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mit PAPIER berauscht

Die Künstlerin Christine Ljubanovic, 1939 in Zams geboren, lebt seit den 1970er Jahren in Paris, arbeitet als Fotografin und beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Farben, Pigmenten und Mustern. Die zwei Generationen jüngere Esther Strauß, bekannt als Performance- und Sprachkünstlerin, lud Ljubanovic zu einem Experiment ein: Ohne sich bis dahin je begegnet zu sein, schrieben sich die beiden jeden Tag einen Brief, einen Monat lang vom 7. März bis zum 7. April 2019. Es entstand ein Briefwechsel zwischen zwei Künstlerinnen, die sich im Schreiben kennenlernen, in einer – vom Briefweg vorgegebenen – ungewohnten Langsamkeit, eine Unterhaltung über den vergessenen Blick, über Sterne mit fünf Strahlen und den Berufswunsch Posträuberin. Hier Auszüge aus diesen Briefen:

Liebe Christine,
19 Umschläge, 19 Formate, 19 Geschwister von Weiß. Erinnerungen an nie geschriebene Briefe. Ich stelle mir die Farbe der Kirschblüte vor, die bald aus ihrer Knospe und in meine Küche brechen wird, bedrängt von bunten Wänden. Und ich denke an James Wilkes1, den Lügner. Wollen wir einander ein Rätsel sein?

Liebe Esther,
Gestern, 7. März 2019: Zugfahrt von Paris via Zürich – noch bei Tageslicht, die Arlbergbahnstrecke – Aussicht besonders schön – und man fährt durch die Hochwälder, Tannen-, Fichtenbäume, noch viel Schnee – und dann – der Gedanke, so etwas wie ein „AHA“, ich sehe meine Eltern im Wald, mein Vater sucht Schwämme und meine Mutter sammelt Farn, pflückt Blumen, sie lebten in und mit der Natur in Tirol.
PS: Dein Großvater in Tarrenz?2

Noch schreiben wir einander, ohne uns zu erreichen. Der Bote, der langsamer als die Botschaft ist; zwei Künstlerinnen, die ins Dunkle rufen.

Diese alte Postkarte sende ich Dir in einem Kuvert, das mir mein Bruder Theo aus Nepal mitgebracht hat, wo er als Arzt und Bergsteiger Himalayaexpeditionen gemacht hat, in den 1970er Jahren. Vor zirka fünf Jahren, in diesem Jhdt., war er, mein Bruder, schwer krank und auf der Intensivstation, reagierte aber auf Fotos, und ich habe ihm dann monatelang jeden Tag eine Postkarte in das Krankenhaus St. Vinzenz Zams gesandt, aus Paris, Venedig und anderen Orten. Er hat die schwere Krankheit überlebt und ist weiterhin so ein ganz besonderer Naturmensch.

Am Donnerstag das Farbband durch mein Atelier gezogen und mit Stempelfarbe getränkt – tiefschwarze Finger, die den ersten Brief an dich schreiben. Darf man Malerin sein, weil man die Farbflecken liebt, die in die Kleidung und auf die Haut springen, wenn man ohne es zu spüren das eigene Bild berührt?

Du hast gelesen, daß ich Pigmente sammle. Ja, mit Leidenschaft, Fuchsit zum Beispiel, ein grüner Quarzglimmer (Chrom-Muskovit), der oft in kompakten Massen in kleinen Kristallen auftritt. Die Steine werden feingemahlen, damit ergibt sich ein helles grünes Pigment, das glitzert, wenn es trocken ist, vorher wird das Pigment mit Leim und Wasser gebunden. Die vier Prismenflächen des Muskovits bilden diamantartige „Bücher“, sogar pseudo-hexagonal, wenn durch ein weiteres Pinakoid modifiziert. Ich war in Brasilien in Bahia, bei einem Abbauort im Hinterland. Ein solider Fuchsitberg, ein offenes Bergwerk, aber stillgelegt. Dieser Berg hat so geglitzert, alle meine Fotos, und auch ein Video sind überstrahlt, ich war geblendet wie von einem Gletscher im Hochgebirge bei starker Sonnenstrahlung. Die Fotos sind Leerstellen oder blinde Flecken. Reisen, Abenteuer, Suche nach Halbedelsteinen, die Farbpigmente werden, und den Schatz finden in der Natur, wie damals, als wir noch Kinder waren.

Gibt es auch von dir ein Psychogramm, einen Kontaktabzug?3 Wer darf dich fotografieren, oder: Fotografierst du dich selbst? Viele meiner Performances finden ohne Publikum, ohne Fotograf*in statt – erst in der Einsamkeit, im Unbeobachtet-Sein kommt das, was ich einladen will, zum Vorschein. Kann man einen Menschen so fotografieren, dass er den Blick vergisst, den die Fotograf*in über ihn gleiten lässt? Kann man als Fotografin*in beides sein: da und nicht-da zugleich?

Woran ich gerade arbeite? Was geschieht, wenn ich einen Tag im Atelier verbringe? Zuerst sehe und treffe ich Menschen an der Bar in meinem Café um die Ecke. Sehr früh am Weg hinaus durch den Hof treffe ich die Poesie, es gibt Bäume und Blumen. In meiner Strasse sind viele Schulen, und ich genieße die Kinderstimmen und die Stimmen der Eltern. Dann bin ich wieder zurück in meinem Atelier, alleine, und versuche mich zu konzentrieren auf die sehr unterschiedlichen Dinge, die zu bearbeiten sind. Ich arbeite gerade an der Finissage einer langjährigen Arbeit, die mit „Farben / Pigmente / Muster / Skalen“ zu tun hat.4 Porphyry, most precious stone, refers to the purple-red from Ancient Greek „purple“, Steinmosaikböden, Byzantinische Marmormuster, in der Basilica di San Marco, gleich beim Eingang – dort wo Millionen Menschen darübersteigen und dort wo Aqua Alta zuerst beginnt. Ich habe gelesen, daß begonnen wurde, die Mosaikböden zu versiegeln. Die Procuratoria di San Marco ist äußerst streng und sparsam mit der Fotoerlaubnis und ich versuche schon seit einiger Zeit, diese zu bekommen. Deshalb viel Korrespondenz und sonstige Organisationen im Atelier heute. Ich sollte auch in meine Dunkelkammer und Kontaktblätter entwickeln, aber das verschiebe ich auf einen anderen Tag. Steuererklärungsmonat März. Das alles ist weniger poetisch als der Anblick unseres Zierkirschbaumes im Hof, der fast schon blüht, es schneit dann rosa, tief-rosa bis lila Kirschblüten bei etwas Wind.

Gestern erzählte mir ein Mitarbeiter der Post, dass alle Briefe, die kleiner als 140 × 90 mm sind, unzustellbar sind. Sie kommen in ein Lager und werden dort nach Ablauf von drei Monaten vernichtet. Ist dort auch der Brief, in dem ich dir erzähle, wie sehr ich das Kleine mag? Er ist in etwa zweimal so groß wie eine Briefmarke. Gibt es denn keinen kleinen Postboten, der winzige Briefe nach Paris bringt? Ich wünschte, es gäbe ihn.

Ich glaube schon, daß man einen Menschen! so fotografieren kann, daß er den Blick vergißt, den der Fotograf oder die Fotografin über ihn gleiten läßt. Beides sein, da und nicht-da zugleich. Für mich (Fotograf) geht es so weit, daß ich den ATEM anhalte vor dem Klick des Auslösers. Ich bin da und nicht da, weil ich den Ablauf der Sequenzen im Kopf habe, sehr konzentriert bin, mein Gegenüber, der Fotografierte, scheint auch „irgendwo“ zu sein und mag diese Situation, totaler Mittelpunkt zu sein. Mich selbst fotografiere ich ganz selten. Als Schatten oder manchmal in einer Spiegelung auf den Psychogramm-Kontaktblättern.

Ich denke an meinen letzten Brief und die Frage nach dem, was ungesagt geblieben ist. Müsste ein Text über dich nicht ähnlich gebaut sein wie deine „conversation portraits“ – lauter Einzelbilder, die nur miteinander wahr sind? Welche Einzelbilder fehlen, fehlen in den Texten zu dir? Ich muss beständig an deine Gegenwart denken, die in der Rue de l’Ermitage sitzt, sich leise entspinnt, während ich und meine Maschine laute Briefe an dich tippen, das l verlieren. Wenn ich an deine Kunst denke, bist immer auch du selbst im Bild, als wären die Beziehungen, die deinen Arbeiten vorausgehen, das, was wesentlich ist, als wären die Werke Anlass und Ausdruck dieser Beziehung zugleich. Wenn du alleine bist, wer erscheint dir dann als Gegenüber?

Brief von Albert Einstein, 27. Dezember 1949, an einen befreundeten Künstler: „Es ist eigentlich rätselhaft, was einen antreibt, die Arbeit so verteufelt ernst zu nehmen. Für wen? Für sich? Man geht doch bald. Für die Nachwelt? NEIN, es bleibt rätselhaft.“
1949. Nachkriegszeit, ich war zehn Jahre alt. Vater ein sehr begabter Zeichner, Mutter eine sehr begabte Textilstickerin und Strickerin. Künstler und Überlebenskünstler auf ihre Weise. Die Musik war auch mit dabei. Und die Eltern waren extreme Naturliebhaber, Berge, Wald, Wiese, Blumen, Wasser. Diese Leidenschaft haben sie uns Kindern (drei Geschwister) als Leitmotiv für das Leben mitgegeben. Sehr schwierige und harte Zeiten. 1953 Gewerbeschule (heute HTL), Klasse Malerei in Innsbruck, wobei ich technisch enorm viel gelernt habe als Basis für meinen Berufsweg, und es waren oft der Kontakt und Austausch mit den Mitschülern / Studenten – wie auch dann ab 1956–1960 in der Akademie für angewandte Kunst (Walter Pichler, Johannes Pfeil, Thomas Bernhard, Barbara Karban, Christine Nöstlinger, Annemarie Siller-Hammerstein u. a.), die mich der Kunst nähergebracht haben. Ich studierte Gebrauchs-Illustration und Photographik, später noch Druckgraphik und habe dann ab 1960 (nach dem Diplom in Wien) in diesen Sparten gearbeitet, auch mein Leben verdient damit. Die Poesie hat mir dabei geholfen – vielleicht aber auch meine Neugierde – viele andere Räume aufzumachen (wie Du schreibst) – auch der Drang in die weite Welt hinaus, andere Kulturen, Reisen und Entdeckungen. Auch die Arbeit (Grafik, Fotografie) in Studios und Agenturen und die Arbeit mit Verlegern – Bücher machen – auch Bücher schreiben – Paris ab 1963 – dann auch New York und London – Free Lance – mein eigenes Studio – bis jetzt 2019. Das alles war nicht so leicht zu bewältigen und die „freien“ Arbeiten habe ich irgendwie im Hintergrund, im Versteck gemacht, dann doch manchmal ausgestellt. Erst viel später – die zwei jeweils zehn Jahre andauernden Projektarbeiten Druckgraphiken-Alphabet „impressit“5 und „Farben / Pigmente / Muster / Skalen“, Originalpigmente auf Papier, mit jeweils fast Weltreisen und Aufenthalten in Amerika, Asien, Afrika, Europa. Das Fotoarchiv (mein Geheimnis), erst vor einigen Jahren publiziert („conversation portraits, photo-suites 1974–2014“).

Zwillingskristalle können fünfstrahlige Sterne bilden, schreibst du. Heißt Kunst machen, Verwandtschaft aufspüren, an den unwahrscheinlichsten Orten? Von dieser Verwandtschaft nichts ausnehmen, Taten, Objekte, Landschaften, Menschen, Geister?
Der Fuchsitberg in Bahia – so habe ich mir immer die Räuberhöhle in Simeliberg vorgestellt. Dieses Glitzern, das sich nicht bannen lässt. Brauchen wir ein neues Wort für Kunst?

Du hast mit zwei Kolleg*innen das „Institut zur künstlerischen Forschung zur körperlichen Poesie der Kindheit“6 gegründet, und Ihr trefft Euch, um Euch in Kulturtechniken der Kindheit zu üben, raufen, verstecken, trödeln und anderes, was Freude bringt. Ob ich mich gerne versteckt habe als Kind?
Ich war ein Kind in den Kriegsjahren, Nachkriegsjahren, mit Besatzungsmilitär, zuerst Amerikaner, dann die Franzosen. Wir Kinder erlebten den Flüchtlingsstrom und die Auffanglager, und ich spielte in einer Dachkammer oder am Balkon, wo wir damals wohnten, Flüchtlinge mit Koffer, alleine und mit anderen Kindern (die Szene des Exodus sahen wir am Bahnhof Landeck, während dem Krieg und dann auch nach dem Kriegsende). Es gab sehr dramatische Begebenheiten während dieser Kindheit und ich war sehr früh mit dem Tod konfrontiert. Mein Versteck oder die große Freude war dann die Wiese, das Gras und die Blumen, der Tannenwald. Unsere Nachbarn hatten ein Sägewerk und es gab Holzlager ringsherum und wir spielten im Versteck auf den Brettern – kochen, essen. Wir hatten Hunger, fanden Essen in der Natur, im Garten, in der Wiese und im Wald.

Anton7, ein Freund von Freunden, ist Musiker – nein, ich will es anders sagen: Anton spielt. Er redet wenig, aber eines Abends hat er mir erzählt, dass es in seiner Wohnung einen winzigen Raum gibt, der ohne Fenster ist. Wenn Anton daheim die Sehnsucht nach der Musik trifft, dann geht er in diesen winzigen Raum, mit seiner Gitarre und spielt, spielt für sich. Wenn ich an Anton denke, und ich kenne Anton kaum, dann sehe ich ihn vor mir, in diesem Zimmer, das ich nie betreten werde, und freue mich, dass da einer ist, der spielt. Seither höre ich Antons Musik, von der kein Ton aus dem kleinen Zimmer dringt.

119658: Dein Schreiben mit der Frage: eine Ansicht, die ich fotografieren wollte, aber nicht fotografierte. Paris, 20. August 1993, sehr heißer Tag, klarer Himmel, aber sehr verschmutzt, die Augen brennen. Ich bin im Auto unterwegs. Die Sonne riesengroß, aber sehr diffus am Himmel, das ganze Gelb-Schwarz. Kein Abendrot oder so, am Place de la Concorde, aus der Rue de Rivoli kommend sah der Platz im Gegenlicht und durch seine Größe aus wie eine weite Wüste mit Pyramiden-obelisken, schwarze Monumente im Gegenlicht, auch die vielen Autos im Kreisverkehr waren schwarze, sich bewegende oder animierte Scherenschnitte.

Ich denke viel darüber nach, was es bedeutet, dass wir uns schreiben, und glaube, dass die Bedeutung im Tun selbst liegt, in der Aufforderung der leeren Blätter und auch in der Schönheit eines geheimnisvollen Gegenübers, das fern genug ist, um mit sich selbst sprechen zu können (sich zu hören, weil man den Erwartungen im Gesicht der Anderen entkommt), aber auch nahe genug, um ebenso rätselhaft Antwort zu geben. Ich mag die vielen Kilometer, die zwischen uns liegen.

Martha Wilson: „I would have been born with money.“ – Yes, Yes, Yes. Posträuberin als Brotberuf für uns. Lieber auf Mundraub verlegen und Brot stehlen? L’ARGENT, MONEY … Martha Wilson’s Antwort (sehr amerikanisch), über dem großen Ozean – 1. Frage oder 2. Antwort: He or she makes soooo much money. Hier in Frankreich wird das Einkommen eher geheimgehalten. Wir Free-Lance-Künstler sind als unabhängige Arbeiter eingestuft. Copyright-Varianten und politische Entscheidungen mischen mit. Wie geht es Dir in dieser Landschaft – Money-Land-Scape? Diese Postkarte wurde im 2. Weltkrieg oder in der Nachkriegszeit gedruckt, Papier war Mangelware – dann später in den 1970er und 1980er + 1990er Jahren habe ich mich mit PAPIER berauscht. Jetzt im neuen Jhdt. wird Papier immer teurer – und die Anwendung von den Tonnen bürokratischer Dokumente etc. durch Internet niedergespart.

Du schreibst von deinen freien Arbeiten, die manchmal über Jahre, fast Jahrzehnte hinweg anwachsen, manchmal im Geheimen. Finden im Geheimen die Dinge auf andere Weisen zueinander, wird im Versteck anders Kunst gemacht?

Ein Atelier ist kein Ort, sondern eine Erlaubnis, schreibst Du, ich würde noch hinzufügen: ein Abenteuer.

Dein kleiner Brief ist gut angekommen und mit ihm die letzte Briefmarke! Vor Jahren schon wollte ich einen Briefträger überfallen, um all die Geschichten zu erbeuten, die sich in den ihm anvertrauten Briefen verbergen. Ich habe den Überfall verschoben, hatte ich doch zu befürchten, nichts als Rechnungen zu ergaunern.

11971: Du schreibst von Deinem Bruder Matthias, der am Jakobsweg entlang Steine, die er einwickelte, für Dich sammelte, und daß Du dieses Geschenk noch in der einfachen Hülle geborgen bei Dir hütest und Dir dabei vorstellst, wie diese Vielleicht-Steine aussehen. Du hast viel Geduld und Ausdauer und bist sehr stark in Deinen Geheimnissen. Und viel Respekt – dem Bruder gegenüber, der dieses Geschenk so geformt zu Dir, für Dich getragen hat.
Ich habe sehr viele Arbeiten gemacht, mit dem Thema Stein, auch auf Stein viel gearbeitet, dabei war ein Blatt (40 × 30 cm): „Bunte, starke Farben“ – Steine eingewickelt, aber noch sichtbar, in buntem Seidenpapier mit der Legende „Papier und Wolle in lustigen Farben wünschte sich Andreas“. Mein Neffe Andreas wünschte sich Papier und Wolle in lustigen Farben. Er lag schwer krank in der Klinik in Innsbruck. Basteln und Formen waren seine große Freude. Er war sehr begabt, mit großer Fantasie, Zeichnungen und Erfindungen. Er ist mit 14 Jahren gestorben, es ist schon lange her, aber immer noch, dieser Schmerz, die Trauer. Die Steine helfen dabei, sie dauern so lange, das beruhigt.

1 James Wilkes ist ein englischer Poet und Schriftsteller. 2015 schlägt Esther Strauß James Wilkes ein gegenseitiges Kennenlernen per Mail vor, in dem Wilkes jede ihrer Fragen mit einer Lüge beantwortet. Die dadurch entstandenen Texte wurden im Rahmen der Performancelesung „Feinde“, organisiert von Steven J. Fowler, in London präsentiert.
2 Im Frühjahr 2015 besucht Esther Strauß ihr Heimatdorf Tarrenz und hebt das Grab ihres Großvaters mit den Händen aus. Für die Performance „Probeliegen“ zimmert sich die Künstlerin ein Bett, das schwarz wie Kohle ist, füllt es mit der Erde und schläft eine Nacht lang in ihr.
3 Seit den frühen 1970er Jahren fotografiert Christine Ljubanovic mit ihrer analogen Kleinbildkamera Künstler*innen, Kritiker*innen und Kurator*innen im Rahmen der Serie „conversation portraits“. In der Galerie werden die Porträts als Kontaktbögen gezeigt, die Ljubanovic Psychogramme nennt.
4 Für das Projekt „Farben / Pigmente / Muster / Skalen“ sammelt Christine Ljubanovic Original-Farbpigmente und bringt sie im Zusammenspiel mit Grundmustermotiven aus verschiedenen Kulturkreisen grafisch zu Papier.
5 Zwischen 1983 und 1993 entsteht die Serie „impressit: Alpha-
bets & Signs, Letter / Lands“. Christine Ljubanovic unternimmt zahlreiche Reisen durch die ganze Welt, um die Buchstaben des Alphabets mit unterschiedlichen Drucktechniken mit den Meister*innen des jeweiligen Faches zu drucken, wie zum Beispiel das c als Aquatinta mit Picassos Radiermeister Aldo Crommelynck.
6 2018 gründet Esther Strauß gemeinsam mit Sabina Holzer und Jack Hauser das „Institut zur künstlerischen Forschung zur körperlichen Poesie der Kindheit“. Das Institut ist frei nach Claude Lévi-Strauss dem wilden Forschen gewidmet und untersucht auf spielerische Weise performative Prozesse der Kindheit.
7 Anton Tichawa ist Musiker und lebt in Wien.
8 Esther Strauß setzt jede ihrer Performances nur ein einziges Mal um. Den Texten, die von ihren Performances erzählen, ist eine Ziffernfolge beigestellt. Sie entsteht, indem alle Tage vom Geburtstag der Künstlerin bis zum Tag der jeweiligen Performance addiert werden. Auch die Briefe an Christine Ljubanovic sind mit diesem persönlichen Kalendersystem datiert.

 

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