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Das Gefundene liegt weit weit vorn.

Ferdinand Schmatz geht von Martin Gostner aus zu sich über John Steinbeck.

Martin Gostner und ich sind am Rand eingebrochen, und, ich komme mir vor, als wäre es wahr. Ich halte nichts als ein Buch von John Steinbeck in den Händen, nichts als Blätter, nichts als Seiten, die er von der Seite her kommend gelesen hat. Diese Lese, denke ich mir, die könnte bitter schmecken. Das Wort am Ort der „fusssüsse“, das war einmal, aber es klingt mir immer noch im Ohr, hüpft auf der Zunge und ein Bild geht mit mir durch. Aber „Tortilla Flat“, das braucht noch. Wir stehen gebückt und über die Fundstücke gebeugt am Dachboden des Hauses und das Gesehene und Erinnerte und das vorgestellt Gehörte kommen mir wirklich durch und einander. Doch gleichzeitig, und das ist immer irgendwann danach, kondensiert sich so etwas wie festes Wasser, das aus dem Ganzen des Meeres herrührt, und das sich wahrlich nicht nur im Buch sein Stückchen spielt und sich seine Stücke daraus holt. Es geht auch hier am Dach darüber hinaus und hin und her, das mit dem Teil und dem Ganzen, und der Ball rollt dahin, ist unser aller All. Der Eisklumpen löst sich also auch auf. Das hat nur wenig mit den Rollen zu tun, die wir dem Stück entnehmen und für uns übernehmen. Das Zeug am Boden des Daches ist ja auch gleichzeitig oben und unten. Wir stehen in der Mitte und glauben an das Zentrum, na ja.

Steinbeck ist im Grund ein bodenständiger Dichter. Auch wenn sein Westen wild war, so sind seine Wilden zahme Burschen. Aber zum Anbrennen reicht es immer noch und den Hahn aufs Dach setzen, dafür ist noch jede Seite gut genug. Denn Papier ist dem Holz sein Gezünde, und auf dem Flammenmeer reiten wir mit, treiben unser Bildboot drauf rum ohne zu stürzen und im Meer unterzugehen. Denn unsere Fälle, die sind nicht nass, sondern nur in der Grammatik gegeben. Kühl jedenfalls, das schon. Aber manchmal winken in der Ferne die Verb-Endungen den Weg.
Die Beobachtung ist also Einbauen der Fälle, ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie – und gleichzeitig Weglassen von Allem: außer dem Ganzen, so in etwa halt,

redet es auf mich ein. Die Helden, sind die in Takt? Kerle, Idioten, Verlierer oder einfach nur so Marionetten des Entwurfs, eine Gruppe Hinterwäldlerherkunft, die sich anders geben, wie Indios des Karl May? Ach was, jede Vorstellung gibt immer noch ein Bild her, ab gehts dann in die bittere Brise des Tages, „süsses wird salz, wo das feuer zur feier dreht“, wir feuern ihn halt, den John, an und sind heiter hinter der Stube oben im Dach und haben all das Reine ins kleine Fragment vergossen, das sich zusammenfügen lässt.

So gesehen war das mit dem Bruch am Rand ziemlich passend, wenn überhaupt etwas passen kann in dieser alles möglich machenden Genauigkeit der Auswahl, in dieser Seite für Seite gefundenen Belegung. Da sitzen wir doch an der Quelle, wir Knaben, und sind leider nicht mehr feucht hinter den Ohren, und sie schmeckt gut, gebe ich zu:
Rand hin oder her, das alles ist ein Faktum der Mitte, das Bild ist zwar seitlich im Drall, aber der Blick sucht immer das Verlorene, also die Mitte auf, komme was wolle, und die Helden, die sind HALT TEILE, VERDREHTE, ZEICHEN, WÖRTER, ABER SIE STEHEN VOLL IM GLANZ DES GESAMTEN und das ist nicht nur das WISSEN VOM BILD BIS ZUM BUCH, denke ich mir, während ich in der Asche stöbere und die Reste von Gostner finde, die sich Steinbeck nennen, und das alles mit Ferdinand vermischt – ist das ganze Glanzlose, aber es strahlt aus:

Etwa in die Dinge, die haben wir da, gebildet sind sie die Waren des Wahren. Sie haben keinen Wirt und wir keine Schaft. Stehlen ist deswegen kein Makel, aber dennoch jedes Verbot wert. Ja, die Werte, sie sind Zeichen aus Wörtern und schon glauben wir, die Bilder zu haben: Also „kämpfen wir mit dem täglichen Wunder der Essenz“ – Martin mit John und mit mir und ich mit ihnen und ihr:

Das Sterbende lebt, der Körper gibt immer noch den Saft her, wir halten das Fließende auf, König Arthur stirbt, wir stehen mit ihm auf und die Todesdecke aus Gras wird zur Tapete, die ganze Wanzenwand ist nichts als die Leinwand des Auferstandenen, Gequetsche, das sich schreibt als Kärtchen, und siehst du, so ist das mit der ganzen Beschriftung, alles Leinwand, Post, also alles danach, hinter her wie der Tod, der immer erst zu spät uns zeigt, wie einer gefallen ist auf den Rücken, diese Flasche, nicht einmal zum Abbild des Königs reicht es, oder zum Hahn, Boot oder Huhn, die Stille rattert, gackern tun nur die etwas verlorenen Krieger, sie knallen ganz ruhig, leben still, also sind auf ihre Weise ab und gebildet, schon zündeln sie daran rum und bleiben trotzdem Schattengestalten vor der stärksten Glut, die zu entfachen ihr Los war, auch wenns zerfällt, zur Asche, es gibt immer noch das, was sich ansaugt und selbst sie, die Asche braucht als Stoff des Ganzen aus Teilen von diesen Teilen wiederum Teile, das kann das Huhn sein mit dem Ei, angepriesen am Markt habe ich vor, das meine zu brutzeln und dann ab in die Urne und das Gackern loswerden, nie mehr zu hören, so schwöre ich auf die Schrift, dafür lege ich meine Besitzansprüche ab und ziehe mich in meine Ecke zurück, die mir der Plan, die Schrift bestätigt, gezeichnet bin ich so ein Gezeichneter und habe ich Dich darin gefunden, mein Schatz, meine Heldin, meine Freundin, mein Alles, in der Zeichengebung geschenkt, ausgegraben aus den Akten aus Erde, wiederum Asche und nachkünftig Staub, Sand auch, der rieselt durch wie jede schlechte Geschichte und das Rennen darin ist ein Zeitlupen-Horror, aber es ist die lange Weile, die sich mit der Asche verbindet und aufsteigt zur Sonnensaugung, die ich einfach umbenenne, „Dolores“ sage ich zu ihr, und glühe dahin im Firmament der neuen Begrifflichkeit, zu greifen ist das alles hier am Boden weit über dem Grund, ich hebe die Flasche und sauge mich in diese Welt mit ein, es gurgelt aus mir raus und alles fällt mir ein und ihr zu, die mir Gostner einzureden versteht in diesem verwinkelten und doch so geradegezogenem Schnürchen, wir kürzen Steinbeck damit ab, aber es ist zum Reißen gespannt und der Riss selbst schnalzt nicht, er ist ein Liebesfaden, den wir so spinnen, umgarnen das Bild der Vorstellung am Boden, wir beide, auch ein Tod, schön schon, aber es muss, es muss die Begierde sein, mit ihr zu Stürzen aus all diesen Bildern und Worten des Herrn, der uns so gütig aufnimmt unter sein Dach, sein Schatz, das sind wir in seinem Wohl Wollen, für sich und für alles, was sich so stiftet und bleibet, das sind die Dichter wie die Hunde und die Leuchter, und ab heute heißen wir alle Franz, halten dieses fest an der Tafel, an der wir es uns bequemen, nie zu früh kann das sein, jedes Stück eine Bohne und das freie Spiel der Gedanken erzeugt mir die Farbe rot, also ist es nicht für die Bohne allein, es kann auch Pfeffer, Chili, eine Rose sein, an der wir uns stechen, dass die Lücken zu Luken werden und der Bulle zum Auge, dass es übergeht im Nass das Boot, das voll ist, was heißt, nie voll zu sein, denn was rinnt, das erstarrt nicht im Vollen, nur der Sand und die Klippen oder nur ganz einfach der Rückgang des Wassers, lassen es stranden, alles fällt dann, nur die Grammatik bleibt bestehen und so sehen wir vom Dach hinunter auf die Düne, stürzen hinab also hinauf in die Stube der Gedanken und Bilder, und sammeln noch einmal oder schon wieder oder noch immer, und rotten zusammen die Teile zum Ganzen, um dieses Schiff wieder erstrahlen zu lassen als einziges Segel mit dem wir entgleiten werden der ganzen Falle aus Fällen, als junge Frau vater,los im Schein der Kerzen, aber auch wahr.

Wenn, auch
– das ganze Zeug brennt, es knistert das Papier in den Flammen, die Farben lösen sich auf, alles, was wir in John gefunden hatten, steigt als Rauch hoch und sinkt im Ascheregen nieder. Die spanische Sonne wird ein wenig schwarz, schwer atmen die armenischen Brandhelfer, die mexikanischen Feuerwehrleute und die anderen herbeigeeilten indianischen Wasserwerfer.

Sie hob an:
Was sich findet am Boden oben ist ihm im Grunde liebloses Zeug, am Dach, bedenke, aus den Luken ist kaum Blut geflossen, dort oben sind die Stämmigen höchstens Träger, und die Hosen weit – wiederum unten, hinter den Biegungen der Strasse flattern sie im Wind, gehen so in sich ein, jeder für sich, aber eine Falte ist nie allein –

Er setzt fort:
Aber sprichst du dazu, so wird das eingelöst, was sich verloren gibt, jedenfalls geht es durcheinander, aber die Seiten bleiben bestehen, die Saiten zu zupfen ist das, was den Fund im Hintergrund begleitet, die Musik im Innenohr, das ich auf den Boden lege, wie früher auf die Schienen, um den Zug zu hören, der im Eisen seine Zukunft stampft, das ist das Vorhören, verstehst du, Verhören ist immer noch für ein Feuerwerk gut,

drehen wir das Rad zurück und schon ist vorne was los, gehts so, dann auch so, anders und weiter –

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