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Linke Seiten Nr. 8


Walter Pamminger

Achterbahn der Lektüre

Jacques Lacan (1901–1981) ist nach Freud der einflussreichste Psychoanalytiker, dessen Konzepte er mittels Ansätzen aus Linguistik, Philosophie und Mathematik reinterpretierte und weitertrieb. Acht Jahre nach seinem Tode wurde in Österreich von Walter Seitter und August Ruhs die Neue Wiener Gruppe / Lacan-Schule mit ihren beiden Sektionen Ästhetik und Klinik gegründet.
Die Sektion Ästhetik versteht sich als eine außeruniversitäre, philosophisch ausgerichtete Gruppierung und widmet sich insbesondere auch der „Erhellung von anderen und anders wünschbaren Lebensformen und Lebenskünsten neben der Klinik“. Das Bestreben der Sektion Klinik ist, „auch in Österreich die von Lacan initiierte Rückbesinnung auf Freud und die Weiterentwicklung der Psychoanalyse in seinem Sinne“ zu vermitteln. Die Sektionen halten unabhängig voneinander regelmäßig Treffen in Form von Lesungen und Vorträgen ab, gemeinsam veranstalten sie öffentlich zugängliche Symposien.
Für diese Ausgabe wurden acht Mitglieder der Sektion Klinik, die zum Teil auch praktizierende Psychoanalytiker sind, eingeladen, gemäß meinem visuell-editorischen Basiskonzept auf der linken Seite eine Einschaltung zu einem für sie speziell ausgewählten Text abzuliefern. Ihre einzelnen Beiträge stellen entweder Reaktionen zum gesamten Inhalt eines Textes oder dessen jeweiligen rechten Seiten dar. Sind diese Reaktionen im Raum der linken Seite verteilt, so verkörpern sie eine topographisch getreue Reflexion einer ausgewählten Textpassage auf der rechten.
Ohne die übliche raumzeitliche Distanzierung erfahren die Quart-Texte ihre Reflexion, wobei verschiedene Grade von Transtextualität durchgespielt werden: vom bloß wiederholenden Zitat, über Paratexte, wie Kommentare, bis zu Heterotexten. Letztere sind Texte, die in Bezug gesetzt werden, ohne dass der eine vom anderen abgeleitet wäre. Diese simultanen Verkettungen in Quart spiegeln die Krise des zeitgenössischen Textes: In der digitalen Kultur verliert er seine Grenzen, er steht auch mit anderen Texten in unmittelbarerer Verbindung und verliert somit seine Autonomie.
Aus schwer bestimmbarer räumlicher Position – davor, dazwischen, daneben oder vom Rande her – kreiert die Klinik ihre Marginalie im Quart Heft Nr. 8, das damit auch ein Beitrag zum „Freud-Jahr“ ist.

Mit Beiträgen von
Georg Gröller
Karl Stockreiter
Robert Pfaller
Roman Widholm
Walter Seitter
Ulrike Kadi
Klaus Doblhammer

 

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