Thomas Laubenberger-Pletzer über seine auf den Seiten 72 bis 81 folgende Bildstrecke:
„ui, jetzt hat mich die redaktion von quart eingeladen, seiten im quartformat zu gestalten. dabei könnte sie doch wissen, dass ich nur im din-a4-format arbeite. vielleicht will sie mich herausfordern? ich mag herausforderungen und sage zu.
zu sehen sind buchstaben – genaugenommen handelt es sich um gerade schwarze linien, gezeichnet auf weißem din-a4-papier, senkrechte und waagrechte linien, die buchstaben ergeben. hier von meinem ‚alphabet nr 0‘ (wie bei allen meinen alphabeten aus quadratischen oder kubischen kleinbuchstaben bestehend). diesmal sind sie jedoch nicht quadratisch, sondern erstmals rechteckig, horizontal gestreckt oder vertikal gestaucht, und zwar so, dass sich im quartformat ein gleicher rand (von ca. 3 cm) auf jeder seite der gezeichneten form ergibt. gezeichnet wird diese form aber (wie immer bei mir) jeweils auf dem schmäleren a4-format, hier jedoch seitlich näher an die blattkante, damit der rand im layout des quartformats gleichmäßig ist.
das, was man sieht (könnte man sich fragen), das sollen buchstaben sein und auch noch zwei auf jeder seite? außerdem sollen die beiden je ein wort ergeben und partikel sein, interjektionen und auch das eine oder andere onomatopoetische wort, lautmalerisch also? und die wörter sollen ein (laut-)gedicht ergeben und nur aus selbstlauten bestehen, weil das h stumm ist? und die erste doppelseite beginnt jeweils mit einem a, die fünf doppelseiten der reihe nach mit allen fünf vokalen? und die letzte seite ist wie die erste, nur umgekehrt?
das alles hört sich kompliziert an – oder besser komplex, obwohl das, was man zu sehen bekommt, so simpel wirkt.
man könnte einwerfen: ich sehe nur komische zeichen, symbole vielleicht. oder grundrisse von seltsamen gebäuden, skizzen für skulpturen, bildsequenzen aus einem film, denn alle sehen ähnlich aus und auch wieder nicht. vielleicht sind es ja hieroglyphen unbekannter kulturen oder geometrische klangfelder oder poetische lagepläne oder skulpturale ausdruckspartikel oder weltvermessungsliniendiagramme oder …
was also soll das jetzt eigentlich wirklich genau sein?
ich kann darauf nur sagen: ein paar linien. und all das. möglichkeitsräume, denkfelder, projektionsflächen, blickwinkelerweiterungsversuche und einladungen zu
noch viel mehr, von dem ich nichts weiß. vielleicht wissen sie mehr?“
Titel der Arbeit: „ui“ (bestehend aus 10 Zeichnungen)
Originale entstanden 2023 mit Fineliner auf Papier im Format DIN A4, speziell entworfen für Quart Nr. 42