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Landschaftsmalerei

Farben haben Orte. Orte haben Farben. Christine Ljubanovic (geboren in Zams, lebt in Paris) beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Farben, Pigmenten, Mustern und Skalen – von der Künstlerin kurz F / P / M / S genannt. Für Quart hat sie eine Topografie der Farbpigmente von Tirol und Umgebung geschaffen, die auf den kommenden Seiten zu bewundern ist. Zur Arbeit hat Ljubanovic die folgenden Notizen geschickt:

„Bei dem Projekt FARBEN/PIGMENTE/MUSTER/SKALEN werden Orginal-Farbpigmente und Grundmuster-Motive aus verschiedenen Kulturkreisen in Form von Bildersequenzen auf Papier gestaltet. Diese Weltreise in die Strukturen und Muster der Völker ist verbunden mit der Anwendung von MATERIA­LIEN wie MINERAL-ERDE-PFLANZEN-FARBEN und LEIM-MISCHUNGEN. GEOGRAPHI­SCHE und KLIMATISCHE Bedingungen werden natürlich mit­einbezogen.

Für QUART: Farben/Pigmente/Muster/Skalen –
TIROL und Umgebung
Themenschwerpunkt: Mineral- und Erdpigmente, geografische und historische Aspekte

Die Orginalpigmente werden mit Gelatine pure (Couleurs du Quai Voltaire) gebunden. Die Ausführung dieser 16-teiligen Arbeit wurde auf BFK Rives Papier 270 g durch die direkte Farbverwendung (ohne Mischungen) mit „Aussparen“ eines leichten Grundmus­ters gestaltet: Zuerst wird die Zeichnung mit einer filmbildenden Flüssigkeit abgedeckt; nach der Grundierung der Farbe wird das abgedeckte Muster mit einem Krepp-Gummi entfernt. Die für QUART gestalteten Farbmuster sind persönliche, sehr diskret interpretierte Musterzeichnungen, um von der Originalfarbenwirkkraft nicht abzulenken. Die Anordnung der Muster-Folgen sind sozusagen „notations“ oder Harmonien und Rhythmus-Abfolge-Versuche.

XXXLARGE-SILVER SCREEN. Einmal, in meinen Jugendjahren, beim Besuch einer mit meiner Mutter befreundeten Schneiderin, die am Tramsweg auf der Südseite von Zams wohnte, hatte ich ein Schlüsselerlebnis, mit Eindrücken, die mich immer begleiten. Fräulein S., die gehbehindert war, lebte und arbeitete in einem Raum mit Fensteraussicht zur gegenüberliegenden Nordseite, der imposanten und sehr beeindruckend kargen Felsenwand zur Silberspitze. Sie schilderte mir, was sie alles sehen kann in dieser Wand und wie sich alles verändert je nach Tageszeit. Sie sah in den Felsformen und deren Schatten Figuren und Bewegungen und konnte sich daraus Geschichten reimen. Es gab damals noch kein Fernsehen in Zams, Fräulein S. hatte aber schon ihren überdimensionalen Bildschirm und sie konnte im Kalkgestein sehen, hellsehen, lesen und träumen.

IN DER FARBENKÜCHE. Das Anreiben der Pigmente im Mörser. Pulverform. Zutaten wie Knochenleim, Fischleim und andere Binder in Wasser gelöst   (im Marienbad erwärmt); deren chemische Reaktionen bei Mischungen gleichen dem Kochvorgang mit Lebensmitteln. Bei Anwendung von Pigmenten sind aber Vorsichtsmaßnahmen notwendig; die Farben­industrie und die Gesundheitsbehörden haben Richtlinien für den Gebrauch solcher Stoffe entwickelt. Staub möglichst vermeiden. Hände direkt nach Gebrauch waschen. Beim Gebrauch weder essen, noch trinken oder rauchen. Da heißt es: ARBEITEN SIE SO SAUBER WIE MÖGLICH.

SAUBER. Der Ausdruck SAUBER ist konstant immer da. Erscheint fast wie manisch in vielen Abenteuern und Geschichten. Zum Beispiel die gewerblichen Färber, auch Schön- und Schwarzfärber genannt. Das erhaltene Meisterbuch seit 1707 (Tirol) zeigt, dass sich die Färbereibetriebe in wenigen Familien vererbt haben. In Innsbruck war Alfons Pembaur der erste Meister, der neben der Dampf-, Seiden- und Schönfärberei, der Druckerei und der Appreturanstalt 1880 seine Chemische Waschanstalt empfahl. Auch der Nachfolger A. Schmidt behielt neben der Chemischen Reinigung und Fleckenreinigungsanstalt die Färberei und die Druckerei von Stoffmustern bei (1884). 1907 gab es in Innsbruck bereits sieben Chemische Putzereien. 1974 waren es 109. Das Färben, das nach dem Zweiten Weltkrieg seine große Zeit hatte, ist fast hinter die Putzerei zurückgetreten: SEHR SAUBER!

FARBMÜHLE. Dr. Georg Kremer von der Farbmühle Kremer Pigmente (Aichstetten/Allgäu) hat mir erzählt, dass er Farbstoffe von Bergpässen zu sammeln begonnen hat, dabei u. a. Glanzbraun Zürs, Schieferglimmer von einer Felsen-Vene über Zürs am Arlberg. Im Mikroskop sieht man, dass es sich um versteinerte Radiolariten (Vorläufer der Insekten) handelt.“

 

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