ganzer Leib ist so voll wunden,
das kein einziges Glied mehr gesund.
das Meiste macht sowohl mein Leben,
kann kein anderer Aufschluß geben.
Doch schrecklich ists wenn man bedänkt,
wie vieleucht ihn mein Leben kränckt.
Was ich büsher hab getan
ich jetzt nicht mehr ändern kann
Ihn und den Himmel abgeschworen,
ist soviel wie schon verloren.
Doch loß wer kommbt den heit durch den Gang herein,
wirt gewüß der alte Klausner mit seinen Kreitern sein. (herein)
Guten Abent Bruder wie schaugt es aus,
Bring sie mir neie Kräuter in mein Haus.
Habt ihr sie drofen alle an,
dann werde ich sie gut auszahlen schon.

KLAUSNER
Herr Doktor betrachte hür die Waare mein,
ich hof du wirst zufrieden sein.
Für heit die Kräuter und die Wurzen,
die ihr mir gezeuchnet habt vor kurzen.

FAUSTUS
Ist alles richdich was wollt ihr für ein Lohn,
was betragt die Rechnung damit ich zahlen kann.

KLAUSNER
Kein Gelt kann ich nicht brauchen das ist für mich kein Wert,
wenn sie mir sonst was geben so sint sie von mir geehrt.
Ach Gott was seh ich hür, bin ich verzaubert heint.
dies ist kein rechts Gemälde nein das ist doch Wirklichkeit.
O du mein Erlößer Jesu Christ,
der du für mich gestorben bist.
Nun Herr Doktor um das bitt ich dich, was mir das liebste ist.
Mein Herr und mein alles mein Drost und meine Zuflucht,
allhier in diesen Zimmer hät ich dich nicht gesucht.

FAUSTUS
Begere sonst was du immer willst,
ausgenommen der es stühlt
denn dieses besützt eine magnetische Kraft,
das ich mich drennen kann ummöglich fast.

KLAUSNER
Härter als ein Kiselstein
mus das Herz im Leibe sein
Wenn mann dieses Bilt bedracht
und denoch kein Eindruck mach
Kein Mensch ist ausgenommen
der nicht ist zum erlösung gekommen
Er ladet uns alle ein,
alle Menschen wollen wir glücklich sein.

FAUSTUS
Wie kombt es aber lieber Freund,
das doch so viele verloren sein.
Der erschafer Himmel und Erde
der könnte ja leucht machen, das alle Menschen selig werden.

KLAUSNER
Den Menschen steht der Wille frei,
ob er selig oder verloren sei.
Gott lägt zwang nicht an,
der Mensch ist selber Schuld daran.

Faustus
Wie ist der Mensch im Stande mit seinen schwachen Willen,
den Himmel einhallt zu thun um der Hölle zu entrinnen

KLAUSNER
Weil der Mensch erschafen nach Gottes Ebenbilt,
so ist ihm das gute und böse freigeställt.

FAUSTUS
Ganz in gleuchen Stande wirt der Mensch geboren,
einer wirt dann selig und hundert gehen verlohren.
Gott sieht sein Zukunft er sieht es vorhinein
Es wehre ja beser nie kein Mensch zu sein.

KLAUSNER
Wie ich dir schon gesagt die schuld liegt nicht an Gott,
er hat es selbst gesagt er will nicht des sinders Dodt.
Dies ist eine Wahrheit die er selber macht bekannt,
obwohl es schwer begreifet der Menschen Verstannt.

FAUSTUS
Sag mir wie viel Gott verzeihen kann,
es mus doch gränzen geben wo sein Gerechtigkeit fangt an.

KLAUSNER
Solang der Mensch am Leben ist ist keine Sind zu schwer,
wenn sie auch so zahlreuch weren wie der Sand am Meer.
Wenn der Mensch nur will und das seinige thut,
so wirt ihn Gott verzeichen, den dieser Herr ist gut.

FAUSTUS
Herr Klausner hallte ein,
dieses alles kann nicht sein,
Dies ist nicht alles wahr,
dieses kann glauben nur ein Naar.

KLAUSNER
Faustus zweifle nicht ich sag Dir die Wahrheit
der Sinder mag sein noch so groß,
Gott verzeiht ihn doch.

FAUSTUS
Nehmen wir zum beispiel ein Mensch von jugend auf,
ist alles sind und Laster sein ganzer Lebenslauf.
Was sich ertänken läßt heift er sind auf sind,
ohne einmal fest zu glauben ob Himmel und Hölle sint.
Und dann noch seine Boßheit die Kron zu sezen auf,
sogar sein eigne Seele den Teufel hat verkauft.
Nun sag mir aufrüchdig wie stehts mit diesen Mann,
kann er noch selig werden ihn Gott verzeuchen kann.

KLAUSNER
Gewiß und ohne zweifel wenn er die Sinden bereit,
so kann er leucht noch werden ein Kind der seeligkeit

FAUSTUS
Herr Klausner mich nicht teische ich beschwör dich bei deinen Gott,
mach mit mir kein Kurzweil und dreib mit mir kein Spott.
Nun gut du sollst es erfahren was kein Mensch erfahren hat,
den jehner Mann bin ich den ich vorher hab gesagt.

KLAUSNER
Ich danke für das Vertrauen Faustus verzage nicht,
wenn du dich willst bekehren ich dir Gnad versprich.
Allhier sieh ihn an
was er für dich getan,
Verseime keinen Augeblik,
und kehr zu ihm zurück.

FAUSTUS
Wie ist den dieses möglich oh gib mir einen Rath,
wie kann ich noch erlangen Gottes Hult und Gnad.

KLAUSNER
O dieses ist ein Kinderspiel wenn dir recht Ehrnst ist,
wenn du willst führen ein anders Leben und fest entschlossen bist.

FAUSTUS
Ja ich bin entschlossen von Teufel abzustehn,
die Sinden zu bereuen und zu Gott zurück zukehrn.
wie soll ich es beginnen wo soll ich fangen an,
damit ich von der Gewalt des Teufel loß werden kann.

KLAUSNER
Vor allen bete fleißig damit dich Gott erleucht,
damit du kannst ablegen eine gerneral Beicht.

FAUSTUS
Wann dieses ist geschehen wie mus ich nachher leben,
damit ich kann erkönnen ob mir Gott hat vergeben.

KLAUSNER
Habe keinen Kummer das wirst du schon erfahren,
das wirt dir alles dein Beichtvater sagen.
Ich sage dir nur soviel liebe was du gehaßet hast
und haße was du geliebt und was du geehret hast.

FAUSTUS
Was für eine Veränderung ist heite vorgegang,
Welt jetzt lebe wohl ich dien dir nicht mehr lang,
Morgen wenn der Tag anbrücht,
wirt der Anfang gemacht
und jhe die Sonn untergeht,
ist es schon vollbracht

FAUSTUS
Ich sag dausent Danck Herr Klausner lebe wohl,
nun ist es mir klar genug wie ich es machen soll.
Ich will alles befolgen nach deinen weißen Rath,
ich werde gleich anfangen sonst möcht es sein zu spat.

KLAUSNER
Gott segne das Beginnen und für es glücklich aus
heil ist wiederfahren heit in diesen Haus.
Der Herr zeigt dir sein angesicht
Und leitet deinen Gang,
führ es glücklich zu Ende gemacht ist der Anfang.
Faustus lebe wohl ich wünsch dir eine gute Nacht,
sei standhaft und verzage nicht büs dein Heil vollbracht.

FAUSTUS
Was für eine Veränderung ist heite vorgegang,
Welt jetzt lebe wohl ich dien dir nicht mehr lang.
Morgen wen der Tag anbrücht wirt der Anfang gemacht,
und ehe die Sonn untergeht hab ich es schon vollbracht.

BAIJAZ
Juxdum haben die Leute gesung,
jetzt bin ich als wie ein Schm[al]zbettler daher sprung.
Ich hab mir gefürchdet ich komm zuspat zu sagen,
das euch der Herr Doktor für ein Naaren thut haben.
Wenn man hallt alt wirt mus mann hallt alles erleben,
ich tat um die ganze Bekärung kein Pfiferling geben.
Ja ja sobald sich dieser Mensch thut bekeren,
dann hat die Hölle wohl Ursach zu rehren.
dann bekommt der Teufel gewiß selber zu kallt,
weil ihn nicht mehr das nöthige Brennholz wir[t] bezahlt.
Soll doch einmal im Himmel der heilige Faust
so hat mann den Petrus die Schlißel vertauscht.
der Klausner thut mein Herrn noch viel zuwenig könn,
sonst tat er ihn nicht vergewens die Finger verbrän.
Kömmen andere Leut so ist ein anderer Sinn,
sein viele schon kömm seidem ich da gewesen bin.
Der Amasauer Anderlä der Hinter Heisl Hons,
der mugen melcher Michl der feder fuztler Franz.
der Poschen pengel Peter der zolen zaderer Zenz,
der buzen beißer Paule der lausige beil Benz.
der krötzen kraler Kristl der mäuse mandl Martl,
der sticker studer Stöfl der beiche banscher Bartl.
der Seifen sieder Sepl der nisen nager Nipl,
der dopen dölpl Tomann der Luder Leindl Lipl.
der huder hosen Hauser der grägen gruber Graz,
der jungfrau jager Jandl der malta mandl Maz.
der lantl lugner Lugl der heirat hetzer Hoiß,
der stier stoßer Niendl der lapen lieber Lois.
der blaten bleucher Benedikt der Flöche focher Veit,
der doten druchen Dönig der katzen kußer Keit.
der kömat körer Karl der Weiber bantscher Wost,
der saure supen Simbl der kuchen kricher Kas.
der hosen tunger Gaßper der bangen blöscher Jag,
der heirat bindel Melcher der schwarze Zireack.
Aber ich werde von mein Register decht müssen aufhärn,
sonst möchts enk dech die Zeit zulang wehrn
dös möcht mich aus den Hause jagen,
oder gar mein bäsere Haxe abschlagen
drum lebt wohl und sagt mir wenn ich wieder kömm soll.



F ü r t e r A u f z u g

FAUSTUS
Das war heint eine Nacht das war heint eine Nacht,
gewiß zweihundertmal bin ich wohl auferwacht.
Wollte ich die Augen schließen war ich entschlafen kaum.
so sah ich dieses Bilt und fuhr dann wiederum auf im Traum.
Ich bin heite ganz entkräfdet meine Närven sint ganz schwach,
ich mus mich mit etwas zerstreien bis es besser nach und nach.
Ich will den Geist noch rufen das ist das letztemal
ich werde ihn den dienst aufkünden das wirt ihn gewiß nicht gefall. (klopft dreimal)
A der Geist hat eine feine Naase er schmäckt den Braten schon,
aber ich will ihn lernen kemmen wenn er sonst nicht kann.

TEUFEL
Faustus nur geschwind entferne dieses Bild.
sonst blagst du mich umsonst mit deiner Zauberkunst,
den wo dieses Bild thut sein, darf ich nicht dräten ein.

FAUSTUS
Nun gut jetzt ist es geschechen,
Jetzt darfst du herein gehen.

TEUFEL
Faustus was soll es sein,
das du mich zwüngst er erschein.
Drum sag mir nur an,
mit was für einer Dumheit ich dir heite dienen kann.

FAUSTUS
Mir scheint mir sint einander überdrüßig,
mehr zusagen überflüßig,
Wir thun zusamen nicht mehr Taugen,
drum kannst du dir um einen andern Herrn und ich um ein
andern Diener schaugen.

TEUFEL
Herr Doktor Faust das geschied nicht gar
was mir vorher treumbt das wirt gewöndlich war.
Es ist eine Dumheit nicht allein
so wirt auch bei dir die zweite größer als die erste sein.

FAUSTUS
Aufrüchdich mus ich sagen das ich bin deiner satt.
weil mir ein frommer Pater die Augen geöfnet hat
Es gibt für mich noch Gnade wen ich lebe from
ich kann noch selig werden und in den Himmel kom.

TEUFEL
O Heiliger Herr Faustus ich wüsch dir viel glück,
wenn du einen Tag in Himmel hast erblückt
ich hof du wirst erhoben zum Betler Betlerbatron,
und währ nicht weiß wo Gelt hernehm der kann dich rufen an.

FAUSTUS
Spotte immer zu der Vorsatz ist gemacht
es läst sich nicht mehr ändern büs es ist vollbracht.

TEUFEL
Ja wenn du willst in Himmel reisen
wirst du wohl den Petrus müssen den Kontrakt aufweißen
leider hab ich ihn in den höllischen Wandkastel vergessen mitzunehm
und sonst kannst du nicht aufwerzs kömm.

FAUSTUS
Wegen den Kontrakt wexst mir kein graues Haar,
Kontrakt ist jede Sinde und hat die gleiche Gefahr.
Nur hab ihn sicher auf und sperre fleisig zu
Es wirt sich einer zwingen der sterker ist als du.

TEUFEL
Herr Faustus doch erlaube so das heinte dein begern,
das ich soll zeuge sein wie schön du dich thust bekern.
Sonst freuen sich die Engel wenn der Sinder buße thut
weil diese vieleucht nicht Zeit haben für die Noth bin ich schon gut.

FAUSTUS
Ich werde auch nicht sagen was ich verlange heit,
den du kannst mir bringen, was dich an besten freid.
Weil ich dich hab geärgert sogar das letzte mal,
in frieden wollen wir scheiden drum laß ich dir die Wahl.

TEUFEL
A der Doktor Faust der ist ganz spöttisch heit
ich weis nicht was bringen das dier eine Neiikeit
Alles weißt du vorhin alles ist dir bekannt.
wie wehre es wenn ich dir brachte die schöne Helena aus Griechenland.

FAUSTUS
Mir ist es einerlei bring immer was du willst,
den es handelt sich nicht darum ob du mein Wunsch erfillst.
Drum wie ich schon gesagt es ist das letztemal, in Frieden wollen wir scheiden
drum laß ich dir die Wahl.

TEUFEL
Faustus ich bedannke mich für diese große Ehr.
ich hof wir sehen einander nimmermehr.
Wenn du in den Himmel, mit deiner brister Kron,
gedänk zuweilen meiner was ich für dich getan.

FAUSTUS
Nun jetzt ist er fort und mir scheint ganz vergnügt,
mich thuts wundern das er sich so leucht fügt.
Er bringt mir die Helena ist zwar ein Überfluß,
die kann ich schlecht brauchen zu meiner Reu und Buß.
Bringt er was er wolle, mir ist nichts zu schlecht,
den ich bin ein Mann und weiß was ling und was rechts.
Jetzt will ich anfangen nach des Klausners Rath,
recht andächtig zu beten um Gottes Hult und Gnad.
Ich weiß nicht wie anfangen das Geschäft ist mir ganz nei,
das erstemal in meinen Leben ich auf den Knien sei.

HELENA
Lieber Faustus ich wünsch ein guten Morgen
Es ist zwar ungeschücklich für mich
hür in deinen Zimmer aufzusuchen dich.
Doch die Liebe könnt kein Anstant und auch kein Schaamgefiel,
drum Faustus thu mich nicht verachten da ich dich lieben will.
Faustus ich begriße was du dir däncken thust,
und was du von mein Betragen heite halten must.
Sowar ein Gott in Himmel der mich auch strafen mag,
du bist der erste Mann den ich von Liebe sag.
gib mir doch einen Blück,
dann will ich dich nicht stören dann kehre ich zurück.
Mein König von Geisterland,
hat meiner oft verlangt.
drum bin ich o Faustus eines Blückes doch wohl wert,
Faustus lebe wohl und lache mich nicht aus,
mit einen verwundeten Herzen geh ich wieder nach Haus.
Verzeuche mir mein Betragen und schlag es aus den Sinn,
ich will dich nicht mehr länger blagen weil ich dir lästig bin.

FAUSTUS
Vor allen mus ich fragen du schöne Kreathur,
was dich bewogen hat hirher zukommen nur.

HELENA
Dein Ruhm und deine Daten erfüllt die ganze Welt,
an allen Ort und Enden wirt nur von dir erzähllt.
Ich mach mich auf die Reise den weiten Weg hüher,
Mich bersöhnlich zu überzeugen ob es würklich so wär.

FAUSTUS
Und was hast du gesechen ein Menschen aus gemein.
ich glaub ich hab keinen Vorzug wie andere Menschen sein.

HELENA
Wen unser bäster Mahler das schönste Bilt wollt Mahl
so wehre es weit übertrofen von dieser Ohriginal
Ja Zeitungsberüchte die fehlen Himmelweit
wenn mann selbst hat gesechen die liebenswirdigkeit

FAUSTUS
Helena hallte ein dies ist weit übertrieben
es gibt ja der Menner genug die geneugnet sint zu lieben.
Es ist sehr gefäh[r]lich die Liebe macht uns b[l]int
wir hören es zu gehrn, wen wir geliebet sint.

HELENA
Wie einst die Königin von Saaba mus ich rufen aus,
zu beneiden sei dein Diener gesegnet ist dein Haus.
Glücklich ist dein Auganblückt
und selig ist das Mädchen das dich an Bußen drückt.

FAUSTUS
Sag nicht das ich liebenswürdig bin
sonst könnt ich dich beim Worte nehm du schöne Schwätzarin.
Denn wir haben rasches Blut drum draun wir uns nicht zuviel.
und sagen das wir schön sint ist ein gewagtes Spiel.

HELENA
Herr Doktor mir verzeuche, wenn ich zuviel gesagt,
mein Herz ist auf der Zunge, drum hab ich es gewagt.
In meinen ganzen Leben bist du der erste Mann,
den ich meine Achdung liebe ich nicht mehr länger verbergen kann.

FAUSTUS
Helena doch bedänke was ich bitten kann,
du wehrest wert zu zieren einen Königlichen Thron.
Und ich von gemeinen Stande der keinen Vorzug hat,
es wirde dich gereien wenn es wer zu spat.

HELENA
Suche keine Ausflucht ich könne deinen Sinn
Faustus lebe wohl weil ich dir lästig bin.
Gedänke zueilen meiner die du hast veracht,
so mus dich verlassen adio ein gute Nacht.

FAUSTUS
Liebes Mädchen hallt und bleibe noch bei mir,
es scheint mir fast unmöglich zu scheiden so von dir.
Du hast mein Herz verwundet du kanst es heilen auch,
ich kisse dier die Hand was sonst nicht ist mein Brauch.

HELENA
Ich kann nicht länger bleiben sag mir mein Ehrgefiel,
ich habe schon gesprochen mit dir zu lang und zu viel.

Je länger das ich bleibe je härter das ich geh,
der Korb den Krob den ich zu tragen thut meinen Rücken weh.

FAUSTUS
Helena liebes Mädchen ich versteh dich nicht.
was bedeiten deine Dränen in deinen schönen Angesicht.
Sage mir aufrichtig was dich am Heren drückt,
jeh länger ich dich sehe je mehr bin ich enzückt.

HELENA
Unselig ist die Stunde unglücklich ist der Tag,
da ich mein Land verlassen und dich gesechen hab.
hät ich dich nie gesechen hät ich dich nie gekannt.
so hät ich mir erspart diese Spott und Schand.

FAUSTUS
Nein es [ist] unmöglich der Kampf der ist zu groß
es müßten Engel fallen und nicht nur Menschen blos
drum büß auch ich den Himmel und meine Seele ein,
ich kann nicht wiederstehen Helena du bist mein.

HELENA
Ist dieses würklich Wahrheit geliebter leigne nicht,
kombt es auch von Herzen, was dein Mund jetzt sprücht.

FAUSTUS
Liebes holdes Mädchen läg an deine Draurigkeit,
an meiner Hand sollst du genüssen auf der Welt alle Freud.
Wir wollen blumen pflücken den Dornen weuchen aus,
gehts dann wie es wolle wir machen und nicht draus.

HELENA
Gleuch wie durch dunkle Wollken die Sonne auch oft blückt.
So ist mein Herz nach Driebsahl nun umsomehr beglückt.
Geliebter meines Herzens sei dausentmal willkomm,
das Glück das ist gegrü[n]det und wirt nicht mehr genohm.

FAUSTUS
Der Bund der ist geschlossen Helena folge mir,
ich will dir anweißen dein Schlafquatir

FAUSTUS
Es ist doch lächerlich es ist doch sonderbar,
wie des Menschen Sinne veränderlich so gar.
Was man heite will ist Morgen ein Abschei,
was man heite verspricht wirt man Morgen untrei.
Doch ist es nur ein armer Klausner den ichs versprochen hab,
drum brauch ich mich nicht schäuen wenn ich es nicht gehallten hab.
der Klausner gegen das Mädchen da ist die Wahl nicht schwer,
wenn er in meiner Lage wehr so fiel gewüß auch er.
Warum hat Gott erschafen ein so schöne Kreathur,
und da zuwiederstehen brauchts Engelstatur.
Darum will ich anfangen wo ichs gelassen hab,
die Welt recht zu[ge]nüßen, die Drau[er] zu legen ab.
Die Zeit will ich benützen mit Freid und Lust zubrin,
wemn ich auch muß büßen das ist mir ein Ding.
Ich geh zu meiner geliebten geht es wie es will,
mich thuts nicht gereuen dieses fromme Naarenspiel.

BAIJAZ
Allso sein thuts decht lustig,
wirt schon wieder eimal von an Stapolir ein Weiberbrustig.
Weil man in der ein Hand thut die Beten hallten,
zählt man mit der andern die Kitelfalden.
Wehrent die Zände völlig nagel von Gebet und Buß
Spitzt mann das Maul zum Weiberkuß.
Werent die Engel ein Mußig anstimm
daweil thun der Faustus die Saten abspring.
Und wie sein Kopf in den Himmel gegug,
reißt ihn ein Weib bei der Achsel zurug.
Die Weiberleut ist decht a gspassiges Kunter,
die brauch der Teufel zu Höllkuchenzunter.
Wie schöner die Augen wie feiner das Gesicht,
die glänzenden Augen haben schon oft ein Unheil angericht.
Wie Gott das erste Weib Eva gemacht,
so hat er gewardet büs Adam entschlaft.
Der Schöpfer hat ihn schon vieleucht damals gedacht,
das ein wachender Mann einsprüche macht
Aber bei ihren einzigen Mann war ihr die Zeit viel zu lang
drum ist sie zu der Schlange an Heimgarten gang
Sie büs in der Apfel gab auch ihren Mann,
und zu spat hab ihn die Zände ergan getan.
Und wie es die Weibergestallt dort hat gemacht,
So wirt man auch jetzt noch zum falle gebracht.
Wer schon behafdet ist damit,
der Bete im Vaterunser recht fleißig
Und die letzte Bitt.
wer noch befreit ist davon, der rufe alle gemarterte Mäner an
und macht es so wie ichs getan.



F ü n f t e r  A u f z u g

FAUSTUS
Die Tage sind vorüber die Jahre sint vorbei,
es dauert nur noch wenig Stunden das ich allhür noch sei.
Wenn ich zurück gedänke an meine Lebenszeit,
so mus ich mir gestehen das alles Eutelkeit.
Ich hab alles genossen was die Welt nur geben kann
war ich damit zufrieden o nein das ist weit davon.
Reichtum Ehr und Güter hab ich in Überfluß,
mann wirt daran gewönet bekombt davon Verdruß.
Ich könnte alle Kreiter und Wirkung der Natur,
alle Stein und Kreiter brauchte ich zu fragen nur.
Und wenn ich überblücke mein ganzes langes Leben,
so schaudere ich zurück und fange an zu beben.
Alles ist verschwunden alles ist wie ein Draum,
der Vorhang ist gefallen das ist geschechen kaum.
Aus ist das Weltgeschnater vorbei ist alle Lust,
die Roll die ich gespielet die bresset meine Brust.
So schnell hat es sich geändert wie es gekommen war,
der Reichtum ist verschwunden und auch die Freundschaft gar.
Früher war mein Zimmer voll Freunden angefüllt,
solang ich ihnen Hunger und Durst hab gestüllt.
Jetz ziehen sie sich zurück und schütel ihre Köpf,
aber mir ist noch drei ein einziges Geschöpf
Helena Meine geliebte Helena die verlaßt mich nicht,
und weil ich sie verlassen mus mir das Herz fast bricht.
Nun gut ich will sie drösten so gut ich immer kann,
das heit mein letzter Abend sei von dehm sag ich nichts davon
Meine Helena liebster Schatz nim hür auf diesen Stuhl blatz.
hör mich an in aller eill
Ich hab dir viele neie Sachen mitzutheil.

HELENA
Sage nur geschwind was du zu sagen hast,
den wenn man hür mich thut treffen an ich mich schäme fast.

FAUSTUS
Liebe setz dich nieder und mache dich gefaßt,
ich mus dir etwas sagen das du nicht vermudet hast.

HELENA
Mache keine Umstänt ich hab nicht lange Zeit,
es wardet mein Geliebter ich mus zu ihn noch heit.

FAUSTUS
Helena was ist das ich kann dich nicht verstehen,
ich bin ja dein Geliebter du darffst nicht weiter gehn.

HELENA
Wie mein Geliebter Alter noch von der Liebe spricht,
Geliebte kann man ja wexel aber Männer nicht.

FAUSTUS
Sage mir Helena wie ich das verstehen soll,
wirst du mich verlassen so ist mein Unglück voll.

HELENA
Zu was war noch zu brauchen dein ausgedorter Leib,
höchstens zu dänteln mit einen alten Weib.

FAUSTUS
Was soll ich anfangen wenn Alles mich verlaßt,
ich habe keine Freunde mehr die ganze Welt mich haßt.

HELENA
Der Welt kannst du nur dienen solang sie dich brauchen kann,
dann wirft sie dich in einen Winkel und schaut dich
nicht mehr an.

FAUSTUS
Ich habe dich geliebet, geehret Allezeit,
ich habe dir versprochen meine Seele und die Seligkeit.

HELENA
Ich habe dich geliebet solang es mir gefallt,
sei damit zufrieden das Opfer ist bezahlt.

FAUSTUS
Helena gute Nacht lebe ewig wohl
Ich habe nicht gedacht das das es so kommen soll

HELENA
Weil du mir erbarmest so gib ich dir einen Rath,
begies dich mit kalten Wasser frü Morgens und abents spat.
Nim ein Handvoll Näßel und reib sie düchdig ein,
laß dich waschen in der Frü wenn du kein Naar willst sein.

FAUSTUS
Jetzt geht sie hin die Bularin,
weil ich ihr nicht mehr nach ihren Muster bin.
Sie laßt sich drösten allzugut,
weil sie mich jetzt verlassen thut.
Ja ja das ist der Welt ihr brauch,
wie sie es andärn macht so macht sie es mir auch.
Ich will ihr nicht mehr läßtig sein,
weil diese Nacht noch mein Recht bezahllt.
Jetzt ruf ich meinen Bedinten herbei,
dieser ist mir allein noch trei
Baijaz Baijaz Kaprizinius
wielang ich doch rufen mus.

BAIJAZ
Weil ich sonst nicht mehr weiß so will ich hallten was ich kann
und von meinen Herrn urlaub nehm.

FAUSTUS
Ich habe dich wollen fragen,
was die Leute jetzt von mir sagen.

BAIJAZ
Ja die Leute thin hallt sagen,
es wirt dich balt der Butze vertragen.

FAUSTUS
Wenn dieses würklich so währ,
tät es dich nicht betrieben sehr.

BAIJAZ
Wie soll mich betrieben das,
Wegen deiner wirt mir kein Auge naß.

FAUSTUS
Thu ich dir erbarmen nicht,
wenn jene Stunde anbrücht.

BAIJAZ
Wie das Kind ist soll mann wiegen,
wie mann sich bettet soll mann liegen.

FAUSTUS
Glaubst du würklich an eine Höll,
und das unsterblich ist die Seel.
es währe ja leucht möglich
Das Kein als er in der Höll,
auch seine Seel ihn nichts zerföllt.

BAIJAZ
Dann ist der Teufel auch ein Naar,
das er dir solange dienstbar war.
und deinen Leib kannst du glauben,
nimbt er sich die Mühe ihn aufzuklauben.

FAUSTUS
Weil du mir sonst gedint so threi,
so sag was ich dir schuldig sei.
Obschon meine Kleidung wenig ist,
so sag ob du zufrieden bist.

BAIJAZ
Mit deinen Gewande kann ich nicht machen,
da wirden mich die Leute nur auslachen.
Nun will ich wieder Abschied nehm,
ich hof es wirt balt ein andärer köm.

FAUSTUS
Das ist aber wunderlich
keinen Menschen erbarme ich
wär hätte dieses jeh gedacht
wie es die Welt mir macht ganz verlassem ganz allein,
in der Verzweiflung muß ich sein.

KLAUSNER
Guten Abent lieber Freund,

FAUSTUS
Was will der Herr Klausner heint.

KLAUSNER
Faustus was hast du getan.

FAUSTUS
Dieses geht ich gar nicht an.

KLAUSNER
Rete deine Seele thu nicht verzweiflen

FAUSTUS
Diese gehört ohnehin schon den Teufel.

KLAUSNER
Weil man lebt ist immer Gnad

FAUSTUS
Nein jetzt ist es schon viel zu spat.

KLAUSNER
Es ist zwar die Letzte Stund

FAUSTUS
Die zwölfte werde ich gehen zu Grund.

KLAUSNER
Wenn du willst geschied es nicht.

FAUSTUS
Mach dir keine vergebene Mühe nicht.

KLAUSNER
Ich bitte Fauste geh in dich

FAUSTUS
Ich bitte geh und lase mich

KLAUSNER
Ich bitte hör mich an noch ein einzigs Wort.

FAUSTUS
Auf der Stelle backt dich fort
Ich brauche keine Hilfe mehr für mich ist keine Gnad,
weil ich mein Sindenmaaß schon überfüllet hab.
Ich mache mich nicht lächerlich mit meiner falschen Buß,
auf den Schein die Sinden bereuen ist mehr als Judaßkuß.
Bekeren und wiederfallen fallen und bekern
das ist ein Komädenspiel und wirt bei mir aufhörn.

TEUFEL
Herr doktor verzeuche mir meine Zudringlichkeit,
ich mus dich ein wenig stören in deiner Andacht heunt.
Ich komme ungerufen was sonst nicht ist mein Brauch
ich hät ein Wort zu reden wenns dir gefällig auch.

FAUSTUS
Ich habe dich erwardet ich weiß das diese Nacht,
der Zeitbunckt wirt erfüllet wie wir ausgemacht.
Aber ich mus dir sagen das du in der letzten Zeit
sicher schlächt gestallten hast deine Schudligkeit.

TEUFEL
Ho ho Faustus wo fählt es dann
das ich dir nicht recht getan.

FAUSTUS
Die Freunde mich verlassen alles zieht sich zurück,
ich habe keine Freide mehr kein froher Augenblück.
Alles Guth und Gelt ist mir gegangen aus
Ich fahre aus der Welt aus wie eine Kirchenmaus.

TEUFEL
Zuwas brauchst du noch die Freunde zuwas nitzs dir das Gelt,
zu beten lassen Meßen stüften lacht ja die ganze Welt.
Und an den Begräbnißkosten geht dir ja nicht auf,
für diese werd ich sorgen schon die machen wenig aus.

FAUSTUS
Lieber sag mir wie es sich beställt,
wo werdest du mich bringen hin in der andärn Welt.
Gibt es wohl ein Ort den mann Hölle nent,
gibt es auch ein Feuer das dort ewig bränt.

TEUFEL
Dieses ist unmöglich das kannst du leucht ersparen,
es dauert nur noch zehn Stunden dann wirst du es erfahren.

FAUSTUS
Wie lang mus ich den leiden wann ändet sich die Bein,
ich kann ja nicht begreifen was ewig soll sein.

TEUFEL
Denk dir einen Ring und fahre um und um,
und nach Milionen Jahren wirst du auf kein Ende komm.
Und nach Milionen Jahren, da fangst du wieder an
die Ewigkeit bleibt gleuch kein Minute fällt davon.

FAUSTUS
Gibt es auch ein Himmel und eine Seeligkeit,
wohin die Frommen kommen wie gros ist dort die Freud.

TEUFEL
Das laßt sich gar nicht sagen was du von mir begerst,
kein Auge hat es gesechen kein Ohre hats gehört.
Von allen meinen Leiden da wehre mir nicht bang
wenn ich die Freuden könnt genüßen nur eine Minute lang.

FAUSTUS
Oh Thorheit über Thorheit was habe ich getan,
ich weiß mir nicht zu helfen was soll ich fangen an.
Verflucht ist jehne Stunde verflucht ist jehner Tag
wo ich bin geboren die Welt erblücket hab.

TEUFEL
Spare dir dein Fluchen du hast noch gute Zeit,
das Lied kannst du anstimmen in der langen Ewigkeit.
bereute dich zur abfart die Zeit ist balt herum,
mit den letzten Glockenschlag werde ich wieder komm.

FAUSTUS
Nun lebet alles wohl und Welt eine gute Nacht,
du hast mich schön betrogen du hast es mir recht gemacht.
Mit Thränen in den Augen denke ich an dich zurück,
kurz ist dein vergnügen dauert nur ein Augenblück.
O du schönes Firmament wie hast du mich so oft erfreit,
und ich soll dich niemals sehen in alle Ewigkeit.
Ihr Freunde und Bekannte nun lebet alle wohl,
da ich euch mus verlassen euch niemals sehen soll.
spiegelt euch an meiner verfluchet meinen Sinn,
gedenkt zuweilen meiner wo ich etwa bin.
Werfet euch zur Erde loset auf den Grund,
vieleucht hört ihr mein Brillen im diefen Höllenschlund

BAIJAZ
Merckt auf ihr Herr und laßt euch sagen,
der Hammer auf die Uhr wirt balt zwölfuhr schlagen.
Allstan wirt der Teufel mein Herr vertragen.
Gott sei dank,
wird wieder eine lehre Bank.
Helft ihn der Strageneg und seine schwarze Frau.
Komm nur balt Razipuzs und klaub ihn auf.
Back ihn fest beim Kragen,
zwölfuhr geschlagen

TEUFEL
Faustus auf und eulengs komm,
nun bist du mein Eigenthum.
Ich will dich durch die Lüfte führen
nun kannst du die Höll browirn

BAIJAZ
Supara Supara Sapara
Jetzt hon i noch allweil den Zäne Klapara.
hat mi das ding a so erschröckt,
hab ich mich in der Kuchl in deie Hänsteign verstöckt.
Ich bin ganz gütla hineingschlichn
aber der Teufels Haane hat mir wohl dechter in ein Ohre gebüßen.
Sapara ist das ein Gschmachen
als wenn die Höllnadel that Hexen bachen,
und von Weiberleuten pfaten, ein enprenner machen.
Ich thu sonst la den Doktor die Bicher vißitirn,
dann thu ich wieder lings abmarschieren
1.
Rezebt ein Pulfer zu machen,
das ein die Madlan alle anlachen.
Nim K[r]eidenweiß und Morgenroth
ein Feugenkranz und Zuckerbrod.
Resohlflaschl und Fürtelglas
und gewiß thuts helfen das
2.
Ein überaus gute Arznei
wenn an Montag der Kopf nöt in rechten gerüchte sei.
Kombt der Kopfweh von einem Rausch,
so grab ihn in einen Amäusenhauf.
Laß ihn dort liegen 24 Stund
dann bist du wieder früsch und gesund.
3.
Eine gute Schmirbe zu browirn,
wenn der Knecht will dantlen mit der Dirne
Nim die Dirne und wasch sie rein
schmirb sie dann mit Bechöhl ein.
Und wenn der Knecht noch will zuchen huken,
so mußt du ihn den Stuhl zuken.
4.
Ein Überaus gutes Mitel,
die Gelder von Haalß zu schütlen.
Nim Dukaten und Guldenstik,
fünfernothen und Zechnerzipf.
und was du nicht hast das kanst du stehl,
und gewiß thuts helfen schnell.
5.
Ein herrliches Hilfsmitel und köstliches Rezebt,
wenn in ein oder andern im Maagen eine Mistgabel steckt.
Nim drei handvoll Holzschuchnägel,
ein Haarhachel und ein Eisenschlägel.
Nim dieses alles fleußig ein,
und du wirst balt beser sein.
6.
Eine gute Schmirbe zu bereiten das den Weiberleuten
die Kitel tol hin und her leiten.
Nim Hühndermist und Gänsedräck,
Nasenbech und Fensterschwitz.
Schmirb die Madl büs ans Knie
wenn sie aufgehn in der Früh.
7.
Ein gute Arznei für die Jungfrauen,
die halbe Nächte in das Fenster schauen.
Nim Uhrin von einer Gaiß
Keferdarm und Katzenschweis
Thu dieses alles zusam und schitl es tol
und drünk alle Nacht ein Löfel voll.
8.
Ein überaus gutes Mitel,
wenn der Bube die Nacht intrambt von ein Kitel.
und die Arme aus den Bete reißen,
und hernach die Flöhe beisen.
Nim ein alte Jungfrauhaut,
Hidermist und Gänsekraut.
Deck dich damit fleißig zu,
so hast du von den Flöhen ein Ruh.
Aber ich werde dechten sonst müssen aufhören.
sonst könnt dös balt Ärzen lehrnen,
und die Doktor brodloß werden
und das häten sie dechter auch nöt gehrn.
Drum lebt amal wohl ein weil
jetzt mus ich auf den Stotzen eill.

 

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